Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
bereits seit Tagen. Ich konnte kaum schlafen aus Angst, nicht mehr aufzuwachen.«
Pereo horchte auf und sagte brummend: »Ihr seid alleine aufgebrochen? Durch die Grate? Ihr könnt von Glück reden, überhaupt so weit gekommen zu sein!«
Zaja schüttelte traurig den Kopf und sie erfuhren, dass sie anfangs von einem Waldläufer begleitet worden war. »Doch dann haben sie uns mitten in der Nacht überfallen! Es war ein einziger Alptraum. Plötzlich waren sie da, wir konnten uns gerade noch wehren. Doch sie ließen nicht von uns ab! Den ganzen Tag lang haben sie uns gehetzt und gestern...«, sie stockte, »...gestern, ich weiß, wie das klingen muss, sie haben uns eine Falle gestellt! Wir wurden gezielt in eine Felskluft getrieben und dort haben sie uns gestellt. Dort haben sie Mornitz getötet! Er hat sie zu sich gelockt - sonst wäre ich jetzt schon tot.«
Zaja rieb sich einzelne Tränen aus dem Gesicht.
Unbehaglich murmelte Pereo: »Merkwürdig. Ein Waldläufer lässt sich nicht so leicht von Wölfen überraschen...«
Zaja zuckte hilflos mit den Schultern und fuhr nach einer Weile fort: »Ich glaube, ich habe diese große Wölfin schon gestern gesehen. Sie stand auf einem großen Felsen und... und sie schien zu beobachten, wie uns ihr Rudel angriff!«
Zaja atmete tief ein und blickte ängstlich in den Wald.
Tyark verspürte großes Mitleid mit ihr – er konnte nachempfinden, welchen Horror Zaja erlebt hatte. Auch jagte es ihm Schauer über den Rücken als er hörte, wie merkwürdig sich diese Wölfe offensichtlich verhalten hatten.
Beruhigend sagte er: »Das mit eurem Gefährten tut uns leid, ich hoffe, seine Seele ist nun bei den Großen Alten...«
Er schwieg und blickte Zaja an. Ihr schmächtig wirkender Körper wurde von einem lautlosen Schluchzen geschüttelt und es dauerte lange, bis sie sich wieder beruhigt hatte.
Schließlich sagte Tyark vorsichtig: »Wir sind ebenfalls auf dem Weg nach Schwarzbach – sagt, was verschlägt Euch in diese Gegend?«
Die Frau lächelte traurig: »Gut, dass euch die Großen Alten hierher geschickt haben und ihr mir das Leben retten konntet! Die Pläne der Alten sind wahrhaftig für uns nur nicht immer klar zu erkennen. Und dass diese Pläne meinen Tod heute nicht im Sinne haben, erfüllt mich mit Erleichterung. Danke nochmals für eure Hilfe - so bleibt das Opfer Morniz‘ vielleicht nicht umsonst.«
Sie schluckte erneut und blickte mit verschränkten Armen in die Ferne.
Mit Blick auf Pereo fuhr sie fort: »Leider ist der Grund meiner Reise ähnlich ungewöhnlich... und besorgniserregend.«
Pereo trat mit fragendem Gesichtsausdruck näher.
»Es scheint etwas vorgefallen zu sein in Schwarzbach. Der Orden in Lindburg hat mich daher mit Morniz hier herauf geschickt. Ich soll mir ein Bild der Lage machen und dem Orden anschließend berichten, was hier vorgefallen ist.«
Schnell fügte sie hinzu: »Falls überhaupt etwas vorgefallen ist.«
Pereo sah sie fragend an: »Was soll denn vorgefallen sein? Was veranlasst den Orden, eine Schwester hier herauf zu schicken?«
Zajas Blick wich dem seinen aus. »Ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau. Mir wurde es so dargestellt, als ginge es um ungeheuerliche Behauptungen, die keinesfalls einer tatsächlichen Grundlage entsprechen könnten. Denen ich aber dennoch nachgehen sollte.«
Bevor sie weiterreden konnte, hörten sie Wolfsgeheul, das bedrohlich nah zu sein schien.
Hastig sagte Tyark: »Wir sollten aufbrechen. Zum Dorf ist es nicht mehr weit, aber es wird bald dunkel. Ich will nicht noch mehr Wolfsblut auf meiner Kleidung. Und auf weitere Bisse bin ich auch nicht scharf...«
Pereo und Zaja schauten sich um. Pereo sagte: »Du hast recht. Lass uns aufbrechen. Wir werden sowieso heute Abend selbst erfahren, was in Schwarzbach vorgefallen ist oder auch nicht.«
Er warf noch einen letzten Blick auf die Schwester und machte sich dann daran, die verstreut liegende Ausrüstung aufzusammeln.
Tyark berührte Zaja an der Schulter, worauf diese sofort zurückzuckte. »Alles in Ordnung mit Euch? Ich meine, bis auf den Biss und dieses Biest im Wald...«
Er versuchte, zu lächeln, was ihm aber mehr schlecht als recht gelang. Zaja lächelte angestrengt zurück. »Ja, mir geht es soweit gut, danke. Es waren harte Tage für mich. Ich kannte Morniz gut. Es war schrecklich, ihn im Todeskampf schreien zu hören.«
Sie schluckte. »Viele der Prüfungen der Großen Alten sind für uns fürwahr nicht begreifbar. Und Vieles, was uns
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