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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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warten.«

    In dieser Nacht träumte Tyark erneut, etwas Boshaftes habe sich aus dem Wald gewunden. Ein dunkles Etwas hatte sich in seinem Traum direkt von sein Gesicht gestellt, er hatte den stinkenden Atem deutlich riechen können. Ein Etwas, das nur aus zwei Reihen spitzer, gelber Zähne zu bestehen schien, die ihn anzugrinsen schienen.
    Aufgewacht war er nicht - aber der Geruch nach Erde, Blut und Verwesung hing ihm auch noch nach dem Aufwachen in der Kleidung, zumindest kam es ihm so vor.
    Kurz vor dem Aufbruch bemerkte Tyark, wie Pereo plötzlich stutzte und sich vor der Hütte auf den Boden kniete und nachdenklich mit dem Finger auf der Erde entlangfuhr. Er sagte: »Ich glaube, wir haben Besuch gehabt. Heute Nacht.«
    Tyark spürte sofort, wie ein Schauer seinen Rücken entlang lief und für einen kurzen Moment konnte er den fauligen Atem des Bösen wieder riechen.
    »Was meinst du? Ich glaube nämlich fast, ich hätte heute Nacht etwas gespürt! Im Traum, meine ich. Aber wach geworden bin ich nicht. In meinem Traum war es ein Geist oder so. Schrecklich war es jedenfalls!«
    Pereo blickte ihn mit gerunzelter Stirn an, bevor er fortfuhr: »Nun, Geister hinterlassen eher keine Pfotenabdrücke im Boden. Hier ist aber eindeutig eine frische Spur zu sehen. Ein Wolf. Du kannst das gut an der Form der Zehen erkennen, siehst du?«
    Er pfiff durch die Zähne und erklärte: »Und es war ein ziemlich großes Tier. Es scheint mehrfach um unser Lager gelaufen zu sein.«
    Pereo stutzte, als er eine Stelle neben einem großen Stein betrachtet. »Und hier hat es sich hingelegt, sehr merkwürdig!«, er blickte Tyark an, »Vielleicht ist an deinem Traum mehr dran, als du denkst! Allerdings habe ich noch nie gehört, dass Wölfe so etwas tun...«
    Tyark wurde mulmig in der Magengegend beim Gedanken daran, ein riesiger Wolf hätte heute Nacht unmittelbar vor seinem Gesicht gestanden. Ihm wurde schlecht.
    Pereo lachte grollend. »Na, na! Keine Sorge! Wenn er dich hätte fressen wollen, wärst du jetzt Wolfsfutter! Scheinst aber nicht so gut zu richten, mein Freund! Gut zu wissen!«, er feixte schadenfroh.
    »Aber wir sollten zukünftig wachsamer sein, denke ich. Die Grate sind immer für Überraschungen gut. Man meint, sie ein Leben lang zu kennen. Und dann überraschen sie einen, nicht immer geht das dann so glimpflich aus. Nein, wirklich nicht!«
    Tyark schluckte und spürte langsam, wie das Blut zurück in den Kopf floss. Seine Knie fühlten sich an, als wären sie aus Gummi.
    »Ich mag keine Wölfe. In den ersten Wochen meiner Flucht aus dem Osten wurden wir von einem Rudel angegriffen. Es hat sogar einen Toten gegeben, bis wir endlich die meisten von ihnen erschlagen konnten.«
    Pereo brummte nur etwas in seinen mittlerweile kräftig gewachsenen Bart. »Lass uns aufbrechen, Tyark. Wir wollen nicht noch eine Nacht im Freien verbringen.«
    Sie brachen unverzüglich auf, begleitet von kühlen Regenschauern und einem schneidenden Wind, der scheinbar den Odem des Herbstes mit sich brachte.
    ***

    Sie waren gewiss vier oder fünf Stunden unterwegs, als sie aus dem Wald vor sich plötzlich ein bösartiges Knurren vernahmen. Pereo hatte sofort sein Schwert in der Hand und bewies auch hier eine unheimliche Schnelligkeit, während Tyark noch unbeholfen nach Griff seines Kurzschwertes angelte. Pereo zischte: »Still jetzt! Die Wölfe scheinen etwas gefangen zu haben. Wir sollten sie nicht stören!«
    Auch Tyark vernahm nun ein wütendes Geknurre und Gekläffe - diese Wölfe klangen ganz anders als die, welche die Flüchtlingstrecks immer und immer wieder überfallen hatten. Bösartiger. Wilder.
    Die Situation änderte sich schlagartig, als sie plötzlich ein lautes Schreien vernahmen, welches ebenfalls aus der Richtung der Wölfe kam. Es war eindeutig das Schreien einer Frau – einer Frau in Todesangst.
    Sie verloren keine Zeit und liefen durch das dichte Unterholz in Richtung des Lärms. Pereo fiel sofort in einen monotonen, dunkel klingenden Singsang, während er mit gezücktem Schwert und Schild durch die Büsche brach.
    Der Gesang des Krieges! schoss es Tyark durch den Kopf.
    Tyark strauchelte, als Pereo plötzlich stehenblieb.
    Vor ihnen hatte eine kleine Lichtung aufgetan, auf der sich drei große Wölfe mit gesträubtem Fell befanden. Die Tiere hatten sich in einem Kreis um eine komplett in Schwarz gekleidete, vielleicht 23 Jahre alte Frau gestellt. Die Frau war in einen Umhang gekleidet, der an ihrem linken Bein zerrissen war

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