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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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zurück. Sie sagte nur: »Werkzeuge. Manche davon blutig.«
    Muras hatte sich auf einen Baumstumpf gesetzt und vergrub den Kopf in seinen Armen. Er flüsterte leise: »Bei den Alten, was ist hier bloß passiert...«
    Keiner von ihnen sagte etwas. Lange standen sie stumm auf dem Hof herum, während um sie herum Schneeflocken vom grauen Himmel herunterschwebten.
    Tyarks Hände begannen plötzlich zu kribbeln. Verwirrt blickte er sich um, doch es war keine Gefahr zu erkennen. Dann bewegte sich etwas in seinem Augenwinkel. Erschrocken wandte er seinen Kopf, doch da waren nur die Aschehaufen. Er wollte gerade zu Zaja gehen, um sie zu trösten, als er erneut eine Bewegung sah. Er blickte zu den Aschehaufen.
    Fast schien es, als habe sich etwas in einem der Haufen bewegt. Vorsichtig trat er näher. Mit seinem Schwert begann er, in der Asche zu stochern und stutzte. Die Asche war an einigen Stellen zähflüssig wie Teer, doch blieb nichts an seinem Schwert kleben. Auch war es schwer, das Schwert aus der Masse herauszuziehen. Tyark wunderte sich, fast schien es, als würde sein Schwert geradezu festgehalten werden.
    Alle zuckten zusammen, als plötzlich lautes Krächzen zu hören waren. Tyark blickte sich wild um und sah, wie die Krähen allesamt davonflogen. »Was...«
    Dann sah er sie. Überall waren plötzlich Gestalten aufgetaucht, manche von ihnen glichen mehr Schatten als der Form von Menschen. Sie standen auf der Dorfmitte und entlang der Hofmauer. Grauen kroch seinen Rücken herauf. Die schlichte Kleidung der Gestalten machte deutlich, dass sie Bauern sein mussten. Oder vielmehr gewesen waren. Die Kleidung schien sich in einem Wind zu bewegen, den Tyark nicht spüren konnte. Einzelne Schneeflocken fielen direkt durch die Gestalten hindurch.
    Eine der Gestalten stand direkt am Tor zum Hof und war vollkommen schwarz, verkohlt. Tyark konnte in ihr gerade noch eine vollkommen verkohlte Frau erkennen, ihre leeren, schwarzen Augenhöhlen schienen ihn direkt anzublicken. Er blickte sich um. Im Hof standen noch weitere vollkommen verkohlte Gestalten, darunter zwei Kinder. Einige hatten statt Gliedmaßen nur noch verkohlte Stümpfe, bei einer fehlte der untere Teil des verbrannten Schädels. Eine hielt sich den Bauch, dunkle, verschrumpelte Gedärme hingen in ihren Armen.
    Die Geister schwankten leise, dabei knisterte ihre schwarze, verbrannte Haut leise. Noch viel schlimmer als ihr Anblick war aber ein leises Flüstern, das in Tyarks Geist langsam anschwoll. Fremde Gefühle der Wut, des Hasses und der Angst überrollten ihn. Er ahnte die entsetzlichen Schmerzen, die einige vor ihrem Tod erdulden mussten.
    Erst jetzt bemerkte er, wie die Gestalten nicht ihn anblickten, sondern durch ihn hindurchzuschauen schienen. Auf etwas, das hinter ihm war, bei den Scheiterhaufen. Noch bevor er sich umdrehen konnte, hörte er, wie Muras erschrocken japste und rücklinks von seinem Baumstumpf herunterfiel.
    Er wirbelte umher. Hinter ihnen befanden sich die Aschehaufen und die Pfähle, alles sah zunächst aus wie immer. Dann sah er entsetzt, wie einzelne Knochen plötzlich anfinden zu zittern. Dann bewegten sich die ersten. Ein Rascheln ging durch die Luft, als die Knochen sich immer schneller und wie von selbst zum größten Haufen bewegten. Sie alle wichen einige Schritte zurück, Angst erfüllte ihre Herzen. Angst vor dem, was sie in den staubenden Aschehaufen abspielte. Tyark hörte vor sich Arara leise fluchen, Grauen lag in ihrer Stimme: »Ich hatte es befürchtet. Eine solche furchtbare Tat bleibt niemals verborgen...«
    Zaja fügte mit dunkler Stimme hinzu, während sie ihren Kampfstab umklammert hielt: »Oder ungenutzt . Etwas ist hier. Etwas, dass von den furchtbaren Ereignissen auf diesem Hof... angelockt worden ist. Das die Gelegenheit genutzt hat, in unsere Welt zu treten. Durch einen Riss, den das Grauen hier geschlagen hat.«
    Tyark wich weiter zurück und raunte seinen Gefährten zu: »Ich habe vorhin etwas in dem Aschehaufen gespürt! Es ist, als sei die Asche...irgendwie verändert!«
    Immer mehr Knochen bewegten sich und gaben trockene, schleifende Geräuschen von sich. Die Haufen bewegten sich raschelnd aufeinander zu und bildeten schließlich einen einzigen. Es schien, als sei der unförmige Aschehaufen plötzlich lebendig geworden.
    Die zähe, schwarze Masse, die Tyark bemerkt hatte, bildete den Kern, Aschewolken stoben davon und hüllten die Gestalt in einen schwarzen Nebel. Mit rasender Geschwindigkeit tauchten dann

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