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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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dass er Mayra nicht damals schon gerettet hatte, wenn er doch über eine solch mächtige Gabe verfügt hätte!
    Plötzlich spürte Tyark etwas hinter sich und drehte sich ruckartig um. Hinter ihm stand ein kleines Kind, ein Junge. Tyarks Atem stockte, denn etwas war seltsam an diesem Kind. Langsam kam er näher, sein Herz klopfte laut. Der Junge stand einfach nur im Schatten einer Hauswand, den das silbrige Mondlicht warf. Tyark hörte ein leises Knirschen, das von dem Jungen auszugehen schien - seine Nackenhaare richteten sich auf.
    »Kleiner? Was machst du so spät noch auf der Straße?«
    Der Junge antwortete nicht. Er stand weiter vollkommen regungslos in der Dunkelheit – Tyark spürte nur Augen, die ihn anstarrten. Er trat näher und konnte den Jungen nun deutlicher erkennen. Das Knirschen kam eindeutig vom Kind. Tyark runzelte die Stirn und sprach das Kind erneut an, doch er erhielt keine Antwort. Tyark stockte, als er den Jungen aus der Nähe sah. Das kleine Gesicht war vollkommen bleich, die stechenden, dunklen Augen waren von tiefen Schatten unterlegt. Ein trauriger Ausdruck lag auf den kleinen, schmalen Lippen. »Junge...was ist mit dir? Alles in Ordnung?«
    Es knirschte erneut. Tyark sprang einen kleinen Satz zurück, Entsetzen brannte in seinen Adern: Das Knirschen kam von den Armen des Jungen. Sie baumelten in einem grotesken Winkel herunter und schienen sich im Wind zu bewegen. Die gebrochenen Knochen hatten sich stellenweise durch die Haut gebohrt und jede Bewegung erzeugte dieses widerliche Knirschen, welches Tyark gehört hatte. Es sah aus, als sei das einst Kind unter die Räder eines Gespannes geraten.
    »Kleiner! Was ist mit deinen Armen passiert...bei den Alten, sie sehen schlimm aus!«
    Doch er brauchte nicht weiter zu reden, denn er begriff schlagartig, was hier vor ihm stand – ein Draugr! Tyark hatte bisher nur nicht gewusst, dass auch Kinder zu unruhigen Totengeistern werden konnten. Der Junge starrte in nur weiter aus diesen tiefen, dunklen Augen an, in denen kein Weiß zu liegen schien. Doch da war nicht nur Trauer in dem Blick – war es nicht auch so etwas wie eine tiefe, brennende Sorge? Tyark streckte seine zitternde Hand aus und machte Anstalten, den Jungen an der Schulter zu berühren. Je näher seine Hand kam, desto kälter schien es zu werden. Als seine Hand die Schulter hätte berühren müssen, griff sie erwartungsgemäß ins Leere. Tyark spürte nur eisige Luft und vor seinen Augen flimmerten entfernte und undeutliche Bilder. Das Kind war seiner Hand gefolgt und diese seltsamen Augen hatten sich an Tyarks Hand geheftet.
    Der Junge öffnete langsam den Mund, eine undurchdringliche Schwärze schien auch in diesem zu liegen, die Augen blickten Tyark geradezu flehend an. Abrupt schloss der Draugr plötzlich den Mund und die schwarzen Augen schienen an Tyark vorbei zu blicken. Tyark fragte: »Was ist mit dir?«
    Er zuckte zusammen, als eine kräftige, fremde Männerstimme hinter ihm antwortete: »Mit wem redeste denn da, Jungchen? Hast wohl einen zu viel getrunken, wa?!«
    Tyark zuckte zusammen und drehte sich um. Drei schäbig gekleidete Männer hatten sich im Halbkreis hinter Tyark aufgebaut, einer von ihnen hatte ein narbiges Gesicht, das Tyark irgendwie bekannt vorkam. Zwei von ihnen blickten Tyark feixend und grinsend an. Der Narbige ließ seinen Blick rasch durch die dunklen Gassen wandern und fixiert dann Tyark. Seine Stimme klang unangenehm hoch. »Na, können wir dir helfen? Du siehst aus, als könntest du vielleicht Gesellschaft vertragen, redest schon mit Hauswänden!«
    Die beiden anderen Männer lachten abschätzig. Ein ungutes Gefühl beschlich Tyark, er war nun vollkommen nüchtern. Der Narbige grinste breit und sagte: »Aber bevor wir unsere Freundschaft feiern gehen, eines: Du schuldest mir noch was, Jungchen!«
    Tyark blickte den Mann verdutzt an und erinnerte sich dann langsam. »Dein Name ist Josch. Ich habe gegen dich Karten gespielt, richtig? Es ging um mein Schwert.«
    »Richtig, Jungchen! Und ich bin jetzt hier, um meinen Preis abzuholen.«
    Tyark wich ein wenig zurück, wissend, dass der Totengeist des Jungen verschwunden war. »Nein, ich habe gewonnen. Das Schwert gehört mir.«
    Josch feixte böse. »Nix da, Freundchen! Du hast beschissen! Meine Freunde hier haben das genau gesehen! Und jetzt bin ich hier, um mir meinen Preis abzuholen...«
    Die gierigen Augen des Narbigen glitten an Tyark herab und blieben an der Schwarzen Klinge hängen, die an Tyarks

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