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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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Knochen und einzelne unverbrannte Holzreste der Scheiterhaufen an der Oberfläche auf. Tyark sah Rippen, Oberschenkel, Schulterblätter... Sie bildeten ein scheußliches, bizarres Gerippe, in dessen Mitte sich die teerartige Masse kochte. Diese schien sich wie zähflüssiges Wasser zu bewegen, zwischen den Schlieren war manchmal etwas Rotes zu sehen, als sei Farbe hineingegossen worden. Drei Schädel tauchten am oberen Ende auf und grinsten die Gefährten an. Fünf knöcherne, verdrehte Beine wuchsen an der Unterseite heraus, halb eingehüllt in die sich bewegende Aschemasse.
    Voller Entsetzen wichen sie zurück, als dieses Ding knirschend, raschelnd und schmatzend an ihnen vorbeischritt und zum Tisch ging. Noch ehe sie begriffen, was es vorhatte, waren fünf unnatürlich lange Arme aus seiner Körpermitte entwachsen. Ein Arm griff nach etwas auf dem Tisch. Plötzlich hielt es eine große Holzfälleraxt in der Hand, ein anderer Arm griff nach einer Ochsenpeitsche, ein dritter nach einer gusseisernen Zange. Dann kam es auf sie zu. Die drei Schädel hatten ihre knöchernen Kiefer leicht geöffnet und schienen die Menschen anzugrinsen. Schwarze Masse rann aus ihren toten Augenhöhlen wie Tränen und versank weiter unten im Leib. Die Draugr standen ausdruckslos um die Szenerie herum wie eine Totenwache.
    Noch bevor sie sich sammeln konnten, holte das grässliche Ding vor ihnen überraschend schnell mit der großen Axt aus und hieb damit auf Arana ein. Doch Arana gelang es, sich blitzschnell unter dem gewaltigen Hieb hinwegzuducken. Die Axt schlug in den Boden ein, Dreck und Erde wurden hochgeschleudert. Arana rollte sich unter dem knochigen Arm hindurch und hieb gleichzeitig mit ihren Karaten auf das groteske Bein des Wesens ein. Mit einem dumpfen Geräusch kratzte eine ihrer Waffen über einen großen Knochen, die andere drang lautlos in die schwarze Masse dahinter ein. Arana flucht, als es ihr erst nach einer kleinen Ewigkeit gelang, die Waffe wieder herauszuziehen. Die schwere Zange schlug dort ein, wo vor einem Moment noch ihr Rücken gewesen war.
    Zaja hatte sich derweil um das Ding herumbewegt und stach nun mit der Spitze ihres Kampfstabes auf es ein. Blitzschnell holte die Hand mit der Ochsenpeitsche aus. Zaja konnte sich nicht mehr rechtzeitig und schrie auf, als sie der schwere Lederriemen traf und ihr knallend die Haut aufriss. Doch schon war sie wieder dabei, anzugreifen. Sie zog den Stab aus der schwarzen Masse heraus und wehrte einen erneuten Schlag ab, indem sie den knöchernen Arm wegschlug. Der Angriff des Wesens war allerdings so stark, dass Zaja mit einem dumpfen Stöhnen nach hinten geschleudert wurde.
    Dann sprang Tyark nach vorne, um Arana zu helfen, die von der wirbelnden Axt und der Zange herumgescheucht wurde. Tyark hieb auf den Arm mit der Zange ein. Seine Klinge schlug in einen der Knochen ein, drang aber nicht tief ein. Als er den Arm traf, spürte Tyark etwas wie ein kurzes Aufblitzen in seinem Geist. Es war, als hätte er für einen winzigen Moment nicht nur den Knochen berührt, sondern auch irgendwie in dieses Wesen selbst. Es war angefüllt mit Gefühlen, die so schwarz waren, wie die seltsame Masse, aus der es geformt war. Tyark hatte unendlichen Schmerz gespürt, Angst, Wut - wie Echos, die als einziges von den Opfern der Scheiterhaufen und der Folter übriggeblieben waren. Und er spürte die Lust dieses Wesens, diese schrecklichen Gefühle zu erleben – als könne es dies dort, wo es herkam, nicht tun.
    Arana und Zaja hatten recht gehabt. Etwas war angelockt worden, ein Dämon aus einer der anderen Sphären. Die Feuer mussten tagelang gebrannt haben. Die Folterung der Opfer tat ihr übriges – irgendwann war der Limbus gerissen und dieses Ding hatte sich hindurchgewunden. Es hatte sich in der Asche versteckt, die der Dämon pervertierte hatte und nun als Gefäß nutzte – aus den Knochen der unschuldigen Opfer bezog es seine Kraft.
    Tyark schrie laut und hieb wie ein Besessener auf die Knochen vor ihm ein. Er durchtrennte den Knochen des einen Armes und zerschlug auch einige Knochen des Körpers.
    Neben ihm stöhnte Arana auf, als die schwere Axt auf sie einschlug. Nur knapp schaffte sie es, den gewaltigen Hieb mit Hilfe ihrer Waffen abzubremsen. Dennoch drang die Axt an ihrer Schulter in die Rüstung ein und kam blutig wieder heraus. Irgendwo schrie Zaja. Die Peitsche knallte laut. Tyark sah die Zange wieder auf sich zurasen und duckte sich. Doch plötzlich wuchs ein weiterer

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