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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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sich gegen den vertrauten Sog des silbernen Fadens und rannte erneut gegen Adaque an, die still tobte. Doch sie wehrte alle seine Hiebe ab und er wurde wieder von der unsichtbaren, titanischen Faust über den fast zerstörten Burghof geschleudert. Alles um ihn schien kurz dunkler zu werden und Tyark hatte Angst, die Besinnung zu verlieren.
    Adaque war viel zu stark, selbst hier im Zwielicht. Er spürte deutlich, wie viel Kraft ihm noch fehlte, bis er eine echte Bedrohung für sie sein würde. Er warf einen letzten, wütenden Blick auf die fliegende Gestalt, die einmal die Magistra und für einen kurzen Moment sogar die neue Spektabilität des Westens gewesen war. Dann ließ er sich in seinen Körper zurückziehen – das wütende Fauchen von dem, was einmal Adaque gewesen war, hallte noch lange nach.

    Mit rasendem Herzen und vollkommen nassgeschwitzt schreckte er aus seiner Bettstatt auf. Schwüle Hitze empfing ihn, die Sonne war längst aufgegangen. Neben ihm stand Rohin und winselte leise. Mühsam richtete er sich auf. Er spürte voller Zorn die Schnitte und Verletzungen, die er davongetragen hatte, sein Bett war blutbesudelt. Auch unter seiner Nase war Blut.
    Nur langsam beruhigte er sich. Die Anspannung und der Zorn in ihm wurden durch maßlose Erschöpfung verdrängt. Er streckte seinen zitternden Arm zu Rohin aus. Doch die Wölfin blickte ihn nur winselnd an und wich etwas zurück. Erstaunt murmelte er: »Los, Rohin! Was ist denn los mit dir? Komm jetzt her!«
    Mit unsicheren Schritten und leise winselnd kam Rohin näher und zuckte zunächst zurück, als Tyark sie ungeduldig hinter ihren Ohren kraulte. Immer wieder schnupperte sie irritiert an ihm, als sei dort ein Geruch, der sie zurückschrecken ließ. Die Wölfin brauchte sehr lange, um sich zu beruhigen, ihre gelben Augen huschten immer wieder an Tyark auf und ab. Tyark bemerkte es nicht. Viel zu sehr dachte er über das nach, was er erfahren und erlebt hatte.
    Gedankenverloren drückte er auf den Lederbeutel an seinem Hals und war nur kurz überrascht, als er spürte, wie dieser zu Hälfte leer war. Hatte er heimlich gehofft, dass es anders sein würde?
    Tyark öffnete den Beutel und drehte ihn um. Das verbleibende, schwarze Herz der Dyrga fiel in seine Hand. Dann rieselte feiner, schwarzer Staub heraus wie Flugasche und hatte sich bereits aufgelöst, bevor er den Boden berührten konnte. Irritiert betrachtete er seine Brust, doch nichts war auf seiner Haut zu sehen. War das Herz der Medusa wirklich in seiner Brust verschwunden? Es kam ihm wie ein Traum vor.
    Dann wurde ihm schlagartig bewusst, wie knapp er wieder einmal dem Tode entronnen war. Adaque hätte ihn im Zwielicht leicht töten können! Plötzlich krampfte sich ihm die Kehle zu und er bekam immer schlechter Luft. Kalter Schweiß rann ihm über das Gesicht. Etwas schien ihm seine Brust zuzuschnüren, voller Panik riss er sich das Nachthemd vom Leibe. Rohin kam winselnd näher und blickte ihn ängstlich an. Sein Herz raste und Tyark spürte, was ihm die Luft zum Atmen nahm – es war Angst. Pure, blanke Angst, Panik.
    Nur langsam beruhigte er sich und die Umklammerung um seine Brust löste sich etwas. Er schloss die Augen und atmete lange und bewusst ein und aus. Er hatte zwar auch schon vorher Angst vorm Sterben gehabt – aber erst jetzt, in diesem Moment, war ihm klar geworden, dass nach dem Tode nichts mehr kam! Dort waren keine Großen Alten und keine Ahnen mehr, die ihn in Empfang nehmen würden! Seine Götter waren wie seine Familie längst zu Staub zerfallen! Er würde Zaja niemals wiedersehen...
    Ihm schwindelte, als er sich vergeblich vorzustellen versuchte, dass er nach dem Tode einfach fort sein würde. Nichts wäre mehr da.
    Er saß lange still auf seiner Bettstatt und grübelte. Er wollte nicht einfach sterben und in das Vergessen stürzen, das hinter dem Tod gähnte! Mit Grausen ahnte er, weshalb so viele Legenden von Menschen handelten, die den Tod zu überlisten suchten. Hatten sie dasselbe gewusst wie er? Hatten sie geahnt, wie recht sie vielleicht gehabt hatten?
    Ihm fröstelte und er zog sein Nachthemd rasch wieder an. Er spürte, dass nicht nur sein Körper vollkommen erschöpft war. Bald schon fielen ihm die Augen zu und er schlief wieder ein.
    ***

    Adaque hatte ihn am Kragen ergriffen und schüttelte ihn. Er wusste, dass sie ihm jetzt das Leben aus dem Leib drücken würde. Dann würde sie die Essenz aus seiner Seele trinken und den Rest davon in ihrem grauenhaften

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