Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Scheiterhaufen herum. Der Dämon folgte ihm rasend und riss dabei einen der Pfähle aus dem Boden. Die meisten Flammen an seinem Körper waren bereits verloschen, doch die intensive Hitze zeigte an, dass das Wesen immer noch glühend heiß sein musste.
Benommen ergriff Tyark erneut sein Schwert, um auf die Kreatur einzuschlagen. Plötzlich flackerte ein Gedanke in ihm auf, der nicht sein eigener sein konnte. Er war vielmehr wie ein fernes Echo und Tyark überlegte, ob es vielleicht die Gedanken eines der verbrannten Opfer sein konnten.
Er spürte die grauenhaften Schmerzen des Feuers, den Rauch, der die Lungen erstickte und seinen Mund mit teerigem Geschmack füllte – und er sah den sehnlichsten Wunsch des Opfers vor sich. Aus einer Eingebung heraus schrie er Muras zu: »Muras! Wasser! Schnell!«
Er sah, wie Muras zunächst irritiert in seine Richtung blickte, doch dann vom Krachen des zweiten Pfahles erschreckt wurde, den das Wesen aus dem Boden riss. Wieder fühlte Tyark, wie Muras einen Zauber zu wirken begann, diesmal fühlte es sich irgendwie kühler an.
Ein Trichter aus feinem Nebel bildete sich vor Muras, der rasend schnell dichter wurde. Der Dämon rannte direkt hinein. Ein Teil des Wassers verwandelte sich schon in Dampf, als es noch einen halben Meter von der Kreatur entfernt war. Doch dann kam immer mehr Wasser nach und ein lautes Zischen und Brüllen erfüllte die bebende Luft, heißer Dampf wallte über den Hof. Dann erfüllte ein knirschendes Geräusch den Hof, welches schnell anschwoll. Die Kreatur stolperte einige Schritte zurück, dann erfüllte ein knisterndes Geräusch den Hof.
Tyark begriff, dass dies die Knochen waren, die durch die plötzliche Abkühlung in tausend Stücke zersprangen. Der Dämon strauchelte weiter auf Muras zu, der aber problemlos ausweichen konnte. Eine gewaltige Dampfwolke umhüllte den aufgedunsenen, unförmigen Leib der Kreatur. Dann brach sie endlich mit einem schmatzenden Geräusch zusammen. Die Bruchstücke ihres Körpers zerflossen langsam zu schwarzen Pfützen, auf denen sich einzelne Blasen bildeten.
Muras triumphierte vollkommen entkräftet: »Ha! Stirb du verdammtes...Ding!! In tausend Stücke habe ich dich versprengt!«
Eine große Blase entstand auf der Oberfläche der teerigen Pfütze und zersprang schmatzend. Muras sprang erschrocken einen Schritt zurück. Aus sicherer Entfernung hob er wieder seine Faust in den von Rauch- und Dampfschwaden vernebelten Himmel und schrie: »Wir haben es geschafft! Wir haben es besiegt!«
Er lachte schrill und legte sich dann schwer atmend und bleich auf die kalte Erde des Hofs.
Immer noch rieselten Schnellflocken herunter, als sein nichts geschehen.
Tyark blickte sich beklommen um, doch die Geister waren nirgendwo mehr zu sehen. Es waren so viele gewesen, beileibe nicht nur die Opfer der Scheiterhaufen. Gedankenverloren ließ er seinen Blick über die Dorfmitte streifen. Er fragte sich, ob alle Dorfbewohner tot waren – und er fürchtete sich davor, es herauszufinden. Dann fiel ihm Zaja plötzlich schluchzend um den Hals. Innig umschlungen standen sie beide in den tanzenden Schneeflocken und der Schrecken um sie herum verblasste für einen kurzen Moment. Sie küssten sich innig.
Später setzten sie sich schließlich alle erschöpft in der Nähe des schwarzen Tümpels hin und beobachtete misstrauisch die restlichen, träge aufsteigenden Blasen. Die schwarze Masse trocknete aber schnell und noch bevor die Sonne irgendwo hinter den grauen Wolken unterging, war nur noch schwarze, schuppige Asche übrig, die vom aufkommenden kalten Wind verweht wurde. Der Dämon war vernichtet worden, oder zumindest war seine Hülle zerstört.
Muras war vollkommen erschöpft, seine Arme zitterten, als sie sich bei den Händen griffen und den Großen Alten dafür dankten, diesen Kampf überstanden zu haben. Tyark spürte großen Trost in der Vorstellung, heute etwas für das Werk der Großen Alten getan zu haben. Sie hatten heute einen gefährlichen Dämon vernichtet und damit Ihre Schöpfung verteidigt. Tyark fand insgeheim immer größeren Gefallen an der Vorstellung, dass seine Gabe vielleicht wirklich von den Großen Alten kam – vielleicht war er sogar von ihnen auserwählt worden? Trotz der Kälte und des Grauens spürte er eine angenehme Wärme in sich aufsteigen.
Auch Zaja war noch sichtlich erschüttert von ihren Entdeckungen und dem Kampf gegen dieses seltsame Wesen. Ihre Stimme zitterte, als sie das Dankgebet sprach. Nach
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