Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
auseinander und gaben dabei kurz den Blick frei auf dunkles, rotglänzendes Fleisch, in welchem die Steine festgewachsen schienen. Zaja japste mit blanker Panik in der Stimme: »Es sind gar keine Wände! Es ist eine... Kreatur! Was für eine Monstrosität...«
Dann sah Tyark, wie sich in dem wulstigen Fleisch zwischen den dunklen Steinen rundliche Öffnungen bildeten. Bevor er sich fragen konnte, was vor sich ging, sah er, wie sich dunkle Schlunde bildeten, in denen mehrere Reihen spitzer, dunkler Zähne saßen. Diese Schlünde zuckten und schmatzten gierig – und kamen mit den näher rückenden Wänden immer näher. Dann rückten auch die Steine unter ihnen langsam zur Seite und gaben den Blick auf dasselbe, grauenhafte Fleisch frei.
Verzweifelt versuchten sie, auf den noch verbleibenden Steinen halt zu finden. Dann stürmte Arana nach vorne und versuchte, mit ihren Kataren das Fleisch zwischen den Steinen zu zerschneiden. Doch sofort schlossen sich die Steine just an dieser Stelle und klemmten einen ihrer Katare ein, sodass sie ihn fluchend loslassen musste.
Dann kamen ihr Zaja und Tyark zur Hilfe. Immer wieder griffen sie das dunkle Fleisch an, sobald zwischen den sich bewegenden Mauerteilen sichtbar wurde. Zaja gelang es, die metallene Spitze ihres Stabes in eine Lücke zwischen zwei Steinen zu rammen. Dunkles Blut spritzte heraus, bevor sich die Steinquader mit einem dumpfen Knall schlossen. Zajas stab wurde er aus der Hand gerissen und schlug ihr hart gegen die Schulter.
Tyarks Schwerthiebe trafen viel zu oft auf Mauerwerk, anstatt auf das Wesen dahinter. Funken stoben auf, als die Schwarze Klinge in Stein statt in Fleisch traf. Er spürte kalten Schweiß auf seiner Stirn. Die Wände waren nur noch wenige Meter voneinander entfernt, die vormals große Halle war mittlerweile nicht mehr, als ein schmaler Flur, an dessen Ende sich solide Steinmauern befanden.
Tyark hörte Muras schreien: »Über uns!«
Er dreht sich ruckartig nach oben. Über ihnen war dasselbe schauerliche Schauspiel zu sehen, auch hier bewegten sich die Steine auseinander. Nur waren hier zwischen den Steinen schwarze, runde Dinger aufgetaucht, die etwa so groß wie der Kopf eines Mannes waren. Tyarks Entsetzen wurde noch größer, als er in ihnen Augen erkannte. Überall an der Decke waren schwarze, von wulstigem Fleisch umrandete Augen aufgetaucht, in denen sich das Licht ihrer Kristalle matt spiegelte.
Ein Feuerball schoss aus Muras‘ Hand herauf und zerstob heiß und krachend an der Decke. Ein Zittern ging durch die lebenden Wände. Über ihnen zuckte die Decke zurück und die meisten Augen verschwanden zuckend zwischen den knirschend zusammenrückenden Steinquadern. Muras ließ einen erneuten Feuerball an die Decke fahren, der wirkungslos am Fels zerstob. Obwohl die nächsten Feuerbälle und Feuerlanzen mit großer Geschwindigkeit auf die Wände zurasten, schaffte es das sie umgebende Monster oft genug, sein verwundbares Fleisch rechtzeitig zu schützen. Gleichzeitig füllte das Klirren von Aranas Kataren und Tyarks Schwert die immer schlechter und heißer werdende Luft.
Es war ein Kampf auf Leben und Tot – und Tyark hatte die deutliche Angst, dass dieser Kampf dabei war, zu ihren Ungunsten auszugehen. Dann spürte er plötzlich etwas unfassbar Kaltes in der Luft liegen. Er richtete seinen Blick instinktiv auf Muras und stockte – wieder war dort die Verzerrung in der Luft, direkt hinter Muras‘ Kopf. Etwas bewegte sich darin – bewegte sich dahinter. Und versuchte, in ihre Welt hindurch zustoßen. Tyark erinnerte sich an die Legende der Leibdämonen, von denen Muras ihm erzählt hatte. Plötzlich war er sich sicher, dass an dieser Theorie viel mehr dran war, als Muras oder den meisten Magiern klar sein durfte.
Instinktiv hielt Tyark Muras fest an der Schulter und zischte ihm zu: »Der Limbus! Konzentriere dich! Etwas wartet bereits darauf, hindurchzubrechen! Es dauert nicht mehr lang!«
Muras blickte ihn mit schweißglänzendem Gesicht an. »Feuer! Wir müssen versuchen, es zu verbrennen... sonst werden wir alle sterben! Nur Feuer...«
Tyark spürte, wie Muras einen weiteren Zauber formte – und schlug ihm unvermittelt heftig ins Gesicht. Muras‘ Blick wurde schlagartig wieder klar. Erstaunt hielt er sich die brennende Wange und blickte Tyark verwirrt an: »Was...« Dann schwieg er, als ihm klar wurde, was er beinahe getan hatte. Er nickte und Tyark spürte, dass Muras nächste Zauber wieder konzentriert sein würden –
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