Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Rohin?«
Die Benannte hob kurz ihren Kopf, wedelte mit dem buschigen Schwanz und legte ihren Kopf dann schwer auf Tyarks Fuß ab. Die trockene Kälte der Wüste machte ihr deutlich mehr zu schaffen als ihr neuer Name. Grinsend stellte Tyark fest: »Nun, so sei es. Rohin also.«
Er warf einen kleinen Zweig ins Wasser und forderte Rohin auf, ihn zu holen. Das große Tier blickte dem Zweig hinterher, machte aber keinerlei Anstalten, hinterherzurennen. Tyark hatte bereits oft versucht, dem Tier kleinere Kommandos oder wenigstens Tricks beizbringen. Doch Rohin war kein einfacher Hund und hatte ihren eigenen, starken Willen. Auch wenn sie meist zu wissen schien, was Tyark von ihr forderte, so verweigerte sie ihm hartnäckig den Gehorsam.
Tyark verzog den Mund und sagte spielerisch tadeln: »Na, dazu hast du heute einfach keine Lust, was?«
Rohin legte ihren Kopf schräg und blickte ihn stumm an, als habe er etwas Komisches gesagt. Dann leckte sie ihm das Gesicht und legte sich mit einem Schnaufen zurück in den Sand. Muras lachte schadenfroh und Tyark bewarf ihn müde mit einem kleinen Steinchen, traf aber selbst auf diese kurze Entfernung nicht.
Eines Tages wurde er zu Wind zwischen den Kristallen gerufen. Der Alte wohnte in einer schlichten Hütte wie Tyark, obwohl er allem Anschein nach der Dorfälteste war und sein Wort bei den anderen Kalani Gewicht hatte.
Ein kleiner Kristall lag hinter dem Alten auf einem kleinen Podest und erfüllte den Raum mit einem geheimnisvollen Licht. Der Alte lächelte Tyark an und wies ihm einen Platz ihm gegenüber zu. Er sagte: »Ich bin froh, dass du hier bist, Tyark. Fügung des Schicksals, dass ihr hier herausgekommen seid. Fügung Gaias!«
Tyark machte eine angedeutete Verneigung.
Unvermittelt griff Wind zwischen den Kristallen nach Tyarks Händen und blickte ihn durchdringend aus seinen so seltsam gefärbten Augen an. Tyark konnte dem Blick nicht lange standhalten und blickte zu Boden. Der Alte hielt weiter seine Hände und sagte mit Sorge in der Stimme: »Tyark, deine Augen es zeigen. Goldener Glanz darin liegt. Ich sehe. Andere Kalani sehen. Wir spüren es in dir... große Macht!«
Der Alte ließ los und ballte die Faust vor seiner Brust. Er murmelte einige Worte, die Tyark nicht verstand und sagte: »Aber auch schwarze Faust, Tyark! Schwarze...Wut! Gefahr!«
Tyark entwand sich den erstaunlich kräftigen Händen des Alten. Unwillkürlich fragte er sich, wie alt Wind zwischen den Kristallen eigentlich sein mochte.
Er sagte leise: »Ja, Ihr habt recht. Es...ist eine Macht in mir. Sie...wurde mir als... Geschenk übergeben. Eine Gabe. Ich lerne, sie zu benutzen. Nur mit ihr werde ich das Böse dieser Welt jagen können. Dämonen, versteht Ihr? Und Ihr habt mir gezeigt, wie ich sie benutzen kann. Ich habe bei euch die Kunst der Meditation gelernt, sie hat mir dabei geholfen. Ich möchte euch allen dafür aus tiefstem Herzen danken!«
Wind zwischen den Kristallen blickte voller Sorge in Tyarks Augen. Er wackelte mit dem Kopf und sagte leise: »Das Wesen der Meditation... Du noch nicht wahrhaft verstanden. Die Erhellung des Geistes ist...Ziel. Wie Kalani erachten es als höchstes Ziel...den eigenen Geist zu meistern. Die eigenen Triebe und...selbstsüchtigen Gefühle zu...zähmen.«
Er tippte mit seinem Finger auf Tyarks Brust. »Macht in dir...gefährlich. Angst! Nicht gut. Schwarze Faust niemals kann tun...Gutes! Nicht benutzen! Du dich wirst verlieren...in Schwarz. Du mit Meditation nicht Macht benutzen – du solltest lernen, sie nicht zu benutzen!«
Seine dürren Arme griffen nach Tyarks Kopf und nahmen ihn fürsorglich zwischen sich. Er sagte auffordernd: »Du noch hierbleiben. Bis du gefunden hast dein wahres Ich. Du kannst glücklich werden hier. Du kannst lernen, deine Macht nicht zu benutzen. Du hier öffnen schwarze Faust in Bauch. Werden...ganz Kalani .«
Überrascht blickte Tyark in die Augen des Alten. Tatsächlich hatte er in letzter Zeit immer öfter darüber nachgedacht, die Kalani endlich verlassen zu können. Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen. Dort draußen strebte ein Dämon danach, den Kataklysmus zu beschwören, während er hier in dieser verlassenen Schlucht festsaß! Der Gedanke an Adaque krampfte ihm den Magen zusammen. Er musste sie aufhalten – ob nun mit seiner Gabe oder ohne sie. Er musste Zaja rächen. Er würde das Böse auf dieser Welt vernichten, wenn es in seiner Macht lag! Tyark klammerte sich an die Vorstellung von ihr. Manchmal hatte
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