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WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

Titel: WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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sehen?“
    „Du warst in dieser besonderen Nacht in der Lage dazu.“
    „Werde ich den Weg aus dem Wald finden können?“
    „Die besondere Nacht ist vorüber und dein Weg wird wieder für dich sichtbar sein“, antwortete das Lichtgeschöpf, weise und rätselhaft zu-gleich.
Dann schnappte es mit seinem Maul nach der eigenen Mähne und zog drei Haare heraus. „Die sind für dich. Drei Wünsche werden sie dir erfüllen. Und nun Lebewohl.“
    Fasziniert blickte ich dem Wesen hinterher, wie es, schimmernd wie eine Perle und völlig lautlos, in dem Gewirr der Bäume verschwand, verschmolz mit dem Licht der aufgehenden Sonne.
    Ich sank zurück in einen tiefen Schlaf und als ich erneut auf dem Wald-boden erwachte, fühlte ich mich gekräftigt und seltsam getröstet. Ich lag am Rande eines Waldweges, der in die Richtung führte, in die das Einhorn vorhin gegangen war.
    War das alles wirklich geschehen?
    Im ersten Augenblick meinte ich, geträumt zu haben, doch dann spürte ich etwas Seidiges in meiner Hand: drei lange helle Haare, wie Spinnen-weben so zart und so fest wie die Saiten einer Gitarre: drei Haare von der Mähne des Einhorns.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Der Basar der Herzen
     
    Marieke Pochstein    
     
    Das Keuchen war laut in ihren Ohren. Die schnellen Atemstöße be-unruhigten sie, genauso wie ihr wildes Herzpochen. Sie war aus einem schrecklichen Traum erwacht und ihr ganzer Körper zitterte. Doch an den Inhalt des Traums erinnerte sie sich nicht. Nur die Dunkelheit, die all ihre Träume füllte, war ihr in Erinnerung ge-blieben.
    Die Dunkelheit hatte viele Phasen ihres Lebens durchzogen. Auch der kleine, heruntergekommene Raum, in dem sie lag, war dunkel und eng. Melia spürte andere Gorin um sich herum. Sie waren Leidensgenossen. Ihr Volk, das nach den alten Lehren den Elementen Feuer und Metall angehörte, wurde schon seit langem von den Menschen ausgebeutet. Die Menschen waren Erd- und Wasserwesen. Sie herrschten gern und unterdrückten andere Völker. Die Herzen der Gorin mussten schon ewige Zeiten in den Händen der mächtigsten Menschen – Akai – sein, denn Melia erinnerte sich nicht an Tage, in denen auch nur ein Gorin frei gewesen war.
    Doch an die Knechtschaft hatte Melia sich gewöhnt. Schlimmer waren die Tränen der anderen. Um die dunklen Gedanken zu verscheuchen, begann Melia zu summen. Die leisen Töne erinnerten sie an die schönsten Tage ihres Lebens, als Virenia, ihre damalige Herrin, ihrer Tochter Lieder vorgesungen hatte. Sie handelten von Liebe, von Mut und von Treue. In jenen Tagen hatte Melia begonnen zu träumen. Von fernen Welten, in denen sie niemandem dienen musste. Von freundlichen Männern mit zarten Augen.
    Die Realität hatte sie eingeholt. Und auch jetzt kam sie erschreckend schnell zurück. Ein scharfes Klicken, dann ein Fluch von der anderen Seite der Tür , und schon drang fahles Licht in die dreckige, kleine Kammer. Es war besser gewesen, als es kein Licht gab. Jetzt sah Melia alles. Die Leiber, die versuchten, jeden Fingerbreit des Bodens zu nutzen, die geschundenen Glieder und Gesichter und, das war das Schlimmste, die starren Augen, die die Hoffnung aufgegeben hatten. Die meisten der traurigen Gestalten trugen Lumpen. Melia hatte feinere Stoffe an als alle anderen, doch sie fühlte sich deshalb keinesfalls besser.
    Ihnen allen gehörte nichts , außer ihrer Hoffnung, und die hatte Melia vor langer Zeit verloren. Kurz überlegte sie, ob sie die Augen fest zukneifen sollte und damit vielleicht den Schrecken noch einen Augenblick aussperren konnte, doch das hatte keinen Sinn. Der Wächter würde sie schlagen, wenn sie nicht aufstand. Mit einem leichten Seufzen setzte Melia sich auf und sah den Mann an. Er war jung. Erstaunlich jung. Doch sein Blick war genauso hart und unnahbar, wie sie es von den Männern gewohnt war, die sie schlugen, die sie vergewaltigten und die sie zwangen all das, was sie liebte, aufzugeben.
    Umso mehr freute sie sich auf den Nachmittag, denn dann durfte sie tanzen. Sie durfte sich schön fühlen und für wenige Minuten genau das tun, was sie sonst nur tat, wenn kein Mensch zusah, das, was sie liebte. Die Akai erlaubten es nur, wenn sie mit ihren Gorin angeben oder den Preis bei einer Auktion erhöhen wollten, dass diese etwas Schönes t aten.
    Heute durfte Melia tanzen und das würde sie tun. Die Musik würde allein für sie spielen

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