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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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derweil über die aktuelle politische und religiöse Lage, doch Tyark hatte kaum ein Ohr dafür.
    Als sie eine ruhige Stelle gefunden hatten, fasste Tyark Goswin an der Schulter und fragte ihn: »Sagt, Bruder Goswin. Wisst Ihr etwas über einen Mann, der hier in der Burg gelebt hat? Er hatte einen großen, roten Fleck auf dem Gesicht.«
    Goswin blieb stehen und blickte Tyark verwirrt an. Er kratzte sich am Kopf, überlegte eine Weile und sagte schließlich: »Der einzige, der mir einfällt, war der ältere Bruder des Fürsten. Der eigentliche Thronfolger. Ich meine mich aber zu erinnern, dass er vor vielen Jahren von der Jagd nicht wieder heimgekehrt ist – seine Begleiter berichteten davon, dass in den Graten einer Horde Harpyien zum Opfer gefallen sei. Die Suche nach ihm oder seinen Überresten blieb damals vergeblich und so kam Frederick D’Armais schließlich auf den Thron, als Zweitältester. Warum fragst du?«
    Tyark spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. Er sagte: »Ich habe vorhin nur das Gesinde darüber reden gehört, es hat mich interessiert.«
    Goswin zuckte mit den Schultern und ließ seine Blicke durch den Saal streifen: »Wirklich? Nun, es gab damals in der Tat einige...böse Gerüchte. Aber die gibt es immer, wenn der eigentliche Thronerbe stirbt oder verschwindet. Dass das Gesinde sich immer noch mit dieser alten Geschichte befasst, erstaunt mich allerdings!«
    Er verzog die Mundwinkel abfällig und sagte schließlich: »Ich habe dich bereits überall gesucht. Lass uns in den Tempel zurückkehren, ich habe dir noch etwas zu berichten, bevor ihr aufbrecht. Zaja wartet bereits draußen.«
    ***
    Später saßen sie in dem kleinen Wohnbereich des Tempels zusammen, welcher für Tyark bereits fast zu einem neuen Zuhause geworden war. Zaja hatte auch unterwegs geschwiegen und sagte auch jetzt nichts. Auch vermied sie es, Tyark anzuschauen.
    Goswin hatte einen Kräutertee für sie gekocht und ihnen nebenbei erzählt, was er bei seinen zahlreichen Reisen in den letzten Jahren erlebt hatte. Es waren zum Teil recht amüsante Geschichten dabei und schließlich erfüllte ihr Gelächter den schmalen Raum.
    Irgendwann verstummte Goswin und setzte sich mit ernstem Gesicht zu ihnen. Mit seinem Becher zwischen den Händen saß er lange schweigend da und das erste Mal seit seiner Ankunft in Lindburg sah Tyark, dass Goswin doch bereits ein alter Mann war.
    Das Feuer knisterte in der Feuerstelle als Goswin begann: »Es tut mir leid, dass ich euch aus dem Fest gezerrt habe, aber der Fürst hätte sowieso keine Zeit für uns gefunden. Der Krieg um seine eigenen Belange hat die Sorge um seine Untertanen aus seinem Blickfeld verbannt, wie es scheint – erst recht, wenn es um irgendwelche Bauern in den ewigen Felsen der Grate geht.
    Aber darum wollte ich nicht mit euch sprechen. Es geht um euren Auftrag – speziell um das Brechen des Fluches, wie ihn Adaque uns geschildert hat.«
    Tyark bemerkte, wie Goswins Hände begannen, nervös an dem tönernen Becher herumzuspielen. Er fragte sich, was Goswin Sorge bereiten mochte.
    Goswin fuhr fort: »Ich habe, wie ihr wisst, tagelang in den Archiven des Ordens und des Zirkels gesucht. Etwas an Adaques Plan kam mir irgendwie unstimmig vor und ich wusste lange nicht warum. Vorgestern habe ich endlich den Folianten gefunden, den ich gesucht hatte. Es ist ein Kompendium von Thorwald dem Weisen, in dem zahlreiche uralter Riten und Mythen aufgelistet sind, die teilweise bis ins Zeitalter des Chaos zurückreichen. Vor vielen Jahren hatte ich bereits darin gelesen, daher konnte ich nachvollziehen, was uns Adaque über die Medusa gesagt hat. Allerdings...«
    Er vollendete den Satz zunächst nicht, sondern nahm einen tiefen Schluck aus seinem Becher und schien mit gerunzelter Stirn in weite Ferne zu blicken.
    Als Tyark nach einer Weile des Schweigens begann, unruhig auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen schreckte Goswin kurz auf und fuhr dann fort: »Verzeiht, ich bin noch etwas in Gedanken. Ich habe das Ritual gefunden, welches Adaque meinte. Zumindest die Schilderungen Thorwalds dazu – ich bezweifle, dass Adaque von der Existenz dieses Folianten weiß. Es gibt wohl auch nur diese eine Kopie davon, denke ich wenigstens. Jedenfalls habe ich etwas entdeckt, das ich mir zunächst nicht erklären konnte. Und, wenn ich ehrlich bin, trotz erneuter Unterredung mit Adaque eine gewisse Unsicherheit bei mir hinterlassen hat.
    Ihr müsst wissen, dass der Foliant nicht in unserer Sprache

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