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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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aber stetig, erlernte Tyark das, was Muras einmal anerkennend Meditation nannte.
    Die Kalani schienen alle zu meditieren, manche von ihnen täglich, manche seltener. Doch sie alle saßen alleine oder zusammen in den Höhlen, meist die Kristalle berührend, und schienen in den Tiefen ihres Geistes versunken. Doch Tyark war rasch bewusst geworden, dass diese Form der Meditation nicht das war, was er tatsächlich erreichen wollte. Er wollte nicht einfach in seinem Geist versinken. Er wollte lernen, die Gabe zu nutzen, die er stets wahrnahm und die nur knapp außerhalb seiner Reichweite zu ruhen schien. Und die Meditation schien ihm dieses Versprechen zu geben. Mit der Zeit spürte er, dass sein Geist immer klarer wurde und während einer der zahlreichen Mediationen geschah es plötzlich, dass sich Tyark plötzlich im Zwielicht wiederfand, in der ihm schon zu Beginn die Medusa begegnet war. Tyark wusste allerdings sofort, dass hier kein Dämon war, der ihn in seinen Verstand zog - er benutzte seine Gabe von sich aus, ohne äußere Einflüsse. Er nutzte sein Geschenk!
    Vorsichtig blickte er sich im Zwielicht um, sah schemenhaft seinen Körper dort sitzen. Und er sah fast durchscheinend die zwei Kalani, die mit ihm in der Grotte saßen. Er sah ihre goldenen Wirtimsfäden. Diese waren auf den ersten Blick nicht anders als die Fäden anderer Menschen, allerdings verdrillten sie sich bald ineinander und mündeten in einen großen, schwarzen Gegenstand, den Tyark erst nach einer Weile als einen der großen Kristalle wahrnahm. Fasziniert blickte er sich umher und begriff, dass er das erste Mal überhaupt seine Gabe bewusst kontrollieren könnte. Er spürte die Macht in seinen Adern pulsieren und erschauerte.
    Neben sich bemerkte er den dunklen Schatten der Wölfin. Irritiert bemerkte er, dass sie ihn anzublicken schien! Er bewegte sich einige Schritte nach vorn – die Wölfin legte den Kopf schief und begann, irritiert herumzuschnüffeln. Wie aus weiter Ferne tönte ihr verzerrtes Winseln zu ihm. Sie schien ihn zwar wahrzunehmen, wusste aber anscheinend nicht so recht, wo genau er sich aufhielt.
    Dann kehrte sie zu seinem Körper zurück, den Tyark schemenhaft hinter sich auf dem Boden sitzen sah. Dann nahm er den Wirtimsfaden der Wölfin wahr – kräftig und golden schimmerte er vor Tyark und verlor sich irgendwo über ihnen im Dunkeln. Ein fremdartiger Gedanke durchzuckte ihn. Wie einfach es für ihn sein müsste, einen solchen Faden durchzutrennen! Ein heißes Gefühl von Macht durchströmte seinen Körper.
    Doch rasch zuckte er vor sich selbst zurück. Nein, soweit dürfte es niemals kommen! Niemals durfte er die Macht für solche dunklen Zwecke einsetzen, niemals. Dies war doch genau das, was dieses schreckliche Wesen mit der Maske wollte.
    Tyark ballte die Fäuste und zwang sich, ruhiger zu werden. Er würde trainieren, die Gabe zu verwenden – aber er würde ihre dunklen Seiten nicht nutzen. Er würde sie nur für das Gute einsetzen. Für die Jagd nach Adaque – und zur Rache.
    Nur langsam beruhigte er sich. Sein Geist war vollkommen klar, nichts war mehr von der Verwirrung und Angst geblieben, die er das erste Mal in dieser Zwischenwelt verspürt hatte. Dann spürte er, wie er wieder in seinen Körper zurückgezogen wurde. Er versuchte sich dagegen zu wehren, doch je stärker er sich wehrte, desto heftiger wurde der Sog.
    Nach wenigen Augenblicken schlug er die Augen auf. Er spürte immer noch das wunderbare Gefühl der Macht in ihm. Es schien an Stellen in seiner Seeele zu strömen, die zuvor unerträglich leer gewesen waren.
    Einen kurzen Moment empfand er geradezu Ekel gegenüber seinem fleischlichen Körper. Wie verletzlich und schwach dieser doch war im Gegensatz zur goldenen Macht!

    In der verstreichenden Zeit nach diesem besonderen Tag fiel es Tyark langsam, aber stetig leichter, seinen Körper zu verlassen und sich eine Weile im Zwielicht zu bewegen. Dennoch wurde er immer nach recht kurzer Zeit in seinen Körper zurückgezogen, egal wie stark er sich wehrte. Er fragte sich im Stillen, ob er es mit der Zeit schaffen würde, länger seinen Körper verlassen zu können – und ob dies ratsam war.
    Er übte, seinen Körper auch schnell zu verlassen, ohne vorher Meditieren zu müssen. Irgendwann gelang es ihm endlich und Tyark fühlte unbändigen Stolz in sich, der nur davon geschmälert wurde, dass er keinem anderen davon erzählen konnte!
    Er konnte sich im Zwielicht sogar recht frei bewegen, allerdings

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