Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
Vom Netzwerk:
mit dem nächsten, gewaltigen Schlag den Schädel einzuschlagen. Tyark spürte, wie ihm das Blut in den Ohren und er schloss die flatternden Augenlider. Dann sah er es plötzlich. Schwach und nur kurz – aber er sah sie. Gleißende, goldene Fäden.
    Ein wunderbares, unglaublich erregendes Gefühl erfüllte seinen Geist und verdrängte die Angst – es war das Gefühl roher Macht. Macht, in deren Schatten alles andere vollkommen bedeutungslos sein musste. Macht, mit der er sich retten konnte.
    Wie im Traum blickte sich Tyark um. Vor sich sah er die Silhouetten der zwei Männer. Wie von selbst fokussierte sich sein Blick auf einen dieser Fäden, der aus Josch hervorzukommen schien. Er steckte seine Hand aus – aus weiter Ferne schien ihm verzerrtes, höhnisches Lachen entgegenzuschallen. Unendlich weit weg, wie aus einer anderen Welt.
    Dann lag der Faden in seiner Hand. Vibrierend und golden – und doch geradezu lächerlich schwach und zerbrechlich. Tyark spürte erneut die Gedanken und Erinnerungen des anderen. Sah Bilder aus Kindertagen, fremde Überfallopfer, Tote, einen Kerker. Fühlte Trauer, Schmerz, Angst, Wut und große Gier.
    Mit einer Wut, die ihn gleichzeitig mit tiefer Befriedigung erfüllte, riss er so fest er konnte an dem Faden. Der Faden verblasste rasch und das Zwielicht um Tyark schien kurz zu vibrieren. Dann verblasste wieder alles um ihn und er fand sich im nächsten Augenblick im Dreck der Gasse wieder.
    »Was bei den 99 Höllen...«
    Tyark sah den Alten, wie dieser zögerlich näher kam. Dann fiel sein Blick auf den Narbigen, der neben Tyark lag. Die Augen waren vollkommen starr, ein blutiges Rinnsal lief aus den Augenwinkeln und der Nase. Rasch rappelte sich Tyark auf und griff nach der Schwarzen Klinge neben sich.
    »Wie...wie haste das gemacht, du kleener Bastard?! Josch? Josch!«
    Der Alte drehte den Körper des Narbigen um und gab einen ersticken Laut von sich.
    »Verflucht!«
    Tyark spürte eine merkwürdige Ruhe in sich und auf einmal umgab ihn wieder das Zwielicht. Vor sich sah er den blassen goldenen Faden des Alten und ohne weiter nachzudenken griff Tyark danach. Doch bevor er ihn richtig greifen konnte, spürte er, wie er wieder aus dem Zwielicht zurückglitt. Verzweifelt griff er erneut nach dem Faden und spürte ihn auch für einen kurzen Moment im Geiste - dann glitt Tyark unbarmherzig in die kühle Nachtluft zurück.
    Ihm schwindelte und sein Kopf dröhnte von den Schlägen. Er spürte, wie ihm Blut die ganze Hose durchnässt hatte. Sein eigenes Blut. Wütend hob er den Kopf und blickte dem Alten direkt in die Augen. In einem der Augenwinkel des Mannes war ein Tropfen Blut gelaufen – dann erfüllte Grauen das zerfurchte Gesicht des Alten. »Wer... was bist du?! Was...ist...mit deinen...«
    Doch der Alte sprach nicht weiter. Er drehte sich abrupt um, ließ seinen Dolch los und rannte so schnell davon, dass Tyarks reflexhafter Hieb nur durch die Luft schnitt.
    Verwirrt starrte er dem Alten nach. Was hatte dieser bloß mit seinen letzten Worten gemeint? Tyarks Blick fiel auf die beiden Männer vor sich.
    Der Mann namens Josch lag weiterhin tot am Boden, der andere saß auf dem Boden und lehnte still gegen die Hauswand hinter sich. Der schwere Geruch nach Blut war allgegenwärtig. Tyark ging vorsichtig einen Schritt näher – dann sah er, dass auch dieser Mann wahrscheinlich tot war: Er saß in einer großen dunklen Lache seines eigenen Blutes. Er würde verbluten.
    Tyark taumelte zurück und konnte sich gerade noch an einer Wand abstützen. Er fühlte sich unheimlich schwach – wahrscheinlich war er selbst schwer verletzt.
    Dumpf vernahm er das Traben schwerer Stiefel vor sich aus der Gasse. Die Stadtwache! Jemand musste etwas gehört haben und sie würden schon in wenigen Augenblicken hier sein. Tyark begriff plötzlich, wie heikel seine Situation war – es würde so aussehen, als ob er diese Männer ermordet habe! Er musste hier weg und zwar schnell.
    Gehetzt stolperte Tyark in die dunkle Nacht davon, den dröhnenden Kopf voller Verwirrung über sich selbst. Hinter sich hörte er schon bald das Rufen einiger Männer, doch es wurde rasch leiser. Schon bald lagen nur die fast vollkommen verlassenen Gassen der Stadt dieser kalten Nacht vor sich.
    Irgendwann hörte er vor sich Gelächter. Er musste die vollkommen blutbesudelte Hose loswerden und zwar schnell! Stöhnend und taumelnd zerrte er an der Hose und schaffte es irgendwann, sie auszuziehen. Er blickte sich um und fand

Weitere Kostenlose Bücher