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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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wahrscheinlich noch von Noijana angelegt worden waren.
    Staunend und mit fast abergläubischer Furcht hatten Pereo und Jobdan den Spiegel betrachtet. Pereo hatte ihn vorsichtig in seine großen Pranken genommen und auf seine Waffentauglichkeit überprüft, ihn dann aber mit einem verächtlichen Schulterzucken Zaja zurückgegeben. Tyark war allerdings aufgefallen, dass der Krieger sein eigenes Gesicht sehr lange im Spiegel betrachtet hatte - als ob Pereo einen Fremden gesehen hätte.
    Auch Tyark empfand beim Anblick des Spiegels ein Unbehagen, welches er versuchte, mit seiner wahrscheinlich irrtümlichen Wahrnehmung am Nachmittag zu erklären... immer wieder hatte er einen Blick in den Spiegel geworfen und immer voller Angst, dort etwas zu sehen, was nicht hätte sein dürfen. Doch der Spiegel war ein ganz normaler Spiegel geblieben – und dennoch war er froh, dass Zaja diesen zu gerne in ihre Habseligkeiten übernahm.
    »Der Kodex des Ordens verbietet es mir als Schülerin, mehr das zum Leben notwendige mit mir herumzutragen. Ein Spiegel, der sicher einige Dutzend Goldstücke wert sein dürfte, steht mir selbstverständlich nicht zu. Sobald wir in Lindburg angekommen sind, werde ich ihn Bruder Goswin anvertrauen.«
    Dennoch erwischte Tyark sie später öfter dabei, wie sie heimlich in den Spiegel blickte und sich selbst betrachtete.
    ***

    In der Nacht hatten Tyark und Pereo sich beim Wachehalten abgewechselt, doch abgesehen von irgendwelchen Kleintieren, die sich an den Wolfskadavern zu schaffen machten, gab es keinerlei Auffälligkeiten. Einmal in den frühen Morgenstunden hatte Tyark allerdings den deutlichen Eindruck gehabt, aus dem Dunkel des Waldes aus beobachtet worden zu sein. Er war vorsichtig einige Schritte in Richtung der nahen Baumgrenze gegangen, doch nichts war zu sehen gewesen. Am nächsten Morgen suchte er mit einem recht bleichen Jobdan die Stelle auf und sie entdeckten in der Tat Wolfsspuren – da allerdings überall um die Lichtung herum solche Spuren zu entdecken waren, ließ sich unmöglich sagen, ob diese letzte Nacht oder bereits davor entstanden waren.
    Noch am Vormittag brachen sie auf, Pereo hatte darauf bestanden, dass alle ihre Rüstungen anlegten, damit sie auf eventuelle Angriffe vorbereitet seien. Jobdan führte sie über den steilen Felshang, der das Ende der Lichtung markierte, hinauf in karstige Felsen, Spalten und kleinere Täler, in denen nur selten größere Flächen bewaldet waren. Seiner Einschätzung nach würden sie den Abhang, an dem sein Freund in den Tod gestürzt – oder gesprungen? – war, am frühen Nachmittag erreichen.
    Jobdan hatte Schmerzen und wirkte sehr nervös. Am Abend stellte Zaja besorgt ein leichtes Fieber bei ihm fest. Als sie die Wunde an seiner Schulter untersuchte, konnte Tyark sehen, dass sie sich bereits entzündet hatte.
    Der nächste Tag wurde bestimmt von ihrer mühevollen Wanderung über die schroffen und scharfkantigen Felsen. Oft genug mussten sie sich über Geröllfelder hangeln, an deren Ende ein jäher Sturz drohte.
    Selbst Tyark kam seine leichte Lederrüstung unendlich schwer vor, er schwitzte Bäche, obwohl die Sonne bereits gegen Mittag hinter dicken Wolken verschwunden war. Er glaubt schon fast nicht mehr daran, dass sie jemals ankommen würden, als Jobdan endlich seine Hand hob und erschöpft ausrief: »Da vorne ist es!«
    Vor ihnen lag ein ödes und steiles Geröllfeld, an dessen Ende eine tiefe Schlucht ins Bodenlose zu fallen schien. Es war deutlich, dass dieser Felssturz erst wenige Wochen alt sein konnte.
    Völlig erschöpft ließ sich Tyark neben Zaja fallen, während Pereo und Jobdan vorsichtig die Seite des losen Geröllfeldes abschritten. Obwohl Tyark nicht verstehen konnte, was die beiden besprachen, wirkte Jobdan sehr aufgeregt. Verschwitzt und ermattet kamen die beiden schließlich zurück. Ächzend setzte sich Jobdan hin und lehnte sich an einen großen Felsen hinter sich. »Der Durchgang ist nicht mehr da!«
    Mit leicht geröteten Augen blickte er Tyark und Zaja an. Vorsichtig fragte Tyark: »Bist du sicher, dass dies die richtige Stelle ist?«
    Mit großer Bestimmtheit antwortete Jobdan: »Ja. Ich bin mir vollkommen sicher, dass es hier war! Ich erkenne die Stelle, niemals könnte ich sie vergessen! 100 Meter weiter unten habe ich Steine auf den Leichnam meines Freundes geschichtet. Es war hier. Der Durchgang war genau dort.«
    Er zeigte mit einer leicht zitternden Hand auf eine Stelle im Geröllhang, etwa 40 Meter von

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