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Weltenende (German Edition)

Weltenende (German Edition)

Titel: Weltenende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Caspari
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und drei Becher auf den Tisch. „Er hilft gegen Tiere, aber mehr brauchen wir nicht.“
    Jonas setzte sich neben Carl. „Habt Ihr keine Schafe?“
    „Sie sind verendet, hier und drüben in Ervswang, vielleicht auch noch woanders.“
    Ervswang war der Ort, durch den er und Ludwig beim ersten Besuch in Hedwigs Turm gekommen waren. Jetzt, wo der Name gefallen war, erinnerte sich Jonas daran.
    Er nippte an dem süßen Wein. Carl leerte durstig den ganzen Becher und ließ sich von Marcus nachschenken.
    „Marcus, kennt Ihr ein Zeichen bestehend aus einer Kornähre und zwei Vögeln?“
    Die letzte Farbe wich aus Marcus Gesicht. „Wo habt Ihr es gesehen?“
    „Erhaben auf einem schwarzen Ring.“
    „Es ...“, Marcus zögerte, „es ist einer der Namenlosen, einer Gruppe, die der Ombrage treu ergeben ist.“
    Als Malis von den Pferden kam, erzählte Marcus vom Krieg und wie die Ombrage das Land mit Dunkelheit überzog, wie ganze Städte ausradiert und deren Bewohner in die tiefen Abgründe der Hölle gerissen wurden. „Es ist der Tod selbst, der über das Land kommt!“ Jonas schwieg. Er hörte die versteckte Anklage in Marcus Stimme und war froh, als Malis das Essen servierte. Er wusste, dass das nicht mehr als der Anfang war.
    Es gab einen dünnen Eintopf, Brot und Zwiebelstücke, die in Öl und Essig eingelegt waren. Jonas aß davon, aber er schmeckte nichts, was Carl später neidvoll als Wohltat bezeichnen würde. Was Jonas aber spürte, war der Alkohol in dem süßlichen Wein, der seine Sinne noch mehr vernebelte, als sie ohnehin schon waren. Er mied es einen dritten Becher zu trinken, obwohl er Durst hatte wie selten zuvor. Stattdessen stand er auf und meinte zu Carl: „Wir sollten weiter!“ Und zu Marcus gewandt fragte er: „Wie weit ist der Turm entfernt?“
    „Ihr könnt heute Nacht hierbleiben. Bei Tagesl icht ist es sicherer zu reiten“, meinte er halbherzig. Er schien gleichzeitig ganz froh darüber, dass er gehen wollte.
    „Nein , wir haben es eilig. Sagt nur, wie weit ist es noch?“
    „Mit d en Pferden noch drei, vielleicht vier Stunden, weil es dunkel ist“, antwortete er. „Und ihr solltet euch am Ufer halten. Der Mond ist noch groß; es wird dort heller sein, als zwischen den Bäumen und auf der Straße. Malis, hol die Pferde!“
    Jonas schaute noch einmal auf Ludwigs Karte, aber sie half jetzt nicht mehr viel. Das Seelenfeuer von Sendburg Menor war die letzte verzeichnete Landmarke vor Hedwigs Turm. Am Ufer zu reiten war gar nicht schlecht, denn dort konnten sie gar nicht vorbeireiten. Jonas erinnerte sich dunkel an die hohe Steilküste, auf der er stand, aber auch die würde sich anfangs sanft in die Höhe klimmen und sie würden ihr folgen können.
    Draußen bedankte sich Jonas für die Gastfreundschaft, bat förmlich um Entschuldigung gestört zu haben und sie verließen den Hof so rasch, wie es die Höflichkeit gebot. Carl sprach als erstes aus, was Jonas auch gedacht hatte. „Die hatten überhaupt nichts dagegen, dass wir verschwinden, oder?“
    „Nein, hatten sie nicht “, antwortete Jonas.
    „Frägt sich warum ... wir sind doch Sympathen.“
    „Aber ich bin der, der weiß, wo das Siegel und das W achs ist. Die Ombrage sucht mich und egal, wo ich bin, es bringt diejenigen in Gefahr, die bei mir sind.“
    „ Weiß eigentlich jeder, wie du aussiehst?“
    „Nein, wohl kaum, aber b ei meiner Initiationsfeier waren viele von uns anwesend. Ich erinnere mich nicht an Malis oder Marcus, aber mein Gedächtnis funktioniert nicht richtig. Aber ich denke, sie gehören dazu. Sie hatten einen Schutzzauber um den Hof gelegt.“
    „ Wie geht es dir sonst?“
    „Es ging mir schon mal besser “, entgegnete Jonas und untertrieb damit gehörig.
    Ein paar Minuten folgten sie der Straße, dann bog Jonas zwischen die Bäume ab, um ans Ufer zu gelangen. Marcus hatte Recht, es war sehr dunkel auf der Straße und zwischen den Bäumen. Sie schlugen sich durch den Wald und waren beide froh, als die silbrige Brandung vor ihnen auftauchte. Kurz darauf hörten sie Lärm, bollernde Geräusche wie von harten Schlägen gegen Holz, gefolgt von markerschütternden Schreien.
    „Los, schnell er!“, raunte Jonas und gab dem Pferd die Sporen.
    „Sollten wir nicht zurück? Wir müssen ihnen helfen.“
    „Ganz si cher nicht, Carl. Wir reiten am Ufer weiter, so schnell, wie diese Viecher noch nie gelaufen sind. Hoffen wir nur, dass Malis ihnen wirklich Heu oder Hafer gegeben hat.“ Jonas Stimme war hart.
    Sie

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