Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Stimmte klang tadelnd.
Der Mann, den du Anemer nennst, war kurz davor, eines der größten Übel dieser Welt für immer auszulöschen. Er hat gefunden, was vor vielen Jahrtausenden nur eingesperrt, aber nicht getötet werden konnte. Aber er hätte es töten und so die Menschen für immer von ihrer größten Bedrohung befreien können! Und doch, mein Kind, was ist ihm zugestoßen? Was?
Tyark schloss die Augen und sagte leise: »Verrat. Anemer wurde verraten. Eine der Magierinnen. Sie hat etwas getan, was das Ritual unterbrochen hat. Sie hat uns alle verraten, sie hat uns an das verkauft, was auch immer in diesem Käfig eingesperrt worden war.«
Die Stimme in seinem Kopf klang lauernd.
Ich sehe, du hast verstanden, was ich dir zu zeigen versuchte. Ja, Anemer ist von den Menschen verraten worden. Wie tragisch! Waren es doch gerade dies Menschen, die er retten wollte...
Tyark spürte erneut, wie Wut in ihm aufwallte. Er zischte: »Deine Verachtung für uns kannst du dir sparen! Wir sind nicht alle so! Ich habe so viele edle, gute Menschen kennengelernt, ich...«
Tyark stockte, als er an seine sterbende Zaja denken musste. Ihr dunkles Gesicht, eingebettet in Schnee. Leise sagte er: »Ein guter Mensch wird niemals etwas Böses tun. Ist die Essenz gut, wird der Mensch keine wahrhaft bösen Handlungen machen können. Das ist ein Gesetz der Großen Alten und das Gift deiner Zunge wird mich nicht dazu bringen, davon abzufallen!«
Tyark fühlte, wie Zuversicht und Stärke in ihn zurückkehrten und er atmete tief ein. Die goldene Maske mochte Gift und Lügen verbreiten wie sie wollte, es gab eherne, göttliche Grundsätze der Welt, welche sie nicht zu erschüttern vermochte!
Die Gestalt stand nun hinter Tyark, ohne dass er sie sich bewegen gesehen hätte. Als er sich umdrehte, sah er, wie sie mit hinter dem Rücken gefalteten Panzerhänden in Richtung des Schädelberges blickte. Die Köpfe schienen zu zischen und zucken, Tyark sah vor Schrecken und Panik verzerrte Münder und Augen aufblitzen.
Die Stimme hallte durch seinen Kopf wie von weiter Ferne.
Welch tragischen Verirrungen du da erliegst mein Kind... denn haben die Menschen nicht zu jeder Zeit gezeigt, dass ein jeder von ihnen zu Bösem fähig ist? So wie bei der Befreiung meines...Kindes! Oh, welche wunderbare Verstrickung, geradezu köstlich! Der Verrat an Anemer sollte euren Orden schwächen, um der rücksichtslosen Macht einer kleinen Gruppe von Magiern die Eroberung Teannas zu ermöglichen. Adaque war in der Tat eine von ihnen. Sie und ihre Zwillingsschwester wurden übrigens am selben Tag geboren - sogar in genau diesem Moment, als die Stäbe des Käfigs barsten! Die Blutlinie ihrer Familie reicht weit zurück, Tyark. Bis in die Zeit, als mein geliebtes, wahnsinniges Kind noch über die Gefilde deiner Welt wandelte und seinen Samen streute, um beizeiten zurückkehren zu können, sollte ihm etwas geschehen...
In diesem Moment, Tyark, hat mein Kind seine letzten, verbliebenen Kräfte einer Jahrtausende andauernden Gefangenschaft aufgewandt, um die Männer zu töten, die es vernichten wollten. Schwach und an der Schwelle zu dem, was du vielleicht Tod nennen würdest, floh sein Geist in die Hülle seines eigenen Fleisch und Blutes. Adaque. Es gab ihr großartige Fähigkeiten. Er gab ihr Macht. Also alles, wonach ein Mensch in seinem Leben streben sollte.
Und als Adaque älter wurde, war sie längst Teil des geheimen Kultes aus gefallenen Magiern. Oh, mein Kind war sehr lange noch zu schwach, um sich bemerkbar zu machen und ist es immer noch. Doch auch ohne seine direkte Mithilfe war Adaques Aufstieg zur Führerin des Kultes so blutig und grausam wie schnell. Schon als junge Frau herrschte sie schließlich über diesen Kult, der solange auf seine wahre Herrscherin warten musste. Und das will sie auch bald in Teanna sein. Eine dunkle, blutrote Herrscherin über alles Leben.
Nichts Geringeres als den Kataklysmus plant diese Frau! Die Zeitenwende!
Eine eisige Faust schien sich um Tyarks Herz zu schließen. Schwach sagte er: »Sie haben ihn verraten, um...sie wollen das Fünfte Zeitaltern einleiten! Das Zeitalter der Herrschaft der Magie einleiten, nicht wahr?«
Die Stimme schien zu lächeln.
Nun, man kann es so nennen, warum nicht? Und mein Kind wusste schon immer, welches Werkzeug die nötige Macht haben würde, um seine Regentschaft zu sichern...
Die Gestalt wandte sich abrupt um und Tyark wich ängstlich dem leeren Blick der Maske aus. Tyark nickte leise
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