Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
selbst die Veränderung wahrnehmen, aber es hat bereits bei mir begonnen.«
Besorgt fragte Tyark: »Du meinst, deine Augen werden einmal so türkis wie die von den Kalani? Was bedeutet das? Warum kannst du dann nicht mehr von hier weg?«
Muras zuckte hilflos mit den Schultern und sagte: »Du weißt ja, dass Tiefe Sonne und Schneller Fisch auch vor langer Zeit einmal von, äh, draußen zu den Kalani gekommen sind. Ich glaube, sie kamen ursprünglich aus dem äußersten Norden Teannas. Sie sprechen unsere Sprache etwas besser und haben mir erklärt, dass, wenn man einmal Kalani geworden ist, irgendwie zusammen mit den Kristallen lebt. Was auch immer das heißen soll. Jedenfalls will man dann wohl schlicht einfach nicht mehr weg von hier. Schneller Fisch erklärte mir, es wäre so eine Art Verbindung zwischen allen Kalani, die langsam entsteht und dann keiner mehr unterbrechen will.«
Tyark hob erstaunt die Augenbrauen und sagte: »Also ich spüre nichts davon...«
Muras blickte ihn seltsam ernst an und sagte: »Nein, tatsächlich kann ich in deinen Augen kein Türkis entdecken... aber verändert haben sie sich trotzdem, zumindest habe ich den Eindruck. Manchmal glaube ich, darin Flecken zu sehen. Also Stellen, die...äh, fast, ja, golden wirken! Goldener Sand hat auch so etwas berichtet, sie war ganz verwirrt... Ich habe das zuerst für eine Wirkung der Vergessenen Pforte gehalten und das auch Wind zwischen den Kristallen gesagt. Aber ganz sicher bin ich mir nicht. Wind zwischen den Kristallen meinte damals schon zu mir, da wäre etwas in dir, eine...Macht? Ich wollte eigentlich warten, bis du von selbst davon erzählst...«, er blickte Tyark aufmerksam an, »Du hast dich aber ziemlich zurückgehalten, was das angeht, muss sagen! Sollte ich vielleicht etwas wissen, bevor wir aufbrechen und unser Leben riskieren, um die Verräterin zu jagen...?«
Tyark verstand, dass nun der Moment gekommen war, an dem er Muras vertrauen musste. Widerstrebend erzählte er ihm über die Dämonenjäger und seine Fähigkeiten, die Wirtimsfäden zu sehen. Das grauenvolle Wesen mit der Maske und seine Fähigkeit, diese Wirtimsfäden auch zu durchtrennen verschwieg er allerdings. Er erwähnte auch, dass er mit dem Dämon, der von Adaque vor so langer Zeit Besitz ergriffen hatte, auf unheilvolle Art verbunden schien. Eine Weise, die eines Tages tödlich für ihn enden würde.
Nach seiner Erzählung versank Muras eine Weile in Schweigen. Dann sagte er: »Ich habe mir schon gedacht, dass etwas an dir ziemlich...besonders sein muss. Deine Fähigkeiten, Wunden zu heilen, die Träume die du hattest... das alles erscheint mir nun verständlicher! Ich bin froh, dass du es mir endlich erzählt hast, Tyark!«
Muras streckte seinen Arm und nach kurzem Zögern schlug Tyark ein.
Grinsend sagte Muras anschließend: »Und mit wem würde man lieber in die Schlacht ziehen als mit einem echten Dämonenjäger!«
***
Eine Woche später standen sie am Rand der flimmernden Barriere. Fasziniert trat Tyark an den Rand der Barriere und warf dann kleinere Steinchen dagegen. Das Flimmern wurde an der Stelle, an welcher der Stein die Barriere berührt hatte, etwas stärker, aber ansonsten passiert nichts. Dann trat er nah heran und berührte die Barriere mit der bloßen Hand. Es kribbelte zunehmend in seiner Handfläche und fühlte sich weder kalt noch warm an. Er drückte fester, doch er hatte nicht den Eindruck, dass die Barriere auch nur etwas nachgegeben hatte. Sie war wie eine unsichtbare, solide Wand.
Tyark konzentrierte sich und es gelang ihm nach einer Weile, seinen Geist wieder in einen Zustand zu versetzen, in dem er in die Zwischenwelt übergehen konnte. Dort, wo in der wirklichen Welt die Barriere aus dem Boden herausragte, war hier etwas, das wie eine gleißend helle Wasseroberfläche aussah. Tyark sah Wellen, wie sie langsam aus der Erde traten und an der Barriere nach oben liefen, die Welt dahinter schien nicht mehr zu existieren. Er sah, dass sich die Barriere tatsächlich nach oben krümmte, als sei sie tatsächlich keine gerade Wand, sondern vielmehr wie eine gigantische Kuppel geformt.
Je näher er im Zwielicht der Barriere kam desto stärker spürte er, wie es immer schwerer wurde, weiterzugehen. Es war wie ein starker Wind, der von der Barriere auszugehen schien. Es kostete ihn starke Überwindung, seine Hand auszustrecken, um die Barriere überhaupt zu berühren. Im Moment der Berührung spürte Tyark einen enormen Schmerz, der seine
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