Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
Vom Netzwerk:
verziert waren.
    Wasser stand einige Fingerbreit tief in der Halle und ihre platschenden Schritte hallten unheimlich nach. Als Tyark atemlos zurückblickte, hatte sich der Spalt in der Decke geschlossen und nur ein feuchtes Glitzern an einigen Steinen erinnerte daran, dass dieser Teil der Mauer tatsächlich lebendig war.
    ***

    Die Mauer war Teil einer größeren, unterirdischen Halle. Die Decke war im hinteren Bereich eingebrochen und hatte einen großen Durchgang für immer versiegelt, der anscheinend noch weiter nach unten geführt hätte. Ein kleiner Bach floss leise plätschernd über zerbrochene Säulen und Mauern und versickerte irgendwo im zugeschütteten Durchgang – dennoch war der Boden der gesamten Halle mit Wasser bedeckt, das aber nicht sonderlich tief sein konnte. Lediglich ein kleiner, verschlammter Durchgang war vielleicht 20 Meter von ihnen entfernt auf der gegenüberliegenden Seite zu erkennen, doch niemand von ihnen hatte die Kraft gehabt, ihn sofort zu erkunden.
    Der Hang, an dem sie heruntergerutscht waren bot unten einen kleinen Vorsprung, auf dem sie sich sofort vollkommen erschöpft niedergelassen hatten. Ihre Euphorie war Stück für Stück der Ernüchterung gewichen, als sie vollends begriffen, dass sie gerade beinahe allesamt von einer Kreatur gefressen worden wären, die sie sich nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hätten ausmalen können!
    Zaja hatte auf Knien den Großen Alten für ihre Errettung gedankt und sie alle hatten spontan in ihren Gebeten teilgenommen.
    Sie fanden nichts, mit dem sie ein Feuer hätten entzünden können, daher wickelten sie sich in ihre Decken und blickten sich fröstelnd in der Halle um. Tyark und Zaja hatten sich gemeinsam unter eine Decke gesetzt und wärmten sich gegenseitig. Immer wieder blickte Tyark zur Decke, wo immer noch das feuchte Mauerwerk zu sehen war, das in Wirklichkeit keines war. Doch das Monster hatte sich nicht mehr bewegt und Tyark hatte kurz überlegt, ob es vielleicht tot war. Er hatte den Gedanken schnell fortgewischt, zu versuchen, sich in diesen angenehmen Trancezustand zu versetzen, um auch sicherzugehen , dass diese Kreatur des Bösen tatsächlich tot war.
    Als habe Muras seine Gedanken erraten sagte dieser: »Bei den Großen Alten! Ich glaube, wir haben heute unglaublich viel Glück gehabt. Ich denke, wir waren geradezu im, äh, Bauch dieses Wesens! Zum Glück konnte mein Feuer es etwas kitzeln, auch wenn es anfangs nicht so aussah, wie ich zugeben muss...«
    Tyark bemerkte, wie ein stolzes Lächeln über Muras‘ Gesicht huschte. Auch Arana hatte dies wohl bemerkt, denn sofort sagte sie streng: »Magie ist zerstörerisch und daher nichts, auf das man stolz sein darf! Sie ist eine Bürde , welche die Großen Alten einigen von uns auferlegt haben. Nur höchste Not rechtfertigt ihren Einsatz. Und stets müssen wir ihren Gebrauch überdenken.«
    Muras senkte seinen Blick und nickte stumm. Doch Tyark, der ihn aufmerksam beobachtete, sah ein Zucken auf Muras‘ Stirn. Er spürte, wie der Spross des Stolzes in Muras Seele gepflanzt war – allein die Zeit würde zeigen, was daraus erwachsen würde.
    Arana hatte derweil ungerührt begonnen, einen langen und strengen Monolog über die Gesetze und Gefahren der Magie zu halten. Zwar gehörte sie der Zirkelwache an, ihre etwas ungelenke und grobe Sprache verriet aber, dass es nicht gerade das feingeistige Diskutieren war, das sie besonders gut beherrschte. Muras sah sich immer wieder gezwungen, auf ihre Fragen zu antworten. Tyark schüttelte ungläubig den Kopf – als ob es in dieser Situation nichts Wichtigeres gäbe!
    Doch dann entspannte er sich etwas und spürte selbst das warme Gefühl des Stolzes in seiner Brust. Denn schließlich war es nicht Muras‘ Feuer gewesen, das sie alle gerettet hatte: Nein, es war seine Gabe gewesen! Nur er allein hatte diese unmögliche Aufgabe vollbringen können! Er lächelte still doch dann erstarb sein Lächeln abrupt.
    Er sah plötzlich das Gesicht Mayras vor sich, über und über mit Blut verschmiert. Er erschrak geradezu vor dem Antlitz seiner toten Frau, so lange hatte er es nicht mehr klar vor sich gesehen. Dieses einst wunderschöne Gesicht - über welches am Ende aus einer großen Wunde über der Stirn pulsierend hellrotes Blut floss.
    Er erinnerte sich an die grausamen Krieger der Horde, welche seine Heimatstadt in Schutt und Asche gelegt hatten. Aus dem Nichts waren sie gekommen und doch waren es scheinbar normale Menschen gewesen, keine

Weitere Kostenlose Bücher