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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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hatten sie bereits vom Weiten gehört und nun sahen sie, dass es von zwei Käfigen kam, die neben dem großen Burgtor angebracht waren und quietschend im Wind schaukelten. Zwei zusammengesunkene Gestalten saßen darin. Arana kletterte vorsichtig am Mauersims entlang und warf einen Blick in einen der Käfige. Leise fluchend kam sie zurück und sagte: »Schon lange tot. Wahrscheinlich verhungert. Oder verdurstet. Sehen ziemlich vertrocknet aus.«
    Mit flammender Wut im Blick sagte sie: »Kommt, lasst uns dem Ganzen ein Ende bereiten. Jetzt.«
    Sie traten mit hallenden Schritten durch das Tor. Über ihnen brach sich irgendwo der Wind trieb ihnen Schneeflocken ins Gesicht. Es war schneidend kalt, doch keiner von ihnen spürte es. Als sie auf den Burghof traten, zuckte Zaja vor Tyark zusammen und wandte sich schluchzend ab. Arana blieb stehen, in ihrem versteinerten Gesicht war keine Regung zu erkennen.
    Tyark hatte mit Schlimmen gerechnet, doch der Anblick des Hofs, der nur schwach von ihren Kristallen erleuchtet wurde, schockierte ihn dennoch. Zunächst war ihm die flache Grube aufgefallen, die recht frisch ausgegraben aussah, da ihre Ränder mit den Pflastersteinen des Hofs und Erde gesäumt waren. Erst dann fielen ihm die Pfähle auf, die reihum im Hof aufgestellt waren. Es mussten fast zwanzig sein und an jedem von ihnen war eine zusammengesunkene Gestalt gebunden. Ein furchtbarer Gestank hing in der kalten Luft, trotz der Kälte.
    Die Leichen waren entsetzlich zugerichtet, Männer und Frauen jeden Alters waren teilweise an ihren Gliedmaßen an die groben Holzpfähle genagelt worden. Einigen hatte man offensichtlich große Stücke Fleisch aus dem Körper geschnitten, andere waren ausgeweidet worden. Einige schienen geradezu zu Tode gepeitscht worden. In den kalten, bereits von etwas Schnee bedeckten Gesichtern waren selbst im Tode noch maßloser Schmerz und Entsetzen zu erkennen. Kinder waren glücklicherweise keine zu sehen, auch wenn es im Dorf einige von ihnen gegeben haben musste.
    Tyark taumelte am Rande der Grube entlang, hinter ihnen hörte er, wie Zaja würgte. Arana zupfte an seinem Ärmel und zeigte mit unbewegtem Gesicht in die Grube. Ein flacher, quaderförmiger Stein lag darin. Er schien uralt zu sein – und Tyark brauchte nicht lange um zu erkennen, dass sie damals in der Festung einen fast gleichen Stein gesehen hatten. Eine Vergessene Pforte. So wie es aussah, hatte sie lange Zeit nur eine Handbreit tief in der Erde unter dem Hof der Veste geruht – bis jemand sie freigelegt hatte. Erst jetzt sah er, dass die Oberfläche des Quaders mit einer schwarzen Flüssigkeit bedeckt war, die er in der Festung zunächst für Wasser gehalten hatte. Sie schien nicht nur Schneeflocken gierig zu verschlingen: Auch das Licht ihrer Kristalle vermochte es nicht, ihre Oberfläche zu durchdringen.
    Mit Mühe konnte Tyark erkennen, dass auch hier kleine schwarze Steine auf die Ränder der Steinplatte gelegt worden waren. Wie gerne hätte er diese unscheinbaren Kiesel einfach zur Seite getreten und damit die Pforte versperrt! Aber dafür waren sie nicht hier. Der Praemor in seiner Tasche vibrierte heftig.
    Leise sagte Tyark: »Sie ist in der Nähe.«
    Arana schritt vorsichtig in den hinteren Teil des Hofes und rief dann Tyark erneut zu sich. Stumm zeigte sie mit einem ihrer Katare auf etwas, das vor einer großen Flügeltür aufgebaut worden war. Tyark sah, dass es zwei Throne waren. Auf einem Thron saß angelehnt eine dunkle Gestalt, der andere war leer. Als Tyark seinen Kristall hob, blickte er in das vertrocknete, kalte Gesicht eines toten Mannes. Ein grauer, wirrer Bart fiel bis auf die Brust, die verfilzten, schwarzen Haare wurden von einem glänzenden Schapel gehalten. Die Augen waren geschlossen, doch auf den starren Mundwinkeln war ein seliges Lächeln eingefroren. Dies musste der Fürst gewesen, dem die Veste und die umliegenden Ländereien gehört hatten.
    Tyarks Blick fiel auf die Hand des Toten, die auf der Lehne des zweiten Thrones ruhte. Leise murmelte er: »Als ob der Tote etwas gehalten hat, bevor er starb.«
    Arana sagte leise: »Das ist zweifellos der Fürst. Fast scheint es, als hätte er die Hand seiner Fürstin gehalten, als er starb. Warum ist sie nicht hier?«
    Tyark spürte einen kalten Schauer den Rücken herunterlaufen und schluckte. »Ich glaube nicht, dass es seine Frau war, die auf dem anderen Thron gesessen hat.«
    Dunkel erinnerte er sich an das Szenario in der dunklen Festung inmitten der

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