Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
als Abomination bewahrten. Wie er sie tötete. Und auch Adaques Verrat an allen Menschen Teannas konnte er nur schwer beiseite drängen. Sie hatte nun, durch seine Hilfe, die Tränen erhalten. Und nun gab es nicht einmal mehr Götter, welche sie aufhalten könnten!
Immer öfter fragte er sich, ob er wirklich alles richtig getan hatte - oder ob er vielleicht hätte anders handeln müssen. Hätte er nicht bereits im Turmzimmer in Lindburg bemerken müssen, dass vor ihm nicht nur die Magistra des Zirkels stand, sondern eine Abomination, ein Dämon? Wie dumm war er gewesen!
Wenn er so schweißgebadet aufwachte und heraustrat, um den nächtlichen Fluss zu beobachten, gesellte sich die Wölfin zu ihm, winselte und leckte ihm lange die Hand. Sie spürte, wie er mit sich rang.
Die Frau, die er als erstes gesehen hatte, hieß Goldener Sand und kümmerte sich sehr um ihn. Und obwohl sie sich ihm öfters dezent anbot, konnte Tyark auf ihr Angebot nicht noch einmal eingehen. Sie schien es ihm nicht zu verübeln, doch obwohl sie seine Sprache nicht sprechen konnte, verstand Tyark, dass sie sich um ihn sorgte. Als sie eines Tages die kleine Öllampe in der kleinen Hütte mit einem Fingerschnipsen entzündete, verstand Tyark überrascht, dass Goldener Sand eine Magierin sein musste. Allerdings verhielt sie sich ganz anders als die Magier, die er bisher kennengelernt hatte. Als er Muras darauf ansprach, hatte sich dieser am Hinterkopf gekratzt und unschlüssig gesagt: »Ich glaube, etwa die Hälfte der Kalani sind Magier. Allerdings ist ihre Magie... irgendwie natürlicher, intuitiver – aber auch chaotischer. Und ihnen scheint jegliche gesunde Angst vor Magie zu fehlen, wie mir scheint. Allerdings funktioniert das Leben der Kalani dennoch erstaunlich friedlich, trotz Magie. Ich weiß nicht so recht, wie sie das hinbekommen. Ich vermute sogar, dass es sich um Wilde Magie handelt! Hier ist vieles anders als bei uns zuhause...«
Er hatte Tyark zugezwinkert und dieser hatte die Anspielung auf Goldener Sand verstanden und sich gefragt, ob Muras ein ähnliches Erlebnis gehabt hatte.
Sein Freund hatte nach eine Weile dann auch beiläufig zugegeben, dass seine eigene Magie stärker geworden war: »Ich habe in den letzten Monaten mit einigen Kalani...ja, geübt könnte man sagen. Wobei manche von ihnen manchmal einen etwas seltsamen Begriff von üben haben, möchte ich sagen... gerade die Frauen...«
Er war dabei rot geworden und Tyark hatte geahnt, was Muras wohl erlebt hatte.
Auch Wind zwischen den Kristallen spürte Tyarks zunehmenden Verdruss. Als Tyark nach einiger Zeit wieder einigermaßen zu Kräften gekommen war, führte der Alte ihn in eine ihm bis dahin unbekannte Grotte. Mächtige Kristalle wuchsen aus der Decke und aus dem Boden und selbst Tyark spürte die große Macht, die hier in der Luft pulsierte. Er fragte sich das erste Mal, ob die Farbe der Kristalle etwas mit der eigentümlichen Augenfarbe der Kalani zu tun hatte.
Wind zwischen den Kristallen nahm seine beiden Hände und gab Tyark zu verstehen, dass er die Augen schließen solle. Zunächst wusste Tyark nicht so recht, was dies bringen sollte. Doch bald nahm er ein faszinierendes Summen wahr, welches langsam lauter wurde. Bald schon bemerkte er, dass es nicht nur ein Summen war, sondern eher ein vielstimmiger, schwingender Klang, der sich entfernt anhörte wie Töne auf einer Hirtenflöte. Obwohl er derlei Töne noch nie gehört hatte, schienen sie ihm vollkommen vertraut und angenehm. Er wurde vollkommen entspannt, doch nicht schläfrig. Und er war hochkonzentriert.
Als er diese Treffen mit dem Alten einige Male wiederholt hatte, gelang es Tyark, seinen Geist loszulassen und schien auf den vielen Klängen zu schweben, die direkt aus der Erde zu kommen schienen. Tyark war gleichzeitig vollkommen klar und schien doch unglaublich weit entfernt von seinem Körper wie in einem Traum. Seine Seele schien zwischen Bändern aus magischer Energie zu schweben – es war ein überragendes Gefühl.
Schließlich sagte Wind zwischen den Kristallen zu ihm: »Du gut gemacht. Du musst lernen...Besinnung. Besinnung auf deinen Geist. Dein Wasser in Seele«, er klopfte sich auf die Brust, »unruhig, stürmisch. Dein Wasser müssen...aber ruhig werden. Wie ruhiger See.«
Zunächst ahnte Tyark nur, was ihm der Alte sagen wollte. Doch in den folgenden Wochen saßen Tyark und Wind zwischen den Kristallen fast täglich in einer der zahlreichen kleinen Grotten und Höhlen. Langsam,
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