Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
genommen.
Vielen machte das entbehrungsreiche Leben in den Graten große Mühe und so mancher wurde über die Zeit etwas wunderlich. Daimon war in ihrem vollen Lauf, als es passiert sein musste – und niemand hatte etwas bemerkt, als sei dunkle Magie im Spiel gewesen: Alle Kinder des Dorfes waren auf einmal verschwunden - erst später fiel auf, dass auch Rynn fehlte.
Der Jäger Jobdan fand die Spur der Kinder schließlich unweit des Dorfes, sie führen direkt ins Hochgebirge. Mit einigen Männern war er den Kindern nachgestiegen, doch nach einigen Tagen musste sie Suche abbrechen, schlechtes Wetter war aufgekommen und außerdem wurden sie mehrfach von einem Rudel Wölfe attackiert. Ein Mann hatte die Suche so fast mit seinem Leben bezahlen müssen. Jobdan war später noch alleine oder mit einzelnen anderen Männern ins Hochgebirge gestiegen, zunehmend verzweifelt.
Doch von den Kindern fehlte jede Spur und eines Tages war Jobdan alleine zurückgekommen, sein Freund hatte in einer tiefen Felskluft den Tod gefunden.
Jobdan war danach nicht mehr derselbe gewesen und alle im Dorf ahnten, dass dort oben mehr passiert war also nur ein tragischer Unfall. Doch Jobdan schwieg und war seit diesem Tage nicht mehr ins Hochgebirge aufgebrochen.
Leise fragte Zaja: »Und danach begann auch noch diese... rätselhafte Krankheit? Wie viele Opfer hat sie gefordert?«
Mandolf atmete tief ein und ein erneuter Hustenanfall erschütterte seinen Leib. Er antwortete: »Nur wenige Tage nach dem Verschwinden der Kinder begann es. Fast, als ob das Verschwinden der Kinder die Lebenskraft mit sich genommen hätte!
Malik war der erste, Peta die zweite. Ihr Sohn ist mit den anderen Kindern verschwunden. Zunächst dachten wir, die Trauer hätte die beiden den Lebensmut verlieren lassen. Doch dann wurde auch Morik krank und mit ihm Fassbert. Nach zwei Wochen starben sie elendig, nur noch schwache Schatten ihrer selbst.«
Sie erfuhren, dass diese rätselhafte Krankheit auf unbekannte Weise übertragen wurde.
Bislang waren drei Männer und eine Frau, allesamt jung und gesund, befallen worden. Alle vier waren gestorben, auch jetzt lagen zwei Männer im Sterben. »Noch merkwürdiger ist allerdings, dass die Kranken nicht übermäßig zu leiden scheinen...sie werden einfacher immer schwächer, sie verblassen regelrecht. Und verlöschen dann einfach - wie Kerzen.«
Mandolfs Hände rieben nervös einander. »Und dabei haben die meisten ein Lächeln im Gesicht, selbst im Augenblick ihres Todes.«
Hilflos schaut er seine Besucher an.
Zaja bestand darauf, sofort an das Bett eines der Kranken gelassen zu werden und nach anfänglichem Zögern willigte Mandolf ein.
Der Gang durchs Dorf glich einem Spießrutenlauf. Gemurmelte und auch laute Drohungen waren manchmal zu hören, einige spuckten vor Zaja aus. Tyark konnte zwar verstehen, dass diese Menschen Zaja für das Geschehene mitverantwortlich machten, aber dieser blinde Hass erstaunte und erschreckte ihn.
Mandolf führte sie in eine ärmliche Hütte am Rand des Dorfes. Innen sahen sie eine bleiche Frau, die mit nervösen Bewegungen ein Feuer unterhielt. In der Ecke, auf einem strohbedeckten Lager, sahen sie eine dürre, menschliche Gestalt liegen.
Als sie eintraten, begann die Frau aufgeregt mit Mandolf zu flüstern, doch dieser wies sie schnell zurecht. Zaja kniete sich neben das Bett und legte dem Kranken ihre Hand auf die Stirn. Überrascht zog sie ihre Hände rasch wieder zurück und sagte unsicher: »Kalt! Er ist so kalt... kein Fieber?«
Mit unverhohlenem Misstrauen in der Stimme antwortete die Frau, ohne vom Hocker aufzustehen. »Nein, keiner der Kranken hat Fieber. Im Gegenteil! Sie werden immer kälter. Nur selten wachen sie auf, berichten von wirren Träumen. Zuletzt ist Jonas gestern aufgewacht...ich konnte ihm wenigstens etwas Suppe einflößen. Aber seitdem hat er nichts mehr gegessen, er...«
Die Frau stockte und begann kraftlos zu schluchzen. Sanft wurde sie schließlich von Pereo aus der Hütte geführt.
Betrübt sprach Mandolf weiter: »Fast könnte man sagen, die Kranken verhungern und verdursten. Allerdings scheint es eher so, als ob auch etwas ihnen ihre Lebenskraft... stiehlt . Sie welken dahin, bis nur noch die sterbliche Hülle übrigbleibt.«
Zaja war sichtlich berührt. »Ich kann mir das nicht erklären! Solch schwere Krankheiten gehen immer mit Fieber einher. Das Fieber hilft dem Körper, die Krankheit zu bekämpfen. Aber hier...«
Sie blickte den Kranken ratlos
Weitere Kostenlose Bücher