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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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geglättet.
    Jobdan war sofort klar gewesen, dass dies ein Ausläufer einer alten Nihilim-Festung sein musste – und ihm war auch klar, dass sie keinesfalls unüberlegt vorgehen dürften! In diesen alten Festungen drohten ganz eigene Gefahren und schon so mancher war vollkommen irrsinnig geworden, nachdem er sich in den zahllosen Kammern und labyrinthischen Gängen verirrt hatte.
    Doch Jobdans Freund Berens schien alle Lehren vergessen zu haben und lärmte und rief weit im Dunkel vor Jobdan nach den Kindern.
    Dieser hatte sich derweil mühsam vorgetastet und dabei immer stärker das Gefühl bekommen, dass der Gang weniger einem Gang als einem riesigen Maul glich, welches sie beide gerade verschlungen hatte. Und er spürte etwas im Gang vor sich, da wo er seinen Freund hören konnte. Fast schien es, als ob die Dunkelheit am Ende des Ganges dunkler zu sein schien, als sie es hätte sein dürfen...
    Noch während Jobdan mit zunehmender Verzweiflung seinen Freund zu warnen versuchte, spürte er, wie etwas vor ihm ihn beobachtete. Leise hatte Jobdan ihnen erzählt, dass er auch jetzt noch jede Nacht von diesem Blick träumte - ein Blick aus leeren Augen, der an seinem Verstand zu fressen schien.
    Dann hatte er plötzlich nichts mehr gehört: Das Rufen seines Freundes hatte aufgehört und vor ihm war nur Finsternis und unheimliches Schweigen.
    An dieser Stelle war den Zuhörern klar geworden, weshalb Jobdan das Gefühl hatte, seinen Freund regelrecht verraten zu haben: Er hatte beschlossen, nicht weiter in die Dunkelheit vorzustoßen, sondern war, halb von Sinnen, umgekehrt und nach draußen gehastet. Obwohl er sich dabei seinen Kopf schlimm an der niedrigen Decke aufgestoßen hatte – eine Narbe auf seiner Stirn zeugte noch davon -, hörte er nicht auf, dem hellen Fleck am Ende des Ganges entgegen zu rennen. Er hatte gespürt und einfach gewusst , dass etwas hinter ihm her war. Etwas, das nicht nur seinen Freund gefressen hatte, sondern nun sein Werk vollenden wollte. Etwas, dass nicht zulassen konnte, dass Jobdan seine Flucht glückte.
    Er hatte nicht gewagt, nach hinten zu blicken und konnte nur von der vagen Erinnerung berichten, dass er das Gefühl gehabt hatte, dass sich die Schatten hinter ihm bewegt hätten: Es war, als seien unzählige Schlangen hinter ihm durch die Dunkelheit gekrochen – immer wieder wiederholte er seinen Eindruck eines dunklen Blickes, welcher sich brennend in seinen Rücken bohrte.
    Irgendwie hatte er es aber dann doch geschafft, sich dem trüben Tageslicht entgegen zu werfen und war dann mehr rutschend als kletternd auf die Seite des Hanges zurückgekehrt, von der sie vor Kurzem aufgebrochen waren.
    Mit einem Blick, der durch die Wände der Schenke hindurch zu blicken schien beendete Jobdan seine Erzählung: »Ich wusste, ich war diesem Ding entkommen. Was auch immer dort in diesem alten Stollen gehaust hatte!
    Doch noch während ich überlegte, wie ich Berens aus diesem Loch retten konnte, sah ich ihn. Er stand plötzlich am Ausgang und schien in das Licht zu blinzeln. Ich habe ihn natürlich sofort nach ihm gerufen, die Seele habe ich mir aus dem Leib gebrüllt! Aber er hat einfach nicht reagiert! Er stand nur da und hat sich umgeschaut, als würde er das Gebirge zum ersten Mal sehen. Ich konnte seine Augen nicht sehen, aber es war fast so, als ob er mich nicht sehen würde.«
    Er fing wieder an zu Schluchzen, auch wenn keine Tränen mehr übrig hatte. »Und dann ging er einfach los! Als ob er einfach mal spazieren geht, schlidderte und stolperte er das Geröllfeld runter, auf diesen Abgrund zu! Ich schrie und schrie, warf sogar Steine nach ihm, doch ich habe ihn nicht getroffen. Er lief einfach weiter und - dann war er einfach weg. Er hat die ganze Zeit keinen Ton von sich gegeben. Und was mich völlig verrückt macht: Ich könnte schwören, dass bis zuletzt ein Lächeln auf seinem Gesicht gelegen hat – selbst in dem Moment, in dem er in den Tod stürzte!«
    Die anderen Besucher der Schankstube waren in der Zwischenzeit zum Tisch Jobdans hinzugetreten und waren in dunklem Schweigen verharrt.
    Mit geröteten Augen blickte Jobdan in die Runde und sagte dann: »Ich habe meinen Freund verraten. Und ich habe nichts getan, als er einfach so in den Abgrund spaziert ist. Jede Nacht sehe ich ihn fallen und jede Nacht spüre ich diese Dunkelheit in mir, die mir sagt, dass ich Schuld daran bin.«
    Während er schwankend vom Tisch aufstand fügte er noch kaum hörbar hinzu: »Manchmal sehe ich

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