Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
der Mitte vollkommen verbogen, in einem fast rechten Winkel. Als ob sie zwischen zwei gewaltige Steine geraden wäre. Tyark fragte leise: »Was hat dieses Schwert so verbogen? Kann das in einem Kampf passiert sein?«
Arana blickte das Stück Metall eine Weile schweigend an und erwiderte unsicher: »Ich weiß es nicht. Kann schon sein... aber ein so heftiger Kampf in diesen engen Gängen?«
Sie schüttelte stumm den Kopf und biss sich auf die Unterlippe. Schließlich fuhr sie fort: »Aber die Knochen hier sind auch vollkommen ungewöhnlich. Sie sind mehrfach gebrochen und wirken sogar geradezu zermahlen. Als ob sie zwischen Mühlsteine geraten wären. Seltsam, wirklich.«
Tyark spürte, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten und er blickte beklommen seine Gefährten an. Auch in ihren Augen konnte er Angst erkennen. Zaja zischte: »Wir sollten hier raus. So schnell wie möglich. Am besten, wir gehen einfach den Weg zurück, den wir gekommen sind.«
Stumm stimmten sie ihr alle zu, drehten um und liefen den Gang zurück, den sie gekommen waren. Doch schon bald mussten sie erkennen, dass der Gang in einer Sackgasse endete. Arana gab einen verärgerten und überraschten Laut von sich, Zaja japste bestürzt.
»Haben wir uns etwa schon wieder verlaufen? Wie ist das möglich?«
Tyark fluchte mit nur mühsam unterdrückter Angst in der Stimme: »Nein, unmöglich! Was ist hier los, verdammt? Hier sind wir doch noch gerade durchgekommen! Hier kann unmöglich eine Sackgasse sein!«
Ungläubig klopfte er gegen die feuchten Steine – es gab aber keinen Zweifel daran, dass dies solides Mauerwerk war. »Wir sollten keine Zeit verlieren, schnell.«
Arana zupfte an Tyarks Gewandung und rannte den Gang zurück, aus dem sie gerade gekommen waren. Völlig ungläubig sah Tyark, dass dieser sich plötzlich in zwei Gänge aufspaltete, obwohl gerade dort nur ein Gang gewesen war. Muras murmelte: »Etwas verwirrt unsere Sinne!«
Wie zur Antwort hallte ein leises Knirschen durch die dunklen Gänge. Es klang, als würden große Steine übereinander bewegt. Sie rannten weiter und Tyark ahnte dumpf, dass sie längst jeden Überblick darüber verloren hatte, wo sie entlanggelaufen waren oder wo sie sich in etwa befanden – abgesehen davon, dass die Gänge sich zu verändern schienen, sobald sie weit genug weg waren.
Der Gang spaltete sich erneut auf und bald schon sahen sie überall in den Schatten weitere Aufspaltungen, Sackgassen und ein vollkommen unsinnige Zahl von Kreuzungen. Arana hielt an, ihr Atem ging schwer. Sie ächzte: »Die Luft hier unten ist schlecht, vielleicht ist auf unsere Sinne deshalb nicht mehr verlass?«, sie blickte sich grimmig um, »Hier stimmt etwas ganz und gar nicht – niemand würde solche Gänge bauen! Es muss irgendein dunkler Zauber sein...«
Doch Tyark spürte, dass dies nicht der Fall sein konnte – er wusste, dass er gespürt hätte, wenn hier Zaubersprüche gewirkt worden wären. Er sagte leise: »Wir sollten hier rasten – es bringt nichts, dass wir weitergehen. Wir...«
Er japste nach Luft, als Arana ihn beiseite stieß und mit wildem Blick in die Dunkelheit des Ganges hinter ihm starrte. Sie zischte: »Etwas hat sich im Dunklen bewegt! Ich habe es aus dem Augenwinkel gesehen. Muras, Feuer! Jetzt!«
Muras blickte sie verdutzt an und starrte dann auf ihren ausgestreckten Arm, der in eine entfernte, dunkle Ecke des Ganges zeigte – und jetzt meinte auch Tyark zu sehen, wie dort in der Dunkelheit etwas zu lauern schien.
Dann wirkte Muras den Zauber. Eine kleine Flammenlanze schoss durch den Gang und glitzerte in den Wänden, welche immer feuchter zu werden schienen. Die Flammen schlugen recht genau in der Mitte der dunklen Ecke ein – und Tyark sah etwas, das ihm kalte Schauer den Rücken hinauf jagte. Es schien fast so, als wäre die Dunkelheit der Ecke plötzlich lebendig geworden. Eine schwarze Gestalt löste sich mit unheimlicher Geschwindigkeit heraus und sprang in die Dunkelheit davon. Es schien fast so, als bestünde sie nur aus festem Schatten. Sie war entfernt einem Tier ähnlich, allerdings waren keine ausgebildeten Gliedmaßen zu erkennen, ebenso wenig ein klar ausgebildeter Kopf oder Rumpf. Vielmehr schien sie sich mit verdreht und grotesk wirkenden Klauen aus Schatten flach an der Wand des Ganges festgekrallt zu haben. Tyark hatte nur für den Bruchteil eines Augenblicks ein unheimlich rot glimmendes Augenpaar sehen können, was inmitten dieser lebendigen Finsternis ihn
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