Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Aufbruch fertig zu machen. Muras und Tyark halfen mit und Abo bestätigte ihnen seine schlimmsten Befürchtungen: »Thaklakan kommt! In ein oder zwei Tagen ist hier. Nicht viel Zeit haben. Müssen Schutz suchen...«
Norin war hinzugekommen und beriet mit Abo in der merkwürdig klingenden Sprache der Nomaden. Abo schüttelte immer wieder den Kopf, während Norin immer wieder das gleiche Wort wiederholte. Schließlich unterbrach Muras die beiden und fragte: »Was ist los, Abo? Worüber streitet ihr?«
Abo seufzte tief und nickte Norin zu. Er sagte: »Wir uns uneins, wohin gehen. Nicht viele Plätze in der Nähe, wo wir uns verstecken können. In der Nähe nur die Kalith-Oase.«
Er schüttelte heftig den Kopf. »Wir sollten dort nicht hingehen. Schlechter Ort. Aber ich Angst habe, dass alle anderen Orte zu weit weg. Wir nicht viel Zeit.«
Ängstlich blickte er in die sich auftürmenden Wolkenmassen am Horizont und kaute auf seiner Unterlippe herum. Tyark spürte, wie sich das heftige Unwetter in der Ferne zusammenbraute und sagte: »Wir sollten dahingehen, was am nächsten ist. Und wenn die Kalith-Oase in der Nähe ist, sollten wir dahingehen, oder nicht? Warum ist sie denn ein schlechter Ort?«
Abo warf ihm einen scheuen Blick zu und antwortete: »Kalith war großer Herrscher der Wüste. Die Oase einst einer seiner Paläste gewesen. Lange her. Ein unguter Ort.«
Er seufzte und nach einem weiteren Blick zum Horizont fügte er hinzu: »Aber es bleibt nichts anderes übrig. Besser in Kalith schlafen als unter den Sanddünen.«
Er rief Norin etwas zu und die Karawane setzte sich in Bewegung, die unheilvollen Wolkengebirge im Rücken.
Der Wind wehte immer heftiger, es war, als ob der Sturm in ihrem Rücken tief Atem holte. Was würde erst sein, wenn er diesen Atem wieder herausblies!
Sie wanderten die ganze Nacht hindurch, begleitet von gewaltigen, purpurnen Blitzen aus der Wolkenfront, welche die Wüste gespenstisch erleuchteten. Fernes Donnergrollen ließ den Sand unter ihren Füßen erzittern. Die Tiere blökten ängstlich.
Am nächsten Tag sah Tyark in der Ferne einen Schatten, der sich mit der Zeit als Reste einer gewaltigen Säule herausstellte – dies mussten die Überreste des Palasts von Kalith sein!
Das Unwetter hatte sich mittlerweile über den Horizont geschoben und erfüllte die Hälfte des Himmels. Donner hallte unablässig und der Wind wurde immer kräftiger. Ein gewaltiger Donnerschlag umhüllte sie brüllend und die Erde unter ihnen zitterte. Hinter sich hörte Tyark ein Kamel laut blöken. Als er sich umwandte sah er, wie eins der jüngeren Tiere sich losgerissen hatte und mit ängstlichen Rufen im wehenden Sand verschwand. Die Nomaden schrien hektisch und eines der Kinder Abos machte Anstalten, dem Tier hinterher zu rennen. Die strenge Stimme seines Vaters rief es aber sofort zurück. Das Tier war verloren - jetzt galt es, sein eigenes Leben zu bewahren!
Mühsam kletterten sie über Dünen, die gut zwanzig oder gar dreißig Meter hoch waren. Als sie auf der anderen Seite herunterstiegen, ließ der Wind etwas nach, da die Dünen einen gewissen Schutz boten. Der Sand an ihren Kämmen wurde allerdings von heftigen Böen davongerissen.
Die Reste alter Gebäude ragten vor ihnen halb vergessen aus dem Sand, einzelne Palmen zeigten an, dass es hier irgendwo eine Wasserquelle geben musste. Sie hatten die Kalith-Oase erreicht.
Der Sturm hatte sie fast schon erreicht, als sie endlich alle Tiere an eine kleine Wasserstelle gebracht und ihre Zelte zwischen den spärlichen Palmen festgebunden hatten. Gewaltige Blitze zuckten über den Horizont, manche von ihnen blutrot, andere schienen violett gefärbt zu sein. Wie eine gewaltige Flut rollten die Wolkenmassen über die kleine Oase hinweg und ein Sturm schien alles unter sich begraben zu wollen.
Tyark und Muras staunten in ihrem flatternden Zelt über die tobenden Naturgewalten. Auch Rohin witterte ängstlich die geladene Luft. Muras machte das Zeichen des Ordens und forderte Tyark auf, mit ihm zu beten. Zunächst machte Tyark instinktiv das Zeichen der Großen Alten, doch dann ließ er wie betäubt seine Arme sinken. Still betrachtete er Muras, der mit geschlossenen Augen ein Gebet sprach. Doch in den Gebeten war kein Trost mehr für Tyark. Kein Schmerz würde durch die Göttlichkeit der Großen Alten geheilt werden können. Seine Götter waren bereits vor Jahrtausenden zu Staub zerfallen, hingerichtet durch ihr eigenes Versagen. Gescheitert an dem
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