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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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sie . Wie zuvor bei Mandolfs Vater kniete die Frau vor dem Bett und hatte seinen Kopf in ihre zarten Hände genommen. Ihr Gesicht war nahe bei Mandolfs schemenhaften Kopf und fast schien es, als spräche sie wieder - oder wolle sie ihn gar küssen. Ein Teil von Tyark war sofort rasend vor Eifersucht, doch zu seinem Schrecken musste Tyark erkennen, dass dies kein Akt der Liebe war. Ihr Mund war halb geöffnet, ihre Augen, vor denen Tyark eine geradezu irrsinnige Angst hatte, waren geschlossen. Auch Mandolfs Mund war halb geöffnet und Tyark brauchte einige Augenblicke, um im Zwielicht zu erkennen, dass ein fast unsichtbarer Strom wie weißer Rauch aus Mandolfs Mund und Nase strömte. Gleich einem Strom aus Wasser bewegte sich der Rauch zu ihrem Gesicht, wo er ebenfalls in Mund und Nase verschwand.
    Obwohl Tyark nicht verstand, was sie dort tat, spürte er deutlich, dass Mandolfs Leben in diesem Moment an einem seidenen Faden hing. Fasziniert und entsetzt zugleich beobachtete Tyark die Szene – und wieder spürte er, wie eine unglaubliche Zuneigung wie Wellen aus ihrer Richtung strömte. Und es fühlte sich darüber hinaus auch so an, als könne er ihre Gedanken irgendwie spüren. Als wüsste er, dass sie sich seiner Anwesenheit durchaus bewusst war.
    So oder so - Tyark musste schnell handeln. Eine Welle von etwas erfasste ihn plötzlich, dass sein Verstand mühsam als Humor identifizierte – und das doch gleichzeitig alles andere war. Lachte sie etwa über ihn? Konnte sie seine Gedanken spüren?
    Tyark entschied sich rasch. Er griff nach seinem Dolch und fand ihn glücklicherweise sofort. Er später würde er sich darüber wundern, dass die Waffe plötzlich an seinem Gürtel gewesen war. Der Holzgriff lag angenehm in seiner Hand, bereit, genutzt zu werden. Tyark spannte seine Muskeln an und obwohl sie kaum einen Meter entfernt von ihm war, erschien es ihm wie eine Ewigkeit. Es kostete ihn starke Überwindung, überhaupt seinen Arm zu heben - die Waffe zum tödlichen Stoß bereit.
    Ein Teil von ihm versuchte, dem Ganzen Einhalt zu erbieten – es fühlte sich an, als ob er gleich seine Mutter ermorden wollte. Oder Mayra. Oder jeden, den er jemals geliebt hatte und noch lieben wollte. Tyark zögerte.
    Die Frau hatte plötzlich den Kopf erhoben, ohne dass Tyark eine Bewegung wahrgenommen hätte. In ihrem Gesicht zuckte etwas.
    Sie riecht mich wie ein Tier! dachte Tyark in einem Anfall von panischer Heiterkeit. Er zögerte noch immer, kalte Panik krallte sich in sein Herz.
    Ruckartig bewegte sich die Frau. Eben hatte sie noch neben Mandolf gekniet, dann war sie plötzlich halb im Aufstehen begriffen. Nun stand sie vor Tyark. Ihr Kopf war seitlich nach unten geneigt, die Arme hingen schlaff an ihren makellosen Körper herunter.
    Irritiert nahm Tyark wahr, wie erregt er plötzlich war. Sie schnüffelte in verschiedene Richtungen. Dann hatte sie Tyark gefunden. Dieser zögerte weiter – ihr wunderbarer Körper war zum Greifen nah! Ihre Haut war so rein. Ihre dunklen Haare wehten wieder in dem Wind, den Tyark nie spüren konnte. Die Frau verströmte unglaubliche Verheißungen - und schien gleichzeitig in einem inneren Feuer zu glühen, als ob sie hohes Fieber hätte.
    Tyark wurde heiß. Ein Teil von ihm verlangte, sich sofort mit ihr für immer zu vereinigen. Von ihr verschlungen zu werden, wenn das nötig war! Er rang mit sich selbst, doch diesmal gelang es ihm schneller, Herr seiner selbst zu werden.
    Dann war das vollkommen perfekte Gesicht der Frau plötzlich nur noch eine halbe Armeslänge von seinem Gesicht entfernt.
    Den Dolch hielt Tyark immer noch über sich. Bereit für den tödlichen Stoß. Die Frau öffnete ihre Augen und Tyark blickte ihr direkt ins Gesicht. Etwas in Tyark zerbrach in rasender Panik, sein Verstand drohte hinweggefegt zu werden von einem Sturm, der nicht in Worten beschrieben werden konnte. Da wo ihre Augen sein sollten, gähnten nur Löcher voll von strahlendem Licht. Doch es waren nicht einfach nur Löcher. Wo der Schädel beginnen sollte, war vollkommene Leere. Es schien, als ob pure Unendlichkeit im Kopf dieser Frau lag. Tyark spürte, wie sein Geist in diesen Kosmos hineingesogen wurde.
    Die Hand der Frau bewegte sich mit rasender Geschwindigkeit auf ihn zu und blieb flach auf seiner Brust liegen. Sofort begann eine furchtbare Hitze sich in seiner Brust auszubreiten. Das Atmen fiel ihm schwerer und er spürte, wie sein Herz irgendwo weit weg stolperte – und dann immer langsamer

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