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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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fühlen sich richtig gut an!«
    Tyark sagte nichts, aber er konnte seinen Freund gut verstehen.
    Er ließ seinen Blick über die bizarre Kristalllandschaft gleiten und wickelte sich fester in seine Gewandung, als die Kälte der Nacht unbarmherzig damit begann, an seinen Beinen heraufzukriechen. Er erinnerte sich an eine Legende, welche er vor scheinbar unendlich langer Zeit von Goswin gehört hatte. »Irgendwo hier ist Anemer vom Lichte verschwunden...«
    Muras verzog unschlüssig das Gesicht und sagte: »Ja, die Legende sagt das so. Tatsächlich soll die Kristallwüste einst die Reste gigantischer Bauten verschlungen haben. Und manchmal weht ein Sturm einen Eingang in diese Unterwelt frei. Aber keiner weiß, wo diese Eingänge sind. Und wer weiß, was Anemer damals zugestoßen ist.«
    Muras stand auf und klopfte sich den staubigen Sand von der Kleidung und ging mit steifen Beinen in Richtung ihres kleinen Lagers.
    Tyark nickte gedankenverloren und blickte in die Ferne. Wie zu sich selbst murmelte er: »Anemer hat gefunden, was er gesucht hat. Und dann hat die Wüste ihn verschlungen.«
    ***

    Die nächsten zwei Wochen vergingen ereignislos. Tyark schlief allerdings weiterhin schlecht. Immer wieder wachte er nachts auf. Immer wieder vor Augen, wie Zajas Gesicht sich langsam dunkel verfärbte. Und wie dann verdorbenes Blut aus ihrem abgetrennten Hals herausströmte. Doch manchmal verfehlte sein Schlag in seinen Träumen aber auch ihren Hals und von einem Moment zum anderen stand Zaja aufrecht vor ihm, das bleiche Gesicht erfüllt von schwarzen Augen und dunklen, spitzen Zähnen. Im nächsten Augenblick bohrten sie sich wie Dolche in seinen Hals und machten ihn zu einer Abomination. Er wachte jedes Mal schweißgebadet auf. Rohin war immer bereits an seiner Seite, als ob sie gespürt hätte, wie seine Seele sich wandte. Oft saßen er und die Wölfin schweigend vor dem Zelt, bis die ersten Sonnenstrahlen von einem neuen Tag kündeten.
    Nach fast drei Wochen in der Wüste, ihr Proviant würde gerade noch für die Rückreise zu den Kalani reichen, waren sie immer noch auf keinen anderen Menschen gestoßen. Nicht einmal eine Karawane hatten sie gesehen, obwohl diese ja auch die bekannten Oasen aufsuchen müssten.
    Tyark hatte ein ungutes Gefühl, denn bedeutete das Fehlen von Karawanen nicht, dass in Teanna etwas Schreckliches geschehen sein musste? Muras hatte versucht, diese Bedenken beiseite zu wischen, doch Tyark hatte die Besorgnis in den Augen seines Freundes gesehen.
    Wie groß war ihre Erleichterung, als am nächsten Tag eine Karawane am Horizont auftauchte! Es war ein merkwürdiges Gefühl, nach so langer Zeit andere Lebewesen zu sehen. Tyark zählte übermütig mindestens zwanzig Tiere und vier menschliche Gestalten. Sie winkten und riefen die Fremden an und schon bald wurde ihnen zurückgewunken.
    Schließlich standen sie sich die Reisenden gegenüber und nach den traditionellen Begrüßungen zogen sie sich mit dem fremden Karawanenführer in sein rasch aufgebautes Zelt zurück.
    Der Karawanenführer war ein dunkelhäutiger, drahtiger Mann von vielleicht vierzig Jahren mit sehr wachen Augen. Er hatte einen dichten, weißen Bart, der ihm bis auf die Brust reichte. Seine Ohrläppchen wiesen beide große Löcher auf, wie es bei den männlichen Nomaden der Wüste üblich war. Begleitet wurde er von einem hochgewachsenen, vielleicht 25 Jahre alten Mann und zwei Jünglingen, nicht älter als 12 Jahre - wahrscheinlich seinen Kindern. Er sprach die Kaisersprache recht passabel und so fiel die Verständigung nicht schwer. Er stellte sich verneigend als Abdan Norini Benjin vor. »Oder, für euch meine Freunde, nur Abo. So kennt man mich! Von der Kristallküste im Westen bis zur Felsenstadt San Lorieth im Osten!«
    Er grinste und entblößte ein makelloses Gebiss.
    Er erklärte ihnen, dass er vor vielen Wochen in San Garath im Westen aufgebrochen war und nun, wie sie, auf dem Weg nach Osten war, um in San Lorieth, der Hauptstadt des Nordreichs, seine Waren zu verkaufen. Staunend nahm er zur Kenntnis, das Tyark und Muras aus der großen magischen Barriere stammten, die den Nomaden seit jeher bekannt war.
    Abo bestand darauf, dass sie alle zunächst einen traditionellen Kräutersud trinken sollten. Tyark wurde zusehends ungeduldig und nur mühsam konnte er sich gedulden. Doch die Gesprächsthemen kreisten zunächst um die tückischen Stürme der Kristallwüste, die richtige Pflege der Wüstenschiffe und anderen Themen, welche

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