Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
das Schicksal dieser Welt nicht mehr lange würde auf sich warten lassen.
Tyark und Muras schwiegen bestürzt und erst nach einer Weile sagte Tyark zu Muras: »Wir müssen herausfinden, was Adaque mit den Tränen vorhat! Vielleicht ist es sogar kriegsentscheidend!«
Muras nickte stumm und sagte schließlich: »Allerdings sind unsere Chancen, Goswins Nachrichten zu erhalten, erheblich kleiner geworden! Er wollte ja in jede Hauptstadt der Reiche eine Botschaft für uns schicken. Aber anscheinend ist nun nur noch die Hauptstadt des Nordens übrig, San Lorieth. Das heißt, wir müssen es dort probieren und hoffen, dass die Botschaften die Jahre überdauert haben. Ich muss unbedingt in San Lorieth nach dem örtlichen Zirkel schauen - vielleicht erfahre ich dort mehr.«
Als er Muras‘ Worte hörte, fragte der bis dahin schweigende Norin mit starkem Akzent: »Du... Magier bist?«
Als Muras daraufhin mit einem Stirnrunzeln nickte, flüsterte Norin aufgeregt mit Abo, welcher sofort ernst wurde und sagte: »Ihr müsst vorsichtig sein! Magier sind noch viel... ungemochter heute als früher. Manche Magier in den letzten Jahren in die Schatten gefallen. Schwarzmagier geworden! Viele Menschen haben Angst vor euch. Ihnen egal, dass auch viele Magier in der Schlacht auf unserer Seite sind. Schlimme Zeiten sind es. Schlimm. Und dunkel.«
Muras sank betroffen in sich zusammen und Tyark ahnte, wie seinem Freund zumute sein musste. Er versuchte, aufmunternd zu klingen, als er antwortete: »Dann müssen wir halt vorsichtig sein. Man sieht dir ja nicht gerade an der Nasenspitze an, dass du Magier bist, oder?«
Doch er ahnte, welche Schwierigkeiten ihnen bevorstanden.
***
Am nächsten Tag brachen sie früh auf. Tyark war froh, dass sie in Gesellschaft reisen konnten. Unbehaglich erinnerte er sich an die Geschichten an gewaltige Würmer, die angeblich unter dem Sand der Wüste hausten und manchmal ganze Karawanen verschlangen. Und mit einem erfahrenen Nomaden an ihrer Seite würden sie ihr Ziel auch sicher schneller erreichen.
Ihre Tiere freundeten sich problemlos mit denen der Karawane an, lediglich Rohin schien etwas irritiert zu sein von den vielen merkwürdigen Kreaturen, die mit ihren langen Beinen über den Sand stapften.
Abo verkündete ihnen lächelnd, dass sie höchstens noch zwei Wochen bräuchten, um die östlichen Ränder der Kristallwüste zu erreichen.
Schon bald schienen die Kristalle mit der Zeit kleiner und dann weniger zu werden - offensichtlich verließen sie den Kern der Kristallwüste. Die Nächte waren nicht mehr so eisig kalt wie noch einige Tage zuvor. Manchmal sahen sie sogar einzelne spärliche Moose und Flechten im Schutz von Steinen wachsen. Rohin blühte regelrecht auf und lief übermütig zwischen den Reisenden umher.
Tyark begann, dieses prächtige Tier regelrecht zu bewundern. Es war ihm von den Graten aus gefolgt, hatte ihn stets im Auge behalten und ihm im schwersten Moment beigestanden - unter Einsatz ihres Lebens. Und selbst jetzt in der Feindlichkeit der Kristallwüste schien es keinen Moment zu zaudern und war immer an seiner Seite.
Sie waren seit sechs Tagen unterwegs, als Tyark spürte, wie der Wind zunehmend heftiger wurde. Sie kamen kaum noch voran, da die Sandkörnchen wie Nadeln in ihre Gesichter geweht wurden. Immer wieder beobachteten sie, wie Abo und Norin sorgenvoll in den Himmel starrten, auf dem aber nur einzelne, langgestreckte Wolken zu sehen waren. Schließlich sagte er zu Tyark und Muras: »Wir Sorgen haben. Dieser Wind verheißt nichts Gutes! Wir hoffen, dass kein Thaklakan daraus wird. Das ist großer Sturm, kommt langsam, aber bleibt lange. Manche Karawane schon verdurstet während Thaklakan!«
Tyark erinnerte sich daran, dass ihre Tiere in den letzten Tagen so unruhig gewesen waren, auch Rohin hatte immer wieder ängstlich gewinselt und im Wind geschnuppert.
Der Wind wehte auch in der Nacht mit gleichbleibender Heftigkeit und Muras und Tyark konnten nur wenig schlafen, da die Zelte der Karawane heftig durchgeschüttelt wurden. Rohin wirkte zunehmend unruhig und stupste Tyark öfters an, doch er konnte nur ahnen, was ihm die Wölfin mitzuteilen versuchte.
Am Morgen hatte der Wind weiter zugenommen und mit Sorge sah Tyark, wie sich am Horizont erste dunkle Wolken sammelten, die schließlich immer dichter wurden und manchmal ein gespenstisches Flackern wie bei einem Gewitter von sich gaben. Abo, Norin und Abos Kinder waren hektisch damit beschäftigt, die Karawane zum
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