Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Wand einer ärmlichen Hütte aufblitzen. Sie standen fast im Dorf, ohne dass sie es bemerkt hatte! Der dichte Wald hatte es ihren Blicken fast gänzlich entzogen. Arana fluchte leise, wahrscheinlich hatte sie gerade daran gedacht, dass ein ganzes Bataillon sich ohne Probleme direkt neben ihnen verstecken könnte, ohne dass sie auch nur eine Ahnung davon hätten.
Sie gab ihnen zu verstehen, den Weg im Auge zu behalten. Dann zogen sie sich langsam ein Stück zurück und begannen damit, hastig ihre Rüstung anzuziehen. Arana gab Tyark ein Zeichen und beide gingen so leise wie möglich zurück zum Dorf. Tyark hielt sein Schwert gezückt und starrte auf die Hütte, welche er vor sich sehen konnte. Der Wald war vollkommen still, nur unterbrochen durch das leise Klirren der Metallbeschläge Aranas Rüstung.
Tyark flüsterte zu Arana: »Ich höre gar nichts. Seltsam.«
Die Klingentänzerin nickte. Normalerweise war immer Leben in einem Dorf. Spielende Kinder, kläffende Hunde, Vieh... diese vollkommene Stille beunruhigte sie. Im Wald konnte Tyark nun vereinzelt weitere Hütten ausmachen.
Arana ging voran, gefolgt von Tyark. Zaja und Muras bildeten die Nachhut. Schließlich standen sie in der menschenleeren Dorfmitte, um welche die größten Hütten einen Kreis bildeten.
Ein hölzerner Eimer lag herum, am kleinen Brunnen lehnte eine Mistgabel. An eine Schnur zwischen zwei Hütten hing schlaff ein zerrissenes weißes Hemd. Arana war extrem angespannt. Ständig blickte sie sich mit dunklen Blicken um, es behagte ihr offensichtlich nicht, so schutzlos in der Dorfmitte zu stehen. Halb schweigend, halb flüsternd gab sie der kleinen Gruppe zu verstehen, sich zu der Hütte zurückzuziehen, an welcher sie als erstes vorbeigekommen waren. Vorsichtig liefen Arana und Tyark an der Vorderseite der armseligen Behausung vorbei, lugten in ein dunkles Fenster. Doch sie sahen nichts.
Tyark zuckte zusammen, als etwas Kleines, Weißes vor seinem Gesicht vorbeischwebte. Eine Schneeflocke. Er blickte auf und sah, dass aus dem grauen Himmel weitere, kleine Schneeflocken rieselten. Der Winter ließ sie seinen ersten Atemzug spüren. Die weißen Flocken ließen die ganze Szenerie noch unwirklicher erscheinen.
Tyark konzentrierte er sich wieder auf Arana. Deren Kiefermuskeln traten hervor, als sie vorsichtig versuchte, die Tür der Hütte zu öffnen. Diese erwies sich als nur angelehnt und Arana huschte geschmeidig ins Innere, gefolgt von Tyark, der sein Schwert in beiden Händen hielt. Die einfache Bauernhütte bestand lediglich aus einem Raum, dessen Boden schmutzige, knarrende Holzbretter bildeten. Eine Handvoll Betten und Pritschen standen herum, doch abgesehen von normalen Gebrauchsgegenständen war der Raum vollkommen leer.
Arana runzelte die Stirn. Tyark spürte, wie ihm Schweißtropfen das Rückgrat herunterrannen.
Vorsichtig traten sie wieder heraus und gaben ihren Gefährten zu verstehen, dass sie nichts gefunden hatten. Tyarks Blick fiel auf eine Krähe, die auf dem Dachfirst der Hütte gegenüber saß. Als er sich umsah bemerkte er, dass auf jedem Haus eine Krähe saß.
Er blickte die Tiere trotzig an und durchsuchte dann mit Arana weitere Hütten, mit dem gleichen Ergebnis. Arana wurde immer nervöser und auch die Nerven der anderen waren zum Zerreißen gespannt. Tyark flüsterte leise: »Wo können sie hin sein? Vielleicht halten sie irgendwo so eine Art Treffen ab?«
Arana schüttelt unschlüssig den Kopf. Sie flüsterte zurück: »Ich weiß nicht. Aber hier scheint ja gar nichts zu sein. Nicht einmal Vieh. Es...«
Sie stoppte abrupt und zeigte auf ein kleines Feld, welches hinter einer der Hütten zu sehen war. Es war von einem groben Zaun umgeben und in einer Ecke konnte Tyark etwa ein Dutzend toter Kühe sehen. Krähen saßen darauf und starrten die Gruppe an. Widerwärtiger Verwesungsgeruch ging trotz der Kälte von dem Haufen aus.
Muras und Tyark kletterten über den vor Moosen glitschigen Zaun und schlichten leise zu dem Haufen heran. Muras zischte: »Schau, Tyark! Die Kühe scheinen vollkommen abgemagert! Man kann überall die Knochen sehen! Fast, als...«
Tyark vollendete seinen Satz: »...wären sie seit langem nicht mehr gefüttert worden. Meinst du, sie sind... einfach verhungert?«
Muras antwortete nicht, aber Tyark sah es in seinem Gesicht arbeiten. Schließlich raunte er Tyark zu: »Wir sollten hier weg. Welcher Bauer lässt sein Vieh verhungern...«
Tyark ergänzte den Satz still für sich. Sie
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