Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
neben sich stehend, schwer atmend; Blut lief ihr Bein hinunter, versickerte im Gras. Sie streckte ihm wortlos ihren Arm entgegen, er ergriff ihn und wurde überaschend kräftig nach oben gezogen. »Danke.«
Mehr konnte er nicht sagen, keuchend drehte er sich nach dem Wolf um. Dieser lag im Sterben, an seinem Kopf war eine große, offene Kopfwunde zu sehen, die den Blick auf Teile des Gehirns freigab. Und doch, selbst im Sterben noch versuchte er vergeblich, in Tyarks Fuß zu beißen. Wortlos riss Tyark sein Schwert aus den Eingeweiden und stieß es dem Wolf direkt in die Flanke. Erst jetzt hörte das Knurren auf.
Er wischte sein Schwert an seiner Hose ab und blickte die Frau an. Sie schien etwas jünger als er zu sein. Das Gesicht war fein geschnitten und doch hatte sich ein harter Blick darin gefestigt - der fast völlig kahle Kopf, unterstrich diesen Eindruck noch. Die Augen waren von einem tiefen Grün und er hatte den merkwürdigen Eindruck, dass sie direkt durch ihn hindurch blickten. Und doch war etwas in ihnen, das Tyark in seinen Bann schlug.
Erst jetzt nahm er wahr, dass ein Ohr der jungen Frau offensichtlich zur Hälfte abgeschnitten war. Er frage sich unwillkürlich, ob dies Folge eines Unfalles oder Kampfes gewesen war. Die Frau bemerkte seinen Blick zog hastig die Kapuze ihres Umhanges über den Kopf.
Sie sagte: »Danke, dass ihr mir geholfen habt.«
Sie drehte sich zu Pereo um, der ebenfalls schwer atmend über den zwei Kadavern der anderen beiden Wölfe stand. Auch sein Schwert war voll dunklen Wolfsblutes, er selbst schien aber nicht weiter verwundet zu sein. »Wir hörten die Wölfe und dachten zunächst, sie würden sich um ihre Beute streiten...aber anscheinend wart Ihr ihre...«
Bevor Tyark seinen Satz beenden konnte, sah er aus dem Augenwinkel eine Bewegung am Waldrand. »Vorsicht! Mehr von ihnen!«
Alle hoben sofort nach ihren Waffen und blicken in die Richtung, in die Tyark mit seinem Schwert deutete. Aus dem Wald trat nun mit hängender Zunge ein riesiger, fast vollkommen schwarzer Wolf. Das Tier, ein Weibchen, blieb ruhig am Waldrand stehen und schien keine Anstalten zu machen, sie anzugreifen. Alle drei konnten sein durchdringendes, tiefes Knurren hören.
Pereo wich langsam zurück und stellte sich zu den anderen. Er zischte: »Ein unglaublich großes Tier. So was habe ich noch nie gesehen!«
Die Wölfin kam mit gesträubtem Fell ein Stück auf sie zu und Tyark rechnete damit, dass sie im nächsten Moment auf sie zustürmen würde. Doch es blieb gut zehn Meter vor ihnen stehen und starrte sie einfach nur an. Dann drehte sich das Tier unvermittelt um - einen kurzen Moment sah es fast so aus, als sträube sie sich dagegen - und trottete langsam in den Wald davon.
Pereo atmete hörbar auf und murmelte: »So was - eine schwarze Wölfin! Ich glaube fast, Jobdan, unser Jäger, erzählte mal von einer! Hat sie früher wohl gejagt, weil sie unsere Herden riss. Hat sie aber nie erwischt. Er hat dann düstere Geschichten von ihr erzählt – mein, dass sie ein Ingrimm sein muss. Hat irgendwann aufgehört, ihr nachzustellen...«
Tyark starrte noch eine Weile in Richtung der Stelle, wo das Tier im Wald verschwunden war. Schließlich zog er sich zusammen mit den anderen zurück.
Pereo hatte tatsächlich nur einen Kratzer an der Wange davongetragen, der aber nicht sonderlich tief war.
Der Biss an Tyarks Unterarm war dagegen tiefer und Pereo bestand darauf, dass Tyark die Wunde gründlich reinigte. »Eine Narbe wird bleiben, aber du wirst leben.«, mit Blick auf Tyark bleiches Gesicht lachte er grollend, »Ein Krieger ohne Narben ist kein Krieger!«
Er schlug mit seiner Hand Tyark so fest auf die Schulter, dass diesem kurz der Atem wegblieb.
Das Bein der Frau war ebenfalls in keinem guten Zustand, auch machte sie insgesamt einen vollkommen erschöpften Eindruck. Tyark nickte ihr schließlich zu: »Das ist Pereo, ich bin Tyark. Gut, dass wir Euch rechtzeitig angetroffen haben!«
Ein Lächeln huschte über das junge Gesicht der Frau. Mit sanfter Stimme sagte sie: »Ich heiße Zaja. Es freut mich auch, euch getroffen zu haben! Ihr ahnt vielleicht, wie sehr...«
Pereo nickte nur stumm und fuhr fort, seine Waffe zu reinigen. Zaja sagte: »Ich bin auf dem Weg nach Schwarzbach und dachte eigentlich, dass es ganz in der Nähe sein müsse. Ich habe ein paar Stunden südlich von hier in einer Hütte gelagert und mich dann aber entschlossen, noch am Abend weiterzuziehen. Die Wölfe verfolgen mich
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