Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
neben sich eine kleine dunkle Sackgasse, die mit Heu und irgendwelchem Unrat aufgefüllt war. Mit schmerzverzerrtem Gesicht stopfte Tyark die Hose zwischen einige verfaulte Kisten und sank dann daneben auf die Knie.
Dankbar griff er nach einigen stinkenden Lumpen und bedeckte damit seine Blöße. Sein Kopf schmerzte wie verrückt und obwohl er sich eigentlich nur hatte kurz ausruhen wollen, sank er rasch in einen Schlaf, der mehr einer Ohnmacht glich.
***
Die Umrisse der beiden Mädchen waren deutlich auf der Kuppe eines Hügels zu sehen. Sie waren nun junge Frauen, ihre Kindheit nur noch eine ferne Erinnerung an vergangene, friedlichere Tage.
Beide Mädchen hielten sich in den Armen, Angst lag in ihren Blicken wie. Vor ihnen im nächtlichen Tal brannte ihr Dorf, wurden ihre Familie, ihre Verwandte, ihre Freunde dahingeschlachtet. Brutale, in dunkle Felle gekleidete Wilde töteten, schändeten und folterten. Flammen verzehrten die schlichten Hütten, vermeintliche Reichtümer wurden davongeschleppt. Die Leistung vieler Leben in wenigen Augenblicken vernichtet.
Die Schwarzhaarige klammerte sich an ihre Schwester und vergrub ihr Gesicht in deren Nachthemd. In den dunklen Augen der Blonden spiegelte sich das Flammenmeer unter ihnen wieder. Doch in dem verträumten Gesicht lagen weder Angst noch Trauer – dort war nur Wut. Alte, ewige und kalte Wut. Ihre Hand ruhte auf einen Stoffbeutel – darin, schwer, dunkel und flüsternd der Kubus.
Die Blonde spürte das Gewicht des Kubus tief in ihrer Seele und wusste, dass sie keine Angst zu haben brauchte. Auch als sich einige der Schlächter den Schwestern näherten, ihre blutgetränkten Waffen drohend in den Himmel gerichtet, blieb sie ruhig, hörte nicht auf das Drängen und Flehen ihrer Schwester.
Die Blonde stand auf und lächelte verträumt die Bestien an, die sich in die Gestalten von Männern versteckt hatten, bis diese nur noch wenige unheilvolle Schritte entfernt waren.
In Panik versuchte die Schwarzhaarige weinend, ihre Schwester zur Flucht anzuhalten, zog an ihr, versuchte, sie in den Wald zu zerren. Doch die Blonde hielt ihre Schwester fest, ihre zarte Hand unnachgiebig wie Stein. Mit der weinenden, auf den Boden gesunkenen Schwester stand die Blonde einfach nur da und blickte die Männer an – ein Lächeln lag auf ihren Lippen. Sie spürte die fremde Macht, die durch ihren jungen Körper floss. Ein Flüstern schwebte durch ihren Geist wie ein Wiegenlied und berichtete ihr von dem Wunderbaren, was nun passieren konnte.
Kein Windhauch regte sich mehr. Auch die Schwarzhaarige schien das Flüstern vernommen zu haben, ihr ängstlicher Blick galt nun nicht mehr nur den fremden Männern. Etwas sagte ihr, dass sie nun keine Angst mehr zu haben brauchte - niemals wieder. Aber sie spürte sie doch auch, dass der Zoll dafür unbeschreiblich hoch sein würde!
Die Männer waren indes kurz vor ihrem Ziel. Ihre lästernden, brutalen Blicke ruhten gierig auf den Frauen. Ihr Anführer blieb triumphierend stehen, würde doch die schönste der Frauen nur ihm gehören, bis er sie zuletzt dann seinen treusten Kriegern überließ. Doch noch bevor er weiter fortschreiten konnte, verschwand die blutige Gier aus seinen Augen. Sein Blick wurde leer und fahl, als er in die dunklen, bodenlosen Augen der Blonden blickte.
Der Verstand des Kriegers wurde augenblicklich in diesen wunderbaren Abgrund gezogen und zärtliche Dunkelheit legte sich darüber – vielleicht bemerkte er es nicht einmal, als etwas Uraltes begann, zunächst seinen Verstand und dann seine Seele zu zerreißen und herunterzuschlingen. Nun ließen auch die anderen Männer ihre Waffen sinken, in ihren rauen Gesichtern ein seliges, fernes Lächeln.
Hinter ihren Rücken schraubte sich dunkler Rauch in den Himmel, die Feuersglut darunter leuchtete blutrot.
Der Anführer begann als erster. Mit seinem groben Schwert schlitzte er seinen neben ihm stehenden Freund aus Kindestagen auf. Röchelnd stürzte dieser nieder, das verträumte Gesicht des Anführers troff vor Blut. Nun begannen auch die anderen, mit ihren Waffen unsicher und doch voller Inbrunst auf die ihren einzuschlagen. Köpfe wurden gespalten, Gliedmaßen abgetrennt und Gedärme auf dem bald blutdurchtränkten Rasen ausgegossen. So mancher, der keine Arme mehr besaß, biss noch mit seinen Zähnen Fleisch aus einem anderen heraus.
Am Schluss stand nur noch einer und mit einem Blick, der von unendlicher Liebe erfüllt war, hieb er sich den Knauf seines
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