Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Seiten unserer Gegner gestanden. Ich hätte es mir denken sollen – er kam mir gleich verdächtig vor...«
Tyark spuckte grimmig neben dem Toten auf den Boden.
Dann runzelte er die Stirn. Die Räuber hatten, mit Ausnahme Ruxars, wie Besessene gekämpft – ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben. Das war auch Arthan aufgefallen. Da fiel Tyark plötzlich etwas ein und sein Atem stockte. Leise sagte er zu Muras: »Ich glaube, ich habe im Zwielicht etwas gesehen! Irgendwelche merkwürdigen Kreaturen! Sie sahen fast aus wie Spinnen oder so. Sie lösten sich von den Leichen. Was könnte das gewesen sein?«
Muras nickte. »Ich denke, wir haben es mit schwarzer Magie zu tun. Schwarze Magie der Horde, Tyark. Das ist vielleicht eine Erklärung dafür, warum sie bis zum letzten Blutstropfen gekämpft haben.«
Tyark schluckte und ahnte langsam, weshalb niemandem die toten Bogenschützen allzu seltsam vorgekommen waren. Muras fuhr fort: »Wir haben vorhin alle Getöteten durchsucht und jeder von Ihnen hatte... Asche in der Kleidung. Asche, die vielleicht von einem kleinen Gegenstand stammen konnte, den ein jeder von ihnen dabei gehabt hat, ein Medaillon vielleicht.
Wir wissen, dass die schwarze Magie der Horde oft auf verfluchten Gegenständen beruht, die dem zu beeinflussenden Opfer untergeschoben oder überreicht werden. Nach dem Tod des Opfers oder einem Befehl des Schwarzmagiers lösen sich diese Gegenstände auf und hinterlassen nichts als Asche. Manchmal sollen Krieger der Horde sogar so von ihren eigenen Meistern getötet worden sein. Vielleicht ist das auch den Bogenschützen am Rande der Kluft passiert.«
Arthan nickte und sagte dunkel: »Nun, das würde einiges erklären.«
Mit knackenden Knien stand der Hüne auf und sagte knapp: »Entschuldigt mich. Wir werden Lathun begraben. Der Tod hat ihn ereilt, bevor er seinen Namen gefunden hat. Er ist ehrlos über den ewigen Fluss getreten und wir müssen jetzt um seine Seele beten.«
Unvermittelt sagte Muras: »Was meinst du haben sie von uns gewollt? Glaubst du, sie waren wieder hinter den Herzen her? Ich dachte, sie wären dir gestohlen worden?«
Tyark blickte seinen Freund nicht an, sondern beobachtete die Söldner. Gelassen antwortete er: »Sind sie auch. Anscheinend haben wir es hier mit mindestens zwei Gruppen zu tun, die hinter diesen... Dingern her sind...«
Muras zog sorgenvoll die Augenbrauen hoch. »Ich kann nur hoffen, dass eine glückliche Fügung sie wieder in die Hände des Ordens bringt! Solche Herzen sind gefährlich, auch wenn der Dämon längst in den Limbus zurückgejagt wurde. Ihre Macht bezieht sich vor allem auf den Geist der Menschen, weißt du. Dämonen suchen immer Schwächen, meistens die Angst der Menschen vor irgendetwas.«
Seit dem Überfall waren zwei Tage vergangen. Da es einige ihrer Pferde erwischt hatte, mussten sie sich zu Fuß durch die ausgedörrte Gegend machen. Die Landschaft war mittlerweile noch zerklüfteter und schroffer als zuvor.
Der Pfad wand sich durch tiefe Schluchten und führte nur manchmal hoch hinauf in die Ebene. Diese war nicht viel mehr als eine karge Steppe, unterbrochen von größeren Felsnadeln und kleineren Hügeln. Die gewaltigen Gebirge der Ehernen Sichel ragte erhaben am Horizont auf. Ihre Gipfel waren mit Schnee und Eis bedeckt und meistens von Wolkenschleiern verdeckt.
Muras hatte ihnen gesagt, dass sie den Tempel der Mysen irgendwo dort an diesen Hängen finden würden, allerdings hatte er immer noch keine Antwort auf die Frage gefunden, wie sie die Versiegelung der Magier brechen sollten. Aber es würde das Beste sein, dies vor Ort zu untersuchen.
Nachdenklich betrachtete Tyark seine Gefährten. Die Söldner waren zweifellos Schlimmeres gewohnt, aber Muras sah man die Strapazen der vergangenen Wochen deutlich an. War er einst ein lebensfroher und bisweilen schelmischer junger Mann gewesen, so war er nun oft ermattet und ruhig, auch wenn er hin und wieder seine Späße mit einigen der gesprächigeren Söldnern oder Rohin trieb.
Aber auch Tyark spürte, dass er sich verändert hatte. Lange hatte er bei ihrer letzten Rast in eine Schale mit Wasser gestarrt. Lange hatte er sein eigenes Gesicht betrachtet, das ihn von der spiegelnden Wasseroberfläche anstarrte. Die drahtigen Haare waren zu einem Zopf gebunden, dichte graue Strähnen waren darin zu sehen. Die braunen Augen, in die Zaja so gerne geblickt hatte, schienen seltsam blass und leblos zu sein, genauso wie die einst braune Gesichtsfarbe.
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