Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
hindurch tritt. Ich habe keine Ahnung, wie sie das machen! Ich glaube, sie hören in den Kristallen, wenn etwas hindurch treten will und, äh, entscheiden mit den Kristallen, ob sie es zulassen wollen. Ich weiß, es klingt vollkommen verrückt! Sie waren jedenfalls sehr überrascht, als sie unsere Essenzen spürten, glaube ich... schon seit sehr, sehr langer Zeit ist kein Mensch mehr durch das Portal gekommen.«
Tyark verspürte wenig Bedürfnis danach, die Vergessene Pforte zu betrachten, sollte sie nun natürlich sein oder nicht, für ihn war sie schlicht ein Ort des Bösen. Und er erinnerte sich noch gut daran, was zuletzt aus einer dieser Pforten gekommen war.
Er wehrte Muras‘ weitere Erklärungen ab und bat ihn schließlich darum, ihn wieder nach oben zu führen. Sein Freund zwinkerte ihm zu und klopfte ihm auf den Rücken.
Schließlich stiegen sie die verwinkelten Höhlen nach oben und nach einer Weile sah Tyark den hellen Schein der Sonne über sich. Ein überraschend frischer Wind wehte ihm entgegen. Als sie die Höhle verließen, musste Tyark sich setzen, denn der Anblick der Gegend verschlug ihm glatt den Atem. Sie befanden sich in einer Wüste, die sich bis zu Horizont erstreckte. Aus den Dünen aus feinem, fast weißem Sand, ragten die gleichen Kristalle heraus, die er bereits in der Höhle gesehen hatte. Nur schienen hier einige von einer vielfachen Größe zu sein - Tyark schätzte, dass der aus den Dünen ragende Teil einiger Kristalle gute 10 oder gar 15 Meter lang sein musste! Ihr Durchmesser betrug bei einigen nur wenige Fingerbreit, während die großen über einen Meter breit sein mussten. Sie alle strahlten selbst hier im hellen Sonnenlicht in einem durchdringenden Türkis und wie bei den kleineren verfärbten sie sich zum Boden hin zunehmend blau.
Benommen setzte Tyark sich in den weichen, von der Sonne erwärmten Sand und ließ ihn durch seine schwachen Hände rieseln. Leise fragte er: »Was ist das hier für ein Ort?«
Muras stand neben ihm und hatte die Hand an der Stirn, um sich gegen die Sonne zu schützen. Mit einer Hand hielt er seine Gewandung zusammen, um den kalten Wind nicht hineinzulassen.
Ohne Tyark anzublicken, antwortete er: »Das hier, Tyark, muss zweifelsohne die Kristallwüste sein! Warum die Vergessene Pforte uns hierher gebracht hat, weiß ich nicht. Aber die Großen Alten waren uns gnädig, würde ich sagen! Wir hätten ja wieder in irgendeiner dunklen Bergfestung herauskommen können. Oder im Magen eines Ungeheuers, wer weiß das schon. Ich habe in den letzten drei Wochen viel Zeit gehabt, das hier alles kennenzulernen, Tyark. Dieser Ort in den Weiten der Kristallwüste ist noch viel besonderer, als du jetzt annehmen magst.«
Der Alte, der ihnen mit großem Abstand gefolgt war, hatte sich derweil an einen der großen Kristalle gelehnt und blickte sie beide aufmerksam aus seinen hellen, türkisen Augen an. Muras fuhr fort: »Angeblich gibt es etwa eine Wochenreise von hier etwas, das die Kalani die Rhuk’Tai nennen, in unserer Sprache heißte das, glaube ich, die große Mauer oder so. Naja, die Wörter der Kalani sind unglaublich kompliziert. Sie haben oft mehrere Bedeutungen... Ich nenne es einfach Barriere.«
Tyark blinzelte in die Sonne und spürte, wie er wieder Durst bekam. Zwar war der Wind sehr kalt, aber die Luft schien äußerst trocken zu sein. Auch Rohin hatte ihre Schnauze unter ihren Pfoten verborgen. Da Muras in Gedanken versunken schien, fragte Tyark: »Barriere? Was für eine Barriere? Du meinst, wir kommen hier nicht weg?«
Muras zuckte unmerklich zusammen und fuhr dann fort: »Nun, es scheint eine Barriere aus purer Magie zu sein, es ist unheimlich faszinierend! Nichts kann hindurch und alles hinter der Barriere wirkt seltsam verschwommen. Aber es wird noch besser! Die Kalani sagen, dass die Barriere in unregelmäßigen Abständen verschwindet und dann auch nur für kurze Zeit. Höchstens für wenige Monate - so, wie es ihre Göttin Gaia gerade für richtig hält.«
Als der Alte das Wort Gaia hörte, murmelte er etwas in seiner fremden Sprache, schloss die Augen und berührte mit den Fingerspitzen seine Stirn.
Erklärend sagte Muras: »Gaia umfasst alles hier, den Sand, die Wüste, die Schlucht – die Kristalle nennen sie Aijoun Digaja, was wohl so viel heißt wie die Augen der Gaia, wenn ich das richtig verstanden habe. Mit ihnen stehen sie in direkter Verbindung zur Göttin, wie sie glauben. Von den Großen Alten haben die Kalani zwar schon
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