Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Einfallstor in unsere Welt, soweit man das weiß und verstanden hat. Sollte jemals ein dauerhaftes Portal entstehen, dürfte das Schicksal dieser Sphäre hier mehr oder weniger besiegelt sein, so viel ist sicher.«
»Ist so etwas bereits vorgekommen?«
Goswin nickte düster. »Leider ja. Es gab bisher vier Dämonenschlachten, von denen wir wissen. Die letzte hat vor fast 3000 Jahren weit im Norden stattgefunden. Dort, wo sich heute die endlosen, schneebedeckten Weiten der Insel Niphan erstrecken.
Aber auch ohne solche Katastrophen ist bereits die Anwesenheit eines Dämons furchtbar. Denn der Dämon wird alles tun, um genug negative und verzerrte Elemente und Gefühle anzuhäufen oder durch grauenhafte Taten zu erzeugen. So mancher Krieg diente wohl nur diesem Zweck! Denn nichts bringt die Niedertracht des Menschen so gut zur Geltung, wie ein grausamer Krieg.
Noch schlimmer, wenn man das überhaupt noch sagen kann, sind meiner Meinung nach Glaubenskriege. Wusstest du, dass der Orden vor gut 50 Jahren große Feldzüge im Südosten geführt hat? Um den Glauben an die Großen Alten zu den Heiden zu bringen? Und das nur wenige Jahre danach die ersten Berichte über eine verzerrte, grauenhafte Streitmacht nach Norden gelangten? Eine Streitmacht, die wir heute die Horde nennen?«
Tyark spürte, wie sich seine Kehle zuschnürte. Er stand auf und fragte ungläubig: »Wollt Ihr damit etwa sagen, dass die Glaubenskriege des Ordens im Süden die Horde hervorgebracht haben? Ich kann das kaum glauben! Ihr seid doch ein Mann des Glaubens, wie könnt Ihr so etwas sagen!«
Goswin hob beschwichtigend die Hände. »Ich will nichts dergleichen unterstellen. Letztlich kann das Auftauchen der Horde auch eine Vielzahl anderer Begründungen haben. Aber es ist ein seltsamer Zufall. Auch wenn dein eigenes Volk damals recht glimpflich davongekommen ist - es wurde vielerorts von großen Gräueltaten berichtet, die im Namen der Großen Alten angerichtet worden sein sollen.«
Tyark wollte etwas entgegnen, aber Goswin schüttelte den Kopf. »Auch wenn Menschen davon überzeugt sind, im Namen des Guten zu handeln, bedeutet das nicht, dass auch Gutes dabei entsteht. Manchmal ist es vielleicht sogar das genaue Gegenteil davon! Merke dir eines, Tyark: In jedem Menschen gibt es die gute, heilige Essenz und die des Bösen, die sich in dem Gefäß der Seele mischen. Und immer sammelt sich dieses Böse im Limbus an - der Seelenschatten des Menschen wächst, egal wie gut er ist. Und in von diesem Schatten nähren sich Dämonen, davor ist niemand vollständig gefeit. Die Frage ist also nur, wie viel Böses ein Mensch verbreitet – wechselnde moralische Bewertungen sind Dämonen dabei ziemlich gleichgültig...«
Goswin machte wieder eine abwehrende Handbewegung, als Tyark etwas entgegnen wollte. »Lass uns nicht weiter über diese eher theologischen Überlegungen disputieren. Lass uns lieber zu dem zurückkehren, das dir widerfahren ist! Denn auch wenn wir vielleicht niemals erfahren werden, was Pereo in der Gefangenschaft erlebt hat und was ihn schließlich in die Fänge dieser... Frau getrieben hat. Viel drängender ist doch die Tatsache, dass er dich gefunden hat, Tyark! Es mag natürlich ein Zufall sein, dass der Paktierer gerade in der Nähe seines Meisters gewesen ist. Aber dass er ausgerechnet dich gefunden hat, Tyark? Mitten in den Wäldern der Grate?«
Goswin verzog zweifelnd das Gesicht. Tyark spürte, wie sich seine Kehle verengte. »Meint Ihr etwa, Pereo habe auf mich gewartet ? Wie ist das möglich?«
»Nun, ich weiß natürlich nicht, ob er wirklich auf dich gewartet hat. Wie gesagt – vielleicht war es auch seine Aufgabe, Eindringlinge aufzuhalten und euer Zusammentreffen ein unvermeidbarer Zufall. Falls dem aber nicht so sein sollte – nun, dann fehlt uns noch ein gewaltiges Steinchen in diesem düsteren Mosaik!«
Beide schwiegen düster und Tyark begann schließlich, gedankenverloren mit den Füßen im Gras zu scharren. Irgendwann fuhr Goswin fort: »Vielleicht erfahren wir eines Tages Pereos Geschichte. Wichtig für dich ist aber zunächst das Folgende: Es hängt letztlich von der Stärke des Dämons ab, welche Geschenke er machen kann. Daher sind solche Paktgänger , sofern sie einen Dämon willentlich beschwören, immer bestrebt, einen möglichst mächtigen Dämon anzurufen, also aus einer möglichst hohen Sphäre. Was natürlich bedingt, dass das Opfergeschenk etwas Besonderes sein muss...vielleicht besonders grausam und
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