Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
stockte kurz und murmelte ein weiteres Totengebet. »Leider war mir das erst viel, viel zu spät klar. Und mit dieser Schuld werde ich meine letzten Jahre verbringen müssen... Ich glaube, Adaque konnte die Medusa nicht so kontrollieren, wie sie das ursprünglich geplant hatte. Vielleicht war die Seele ihrer Schwester zu stark dafür und der Dämon hatte sicherlich auch kein...Interesse daran, geerntet zu werden. Es muss trotzdem furchtbar für die gequälte Seele ihrer Schwester gewesen sein!«
Er rieb sich den Nasenrücken und fuhr dann verdrießlich fort: »Trotz allem habe ich mich geehrt gefühlt, als Adaque mir eine Einladung zu ihrer Ernennungszeremonie geschickt hat. Ich war ein Narr! Ein verliebter, törichter Narr... Wahrscheinlich wollte sie mich dabei haben, um mich wie alle anderen an diesem Abend zu töten. Wahrscheinlich hat es ihr sogar besondere...Freude bereitet, mich dabei zu wissen. Scheußlich.«
Was Goswin dann berichtete, hatte Tyark in Ansätzen bereits von Abo erfahren. Der Abend, an dem die Kaiserstadt fiel. »Es war das Schrecklichste, das ich jemals in meinem Leben erfahren musste. Im Moment ihrer Ernennung erloschen alle Lichter im Saal! Nur Adaque selbst strahlte plötzlich auf, es war, als ob schwarze Flügel aus ihren Schultern wuchsen! Wir haben ihr Lachen in unseren Köpfen gehört! Ich habe gleich gewusst, dass ich nur noch wenige Augenblicke Zeit habe, zu entkommen und bin instinktiv aus einem der Fenster gesprungen. Dabei habe ich mir den Ellenbogen des linken Arms gebrochen. Er ist nie wieder richtig geheilt.«
Goswins Stimme hatte gezittert, als er fortfuhr: »Ich glaube, es waren auch einige Magier in der Halle, welche plötzlich anfingen, schlimmste Magie gegen die Menschen zu richten! Schwarzmagier! Im Bunde mit Adaque... Und ich habe auch gesehen, wie sich hinter Adaque die Erde auftat und irgendetwas... Dunkles daraus hervorbrach. Etwas Grauenhaftes. Die Schreie hinter mir waren furchtbar, Tyark! In kaum einer Nacht gelingt es mir seither, wirklich fest zu schlafen.«, er seufzte schwer, »Danach ging alles rasend schnell. Aus der Halle selbst brach irgendwann die Horde wie eine stille, schwarze Flut hervor. Aber nicht nur die Horde. Ich habe schreckliche... Kreaturen gesehen. Dämonen. Sie schlachteten alles nieder, was ihnen in die Quere kam. Ob Soldat, Frau oder Kind – sie machten keine Unterschiede. Sie haben sie manchmal sogar gefressen, Tyark. Das Krachen von Knochen war überall zu hören. Die Luft stank nach Blut und Eingeweiden und Tot. Ich kam mir vor wie in einer der 99 Höllen! Einige Male fragte ich mich, ob ich vielleicht schon längst tot war.«
Goswin hatte seine Erzählung kurz unterbrochen und ein stilles Gebet an seine Götter geschickt, bevor er hatte fortfahren können. »Was ich in der Halle gesehen habe, war nicht einfach ein Krieger der Horde oder ein einfacher Dämon. Es war einer der Demiurgen .«
Muras runzelte die Stirn und fragte irritiert: »Demiurgen? Sind das die Anführer der Horde?«
Goswin wog den Kopf und antwortete: »Wir glauben, dass die Horde von einigen wenigen, besonders mächtigen und boshaften Wesenheiten angeführt wird, den Demiurgen. Erzdämonen. Und es gibt es sogar gewisse... Prophezeiungen darüber. Texte, die allerdings erst jetzt einen schrecklichen Sinn ergeben. Es ist die Rede von den Unheiligen Fünf, deren gemeinsames Erscheinen das Ende dieses Zeitalters markieren wird. Der Kataklysmus, Tyark.«
Tyark zuckte zusammen und ohne dass er es bemerkte, verkrampfte sich seine Hand zur Faust. Er hörte Goswin weiterreden: »Wir haben das viel zu spät erkannt! Wir hätten die alten Texte nicht so lange unter Verschluss halten dürfen! Aber jetzt ist es schon fast zu spät. Es ist nämlich nicht nur ein Demiurg aufgetaucht, wie wir jetzt wissen. Bislang konnten wir schon vier Demiurgen erkennen, einer von ihnen, vielleicht das Schrecklichste, hat nun die Alte Kaiserstadt unter seiner Kontrolle. Moloch . Zwei der anderen scheinen Bael und Nybbas zu sein. Sie verstecken sich wahrscheinlich irgendwo in den Verlorenen Landen, wie man den Osten langsam zu nennen beginnt.«
Mit zitternder Stimme fragte Tyark: »Und was passiert, wenn der letzte, der fünfte, Demiurg auftaucht?«
Goswin seufzte tief und antwortete: »Wir wissen es einfach nicht. Fest steht nur, dass etwas geschehen wird - sobald alle fünf Demiurgen auf Teanna sind. Aber wir wissen nicht, was. Aber allein das Erscheinen der Fünf ist Grund genug für uns,
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