Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
zuckte er zurück. Eine kalte und doch vertraute Stimme dröhnte im Zwielicht und hallte in seinem Kopf.
So nutzt der Jäger also das Gedenken an Adaques stolze Schwester...indem er ihre Lebensessenz in sich aufnimmt wie ein durstiger Dämon! Du hast dich verändert, Jäger! Interessant...
Adaque. Sie war aus einem Tor hinter ihm getreten, das sich plötzlich in der Wand aufgetan hatte. Grauen erfüllte Tyark, als er sie sah. Als er ihre wahre Gestalt sah. Sie schien in eine weiße Robe aus Nebel gekleidet, deren zerfetzte Ränder in einem Wind wehten, den er nicht spüren konnte. Schatten krochen darauf herum, als wären sie lebendig.
Ihr einst makelloses Gesicht war nur noch eine verschwommene, leichenblasse und groteske Fratze, statt Augen waren dort nur dieselben, toten und konturlosen Löcher, hinter denen Schlimmeres als nur Finsternis lauerte. Diese Fratze hatte keinen Mund und keine Nase mehr – sie wirkte vollkommen unmenschlich. Ihre schwarzen Haare waren ineinander verdrillt und bildeten seltsame Verdickungen, die ihn an die schwarzen Ranken erinnerten, die überall wuchsen. Immer wieder schienen sie mit der Umgebung zu verwachsen. Dort, wo sie etwas berührten, verfärbte sich der Untergrund und ein Geflecht aus hellen Adern begann, alles zu überwuchern.
Adaques Arme waren missförmige Klauen mit zwei Gelenken statt nur einem. Und aus ihrem Rücken wuchsen gewaltige, weiße Flügel, die so hell strahlten, dass Tyark kaum hineinblicken konnte. Auch sie schienen nur aus Nebel zu bestehen und bewegten sich lautlos, als hätten sie ihren eigenen Willen.
Tyark spürte, wie nach wie vor eine starke Anziehungskraft von ihr ausging. Sie schritt anmutig und geradezu lasziv und dünstete dabei ein Miasma aus verdorbener, falscher Liebe aus, wie dies bereits die Medusa getan hatte. Doch er war bereits zu stark, um sich davon täuschen zu lassen. Tyark überwand die bleierne Angst und blieb standhaft, obwohl eine schrille Stimme in ihm schrie, er solle so schnell wie möglich flüchten. Als Adaque sprach, hörte er ihre süße und zersetzende Stimme direkt in seinem Kopf.
Wir sehen, der Welpe ist endlich erwachsen geworden! O ja... wir haben uns schon gefragt, wann du in unseren Geist gestolpert kommt, wie ein kleines, dummes und verängstigtes Tier, das du doch immer noch bist.
Sie schritt weiter auf ihn zu. Tyark sah, wie sich unter jedem ihrer Schritte weißgraue Gespinste auf dem Boden auszubreiten begannen. Hinter ihr verdichteten sie sich zu etwas, dass Tyark an Adern in einem lebenden Stück Fleisch erinnerte. Er spürte die heiße Wut in sich aufsteigen und war dankbar, dass sie die lähmende Angst endgültig vertrieb. »Ich bin gekommen, um dich zu richten , Adaque! Ich weiß, was du mit den Tränen vorhast! Du wirst nicht mehr sicher vor mir sein – ich bringe dich zurück in den Limbus, wo du hingehörst! Du und deinen... Wurm , den du in dir trägst!«
Adaque, oder was auch immer sie jetzt war, blieb einige Meter vor ihm stehen. Während sie sprach, bewegten sich ihre grotesken Arme obszön an ihrem Körper umher und Tyark wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Ihre Stimme klang nun seltsam verzerrt, als wäre da noch eine zweite, tiefere Stimme, die gleichzeitig sprach. Er spürte einen Zorn darin liegen. Eine brodelnde Raserei, die sich kaum noch zügeln konnte.
Erstaunlich, Jägerlein. Erstaunlich, wie du all das wissen kannst... Anscheinend haben wir dich... unterschätzt. Adaque hätte dich in Stücke reißen sollen, als du wie ein Narr über ihre Schwelle gestolpert kamst. Als du dich von ihr hast benutzen lassen wie eine Dirne...
Die Stimme lachte boshaft.
Doch wir versichern dir, dass wir diesen Fehler nicht noch einmal begehen werden. Wir versprechen dir, dass wir all deine Geheimnisse aus deiner kümmerlichen Seele pressen werden! Wir werden deine Essenz trinken wie Blut. Du wirst dir noch wünschen, auf dem Burghof gestorben zu sein. Wir werden...
Tyark bemerkte, wie die Schwarze Klinge plötzlich in seiner Hand lag, in seiner linken war sein Schild erschienen. Er spürte eine kalte Ruhe in seinem Herzen. Voller Abscheu sagte er: »Schade, dass du nicht mal ein Maul hast, das ich dir stopfen könnte! Wenn du meine Essenz willst - hol sie dir! Und langweile mich nicht länger!«
Blanker, roter Zorn wallte ihm wie heiße Glut entgegen und er sah deutlich, wie eine Art Schatten kurz aus den Konturen Adaques zu springen schien, als sei dort noch ein zweites Wesen.
Adaque trat
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