Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
sinnlos erscheint, erfüllt doch einen tieferen Zweck...«
Sie blickte gedankenverloren in den grauen Himmel. Es hatte wieder begonnen zu regnen. Der Regen wusch das Blut der erschlagenen Wölfe ins Erdreich und färbte den Waldboden rot.
Viel später löste sich ein Schatten aus dem dichten Unterholz und schlich winselnd um die erstarrten Körper herum. Nach einer Weile verschwand er so lautlos im Wald wie er herausgekommen war.
***
Als die drei endlich am Dorf ankamen, war die Dämmerung bereits weit fortgeschritten. Der Regen hatte aufgehört, dafür bildeten sich dichte Nebelschwaden, die sich unheimlichen Geschöpfen gleich zwischen den Baumwipfel hindurchschlängelten.
Tyarks Arm schmerzte etwas und er hatte Mühe, den beiden anderen zu folgen. Trotz ihrer schlimmen Verletzung am Fuß konnte Zaja gut mithalten. Sie schien ihre Schmerzen nicht zu spüren, oder klagte zumindest nicht. Bei Sonnenuntergang fing sie sogar leise damit an, eine Melodie zu summen, die einsam zwischen den im Wind leise rauschenden Baumwipfeln verklang.
Dann endlich erreichten sie Schwarzbach. Das Dorf, vielleicht zehn einfache Hütten, schien sich vor der angrenzenden Natur zwischen Bäume und Felsen zu ducken.
Hinter den Häusern führen steile Hänge hoch zu den Gipfeln, von denen manche so hoch waren, dass ihre Spitzen fast immer von Wolken verdeckt waren. Wolkenfetzen trieben um die karstigen Felsen, steile Felsvorhänge und ewiges Eis schienen nur darauf zu warten, auf das Dorf darunter zu stürzen und alles unter sich zu begraben. Tiefe Schatten lagen zwischen den zerklüfteten Hängen. »Tyark, was ist? Komm schon! Trödel nicht so!«
Ungeduldig winkte Pereo mit seinem Arm, drehte sich dann wieder um und beschleunigte seinen Schritt - unsicher folgte ihm Tyark, ungewiss, was sie im Dorf erwarten würde.
Seltsamerweise empfing sie niemand, obwohl sie schon eine gute Weile vom Dorf aus zu sehen gewesen sein mussten.
Sie kamen am kleinen Anger des Dorfes vorbei, den Tyark an den zahlreichen, reich verzierten Grabpfählen erkannte. Zu seinem Erstaunen konnte er im hinteren Teil des Angers auch zwei schlichte Kreuze ausmachen - Kennzeichen einer alten, fast vergessenen Religion, der anscheinend jemand aus diesem Dorf angehört hatte.
Er zuckte zusammen, als er sanft von Zaja angestoßen wurde, die ihn darauf aufmerksam machte, dass vier frische Gräber ausgehoben worden waren. An einem dieser Gräber saß eine zusammengesunkene Gestalt. »Was ist hier los? Warum sind hier so viele Gräber? Was ist hier passiert?«
Pereo hatte die Fragen mehr an sich selbst denn an Zaja gerichtet, die nur ein hilfloses Schulterzucken als Antwort geben konnte. Leise antwortete sie: »Von Todesfällen weiß ich nichts, es soll etwas anderes passiert sein. Ich weiß aber keine Einzelheiten.«
Alle drei liefen nun im Eilschritt in das Dorf hinein, welches seltsam unbelebt schien. Pereos schwere Schritte stampften durch den Schlamm zwischen den Häusern, er lief direkt auf das größte Haus des Dorfes zu, um welches sich die anderen sammelten.
Gerade als Pereo ansetzte zu klopfen, öffnete sich die Tür. Ein bleicher, vielleicht 40 Jahre alter Mann trat heraus. Auf seinem mit tiefen Sorgenfalten gezeichneten Gesicht erschien ein überraschtes Lächeln.
»Pereo! Was machst du denn hier! Woher...«
Der Mann fuhr nicht fort, sondern begann zunächst erstaunt, dann aber mit immer deutlicher werdenden Zorn Zaja zu fixieren. »Was machst DU hier? Hat dich der verdammte Orden geschickt, um die Verbrechen deines Bruders zu vertuschen?!«
Der Mann kam drohend auf Zaja zu, welche überrascht einen Schritt zurückwich. Tyark bemerkte, wie nun auch andere Dorfbewohner aus ihren Hüten kamen und sich in einem flüsternden und raunenden Kreis um sie versammelten.
Pereo hielt den Mann mit ausgestrecktem Arm auf und sagte: »Mandolf, bleib stehen! Wir haben sie im Wald aufgelesen. Wölfe wollten sie gerade zerreißen. Erkläre mir, wessen du sie beschuldigst.«
»Wäre sie doch von den Wölfen zerrissen worden! Verbrechen wie die ihres Ordens würde man doch sonst nur einem Dämonen zutrauen!«
Dann sah Tyark, wie Trauer den Mann übermannte und leise begann Mandolf zu weinen.
Zaja schien ebenfalls erblasst, sie hatte ihre Stimme aber unter Kontrolle, als sie ruhig fragte: »Welches Verbrechen? Ich wurde hierher geschickt, da dem Fürsten Beschwerden über den hier lebenden Bruder Rynn zu Ohren gekommen sind! Er soll...eines schweren Verbrechens
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