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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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alle Magier bereits als Kinder in die Obhut des Ordens, genauer, in einen Magierzirkel, die es in den großen Städten der Länder gab. Tyark hatte selbst vor einigen Monaten einen dieser Zirkel gesehen: Ein unscheinbarer Bau, umgeben von einer hohen Mauer, die von der sogenannten Zirkelwache bewacht war.
    Abermals heulte ein Wolf, wie Tyark es vorkam, näher als beim letzten Mal. Er wickelte seine Decke fester um sich. Pereo lächelte grimmig: »Keine Sorge, sie begleiten uns schon seit fast zwei Tagen. Sie heißen uns willkommen in ihrem Reich. Wir sind bald da, wir müssten morgen am Gor’gata-Moor vorbeikommen. Der faulige Geruch wird dir wie ein sanfter Duft vorkommen, denn er sagt dir, dass wir auf der richtigen Spur sind. Und dann wirst du in weniger als vier Tagen einen besonderen Schatz bekommen: Riesenbräu! Das beste Bier, das du je getrunken hast! Wetten?«
    Tyark erzitterte, als Pereos Pranke hart auf seiner Schulter landete.
    Tyark stimmte Pereo hustend zu, doch mit einem Ohr lauschte er weiter misstrauisch dem Geheul der Wölfe. Vor dem Schlafengehen achtete er darauf, sein Schwert griffbereit zu haben.
    ***

    Als Tyark am nächsten Morgen wieder als erstes aufwachte, hatte er das deutliche Gefühl, beobachtet zu werden. Schlaftrunken versuchte er, in den Nachtschatten des noch dämmrigen Waldes etwas auszumachen. Vor seinem Geiste tauchte die undeutliche Erinnerung an zwei große gelbe Augen auf. An den durchdringenden Geruch von wildem Tier und Waldboden.
    Schnell rappelte er auf und griff nach seinem Schwert – da hörte er ein Rascheln aus dem Gebüsch vor ihnen. Sein Herz klopfe bis zum Hals, er begann zu schwitzen. Er schrie beinahe auf, als etwas heraussprang, sein Schwertarm zuckte - doch es war nur ein verdutztes Eichhörnchen, welches scheinbar noch größere Angst vor ihm zu haben schien als umgekehrt. Mit einem Zapfen im Maul stob es hastig davon und kletterte Geschwind eine benachbarte Tanne herauf, von wo es ihn argwöhnisch beobachtete.
    Pereo wurde wach und begrüßte Tyark durch ein herzhaftes Lachen, als er dessen Reaktion auf das graue Eichhorn bemerkte. »Keine Sorge mein kleiner Freund! Die tun dir nichts! Meistens jedenfalls!«
    Tyark wurde rot und lachte schließlich selbst über seine Schreckhaftigkeit. Mit einem misstrauischen Blick in Richtung des dunklen Unterholzes begann er damit, ein Feuer zu entzünden. Vielleicht war dort wirklich nichts gewesen - vielleicht waren es nur Träume gewesen.

    Sie brachen zügig auf und begannen durch kalten Nebel und Nieselregeln Richtung Nordwest zu wandern. am frühen Nachmittag bemerkte Tyark, wie ein fauliger Geruch in seine Nase stieg und er hatte das undeutliche Gefühl, das auch die Luft kälter geworden war. Pereo schien seine Gedanken zu erraten: »Das dürfte das Moor sein, wir müssen jetzt aufpassen.«
    Tyark erfuhr, dass die Menschen der Berge daran glaubten, dass dieses Moor mit der Unterwelt verbunden war. Es gab den Sagen nach zwar einige der geheimnisvollen Orte, doch das Moor war der wichtigste von ihnen.
    Nach und nach begriff er, dass die Unterwelt im Denken der Menschen hier im Hier und Jetzt existierte - nicht erst am Lebensende, wie es der Orden predigte. An besonderen Orten wie etwa dem Moor berührten sich die beiden Welten – die der Lebenden und die der Toten.
    »Und wenn sie sich im Leben als unwürdig erwiesen haben, erwarteten sie dort nur ewige Kälte und Einsamkeit. Für immer wandeln sie dort durch eine Wüste aus Eis. Unfähig zu sterben und schließlich vollkommen wahnsinnig. Denn sie vergessen sogar, was Hoffnung ist.«
    Pereo schien bei diesen Worten zu frösteln und beschleunigte seine Schritte. Wie zu sich selbst murmelte sein großer Begleiter: »Der Orden nenn diesen Ort der Unwürdigen Hölle. Es ist ein Ort, an dem keine Vernunft mehr herrscht.«
    Tyark wusste nicht so recht, was er antworten sollte und schwieg deshalb. So liefen sie einige Zeit schweigend nebeneinander her, bis sie nach einem steilen Aufstieg über den Nebel blicken konnten. Tyark sah in der Ferne eine dunkle Fläche ohne Bäume, nur unterbrochen durch einige Felsformationen. Aus der Ferne sah sie aus wie eine große Wiese, die bis zum Horizont reichte.
    »Dort ist Gor’gata. Da kann der Orden sagen was er will«, sagte Pereo mit belegter Stimme.
    »Was sagt der Orden zu diesem Ort?«, wollte Tyark wissen. Brummig antwortete Pereo: »Nun, Rynn hat es mir mal erklärt. Für den Orden war das Moor einmal eine gewaltige Stadt der

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