Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
auf dem feinen Sand laufen, wie Tyark neidisch bemerkte. Auch die eisigen Winde der Wüste schienen den zotteligen Tieren nicht viel auszumachen.
Im Gegensatz zu Tyark schien Muras von Natur aus gut auf den Tieren reiten zu können. Oft genug bedachte er Tyark mit einem schadenfrohen Lachen, als dieser wieder einmal nicht genug halt zwischen den weichen Hökern gefunden hatte und unsanft zu Boden gefallen war. Lediglich Rohin waren die Tiere auch später noch unheimlich und stets hielt die Wölfin einen respektvollen Abstand zu ihnen.
Der Abschied von den Kalani war äußerst herzlich ausgefallen, doch insgeheim war Tyark froh, die Schlucht und den trägen Fluss darin verlassen zu können. Je weiter sie sich von den Kalani entfernten, desto stärker verspürte er eine grimmige Entschlossenheit in sich. Die Jagd auf Adaque war eröffnet und Tyark würde alles tun, um die verräterische Magistra für ihre Taten zu bestrafen!
Nach einigen Tagen passierten sie die Stelle, an der noch einige Wochen zuvor die Barriere jeden Zutritt zu dem Gebiet der Kalani verwehrt hatte. Nichts wies mehr darauf hin. Einzelne Windhosen tobten zwischen den Dünen und Tyark fragte sich unwillkürlich, ob er sich das vielleicht alles nur eingebildet habe.
Er wurde von Muras aus seinen Gedanken gerissen, als dieser erklärte: » Wind zwischen den Kristallen hat mir einige auffällige Kristalle aufgemalt, nach denen wir Ausschau halten sollen. Angeblich gibt es dort Wasserstellen und mit ein bisschen Glück treffen wir auf eine Karawane, die in Richtung San Lorieth, der Felsenstadt, unterwegs ist. Es dürften wenigstens fünf Wochen Reise sein, die wir vor uns haben. Vorräte haben wir für sieben.«
Tyark nickte düster in Anbetracht der Strapazen, die sie erwarteten. Er erwiderte: »Soweit ich weiß, ist San Lorieth die Hauptstadt des Nordreiches. Goswin hat mit Sicherheit dorthin eine seiner Botschaften geschickt – hoffe ich zumindest. Wir müssen so schnell wie möglich zu ihm. Ich hoffe, er lebt noch.«
Beide versanken in düsterem Schweigen, nur Rohin schien davon nichts zu bemerken. Wie toll jagte die Wölfin eine der kleinen Windhosen, die sich zwischen den Dünen spontan bildeten und sich nach wenigen Augenblicken wieder auflösten.
***
Sie hatten die erste kleinere Oase bereits nach zwei Wochen erreicht. Obwohl die Kristallwüste im Allgemeinen ein sehr kalter Ort war, so konnten die Hitze tagsüber nur schwer zu ertragen sein. Die Sonne brannte unbarmherzig auf die Sanddünen, welche die Wärme aber nicht lange hielten, sodass sie nachts oft bitterlich frieren mussten.
Tyark und Muras hatten daher luftige und doch warme Reisekleidung bekommen, die den Kopf und teilweise auch das Gesicht bedeckte. An einem der heißesten Tage hatte Tyark spielerisch probiert, ob nicht das kalte Dämonenherz für Abkühlung sorgen könnte. Er hatte aber verwirrt feststellen müssen, dass die Kälte des Steines zwar seine Hand langsam ertauben ließ, dies aber keinerlei Wirkung auf seine verschwitze Haut hatte. Die Kälte des Herzens war zwar zu spüren, aber sie brachte keine Linderung.
Obwohl er Rohin vor dem Zelt gelassen hatte, hatte sie sofort begonnen zu winseln, sobald er das Herz in der Hand gehalten hatte und beschämt hatte er das Herz sofort in den Beutel zurückgelegt.
Die Oase selbst war nicht viel mehr als eine Ansammlung alter, teilweise zerbrochener Riesenkristalle sowie eines kleinen Palmenhains, die von großen Sanddünen eingeschlossen waren. Die Kamele senkten sofort ihre langen Hälse in das Wasser des kleinen Teichs und fasziniert beobachtete Tyark, wie sie eine halbe Ewigkeit tranken und tranken. Er fragte sich, ob die Tiere das Wasser in ihren beiden Höckern speicherten.
Eines Abends beobachtete Tyark, wir Muras im Schneidersitz am Ufer des kleinen Sees saß und zu meditieren schien. Allerdings spürte Tyark, wie Muras damit begann, Magie zu wirken und wurde neugierig. Er ging zu ihm und fragte: »Du meintest, deine Magie wäre, äh, stärker geworden, durch die Übungen mit den Kalani? Kannst du jetzt noch stärkere Feuerzauber wirken?«
Muras war zunächst überrascht, dass Tyark ihn darauf ansprach. Er sagte: »Nun, in den Monaten bei den Kalani habe ich tatsächlich noch viel mehr gelernt – es scheint fast, als wäre meine Taubheit etwas zurückgegangen.«
Er legte den Kopf in den Nacken und fügte gedankenverloren hinzu: »Vielleicht ist es auch eine, hm, Nebenwirkung unserer Reise, durch die Pforte. Oder
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