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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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hohem Stand, einfache Soldaten oder gar Tagelöhner waren hier nicht zu sehen.
    Die Basilika war nicht so prunkvoll wie die in Lindburg, überragte aber dennoch die Spiraldächer der meisten Gebäude hier. Fieberhaft suchte Tyark nach einem Bruder, um ihn auf Goswin anzusprechen. Gleich der erste, wahrscheinlich noch ein Schüler, konnte ihnen weiterhelfen. Sie wurden auf die Rückseite der Basilika verwiesen, wo sich ein großes Gebäude in die felsigen Hänge des Lor krallte. Ein alter Bruder mit großer Hakennase und einem blinden Auge nahm sie misstrauisch in Empfang und wies sie an zu warten.
    Sie warteten eine ganze Weile, bis er endlich wieder zurückkehrte und sie anwies, ihm zu folgen. Er führte sie felsige Treppenstufen herunter, die in der Mitte von Jahrzehnten der Benutzung glattgescheuert waren und direkt in den kühlen Bauch des Lor zu führen schienen.
    Gänsehaut kroch ihm den Rücken hinauf, aber er hätte nicht sagen können, warum. Er spürte, dass dieser Ort eine lange Geschichte hatte.
    Durch eine Krypta gelangten sie schließlich in eine große Halle, deren Wände bis auf den letzten Meter vollgestopft waren mit Pergamenten, Büchern, Folianten und sonderbaren Gerätschaften. Tyark wusste sofort, dass er hier seinen alten Freund finden würde. Dieser Hort des Wissens und Rätsel war wie geschaffen für Goswin!
    Der Alte mit der Hakennase blieb neben der Flügeltür stehen und wies sie stumm auf das hintere Ende der Halle, wo eine zusammengesunkene Gestalt zwischen vier großen Kerzenständern hockte. Sie schien in einen großen Wälzer versunken zu sein, der auf einem mächtigen Eichentisch lag, auf dem sich neben Essgeschirr auch unzählige Papiere und Bücher stapelten. Daneben stand ein weiterer Tisch, auf dem eine große Karte ausgebreitet war. Das musste Goswin sein - wie eh und je in seine Arbeit und seine Forschungen vertieft!
    Als Tyark nähertrat, hörte er plötzlich ein leises Schnarchen. Grinsend legte er seine Hand auf die Schulter des Alten. Dieser schreckte auf und blickte ihn verwirrt an. Tyark brauchte einige Augenblicke um zu erkennen, dass dies in der Tat Goswin war. Die Augen des alten Bruders waren seltsam blass und er hatte kaum noch Haare auf dem Kopf. Dann erkannte Goswin sie. Sein Gesicht verzog sich zu einem freudigen Lachen und kurz darauf lagen sie sich alle in den Armen.
    Goswin hatte lange und stumm ihrem Bericht gelauscht. Als Tyark mit brechender Stimme den Tod Zajas schilderte, verbarg der Alte sein Gesicht kurz unter dem weiten Ärmel seiner Gewandung. Die hielten eine Weile inne, um der Verstorbenen zu gedenken – erst dann erfuhren sie, was Goswin selbst zugestoßen war.
    Kurz nach ihrer Abreise hatten die Truppen der Gräfin Lindburg angegriffen, doch mühsam konnte eine Pattsituation erreicht werden. Lindburg war verschont worden. Seltsamerweise wurde nach einiger Zeit Tyark als Verräter bezeichnet und überall in der Stadt Steckbriefe von ihm verteilt, sogar Boten waren in ganz Teanna umhergereist, um seine Ergreifung durchzusetzen. Der Rest ihrer Gruppe war als tot erklärt worden, dahingemeuchelt durch Tyarks Verrat. Goswin selbst wurde vorübergehend von den fürstlichen Truppen inhaftiert, da ihm vorgeworfen wurde, mit dem Verräter zusammengearbeitet zu haben. Allerdings intervenierte der Orden streng und Goswin wurde bereits am nächsten Tag freigelassen.
    Tyark begriff, dass sein eigenes Leben in großer Gefahr gewesen wäre, wenn die Vergessene Pforte sie nicht bei den Kalani herausgelassen hätte. An dieser Stelle hatte Goswin lange gestockt und schließlich gesagt: »Ich habe noch eine einzige Audienz bei Magistra Adaque bekommen. Kurz vor ihrer Ernennung zur Spektabilität. Sie war... seltsam unbeherrscht. Aber erst nach den grauenhaften Vorkommnissen in der Kaiserstadt habe ich begriffen, warum. Ich erinnere mich noch sehr lebhaft an das Gefühl der Kälte, welches ich bei ihr gehabt habe. Als sei sie nicht mehr die Person, die ich einmal gemeint hatte zu kennen. Aber tatsächlich habe ich sie ja niemals wirklich gekannt! Wie du, Tyark, mir ja berichtest hast. Auch mich hat sie auf das Schändlichste betrogen... Das angebliche Heilmittel für die Fürstin war nichts als eine weitere Lüge, um dich auf die Suche nach der Medusa zu locken. Es ist geradezu gespenstisch, wie genau sie alles geplant hat. Sie hat anscheinend gewusst, dass du die Medusa finden wirst – ansonsten hätte sie Zaja nicht dieses verfluchte Armband gegeben.«
    Goswin

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