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WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

Titel: WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Ort den Rücken.“
    In diesem Moment wandte sich Kirke erneut zu uns um. „Gib mir zurück, was das Meine ist!“ Sie deutete auf das Gefäß in Nikios Hand. Flammen umzüngelten ihre Fingerspitzen. Ich sah mich verzweifelt nach einer Waffe um.
    Bevor Kirke jedoch auf die Nymphe losgehen konnte, sprang ein ries iger Tiger aus dem Gebüsch, verfehlte Nikios um Haaresbreite und begrub die überraschte Zauberin unter sich.
    Mein Gefährte blickte mich an.
    Ich blickte zurück.
    Und dann taten wir das einzig Vernünftige, was in einer solchen Situa -tion getan werden konnte: Wir nahmen die Beine in die Hand und rannten los. Eine Schar wilder Tiere folgte uns.
    „VERRAT!“ Kirkes unheilverkündender Schrei hallte durch die dichten Wälder und ließ das Blattwerk erzittern. Überall stoben gefiederte Schwärme in die Luft, Wild brach in kopfloser Aufregung durch das Dickicht. Nichts und niemand war vor ihrem titanischen Zorn sicher.
    Doch da hatten wir das rettungsverheißende Ufer der kleinen Bucht bereits erreicht. Schon knirschte der Sand unter unseren dahin eilenden Füßen, als wir zu unserem Erstaunen erkennen mussten, dass wir nicht mehr die alleinigen Besucher dieser Zauberinsel waren. Hinter dem be-scheidenen Fischerboot, das uns hierher gebracht hatte, glitzerten in der Abendsonne die Segel eines mächtigen Schiffes. Einige Männer lie-fen den Strand entlang. Einer von ihnen in der bronzenen Rüstung eines Hopliten trat direkt auf uns zu. „He, ihr da! Sagt an, ist diese Insel nicht Ithaka?“
    „Ithaka?“ Ich kam unmittelbar vor ihm zum Stehen. „Du befindest dich auf Aiaia, Heimat der Zauberin Kirke.“
    „Was du nicht sagst.“ Er rieb sich nachdenklich das Kinn. „Und was ist euer Begehr auf diesem Eiland?“
    Lakonisch antwortete ich: „Wir fliehen.“
    „Aha.“
    „Und das würde ich an deiner Stelle auch tun“, fuhr ich in warnendem Tonfall fort. „Großes Unheil erwartet dich hier. Nimm deine Männer und geh, bevor es zu spät ist!“
    Er musterte uns eingehend. Zuerst mich, die ich mit zerzaustem Haar und leerer Schwertscheide vor ihm stand, dann Nikios, der noch immer eine Blume in seinem Haar trug, und schließlich unser bunt gemischtes, zoologisches Gefolge.
    „Ich“, tönte er schließlich mit einem verächtlichen Schnauben, „bin Odysseus, der Listige, Held von Troja. 10 Jahre lang habe ich gekämpft. Den Feind habe ich überlistet und mich dem rachedurstigen Herrn der Meere entgegengestellt. Ich werde wohl wissen, was das Beste für mei-ne Mannschaft ist.“
    Ich zuckte gleichmütig die Schultern. „Dann mögen die Götter mit dir sein, du wirst ihren Schutz brauchen.“ Bevor er etwas erwidern konnte, fügte ich hinzu: „Wenn du uns nun entschuldigen würdest: Wir möch-ten gerne mit dem Fliehen fortfahren.“
    „Ähm … aber sicher.“ Er trat einen Schritt zur Seite und wir eilten an ihm vorbei.
    „Von diesem Mann werden wir wahrscheinlich nie wieder hören“, wisperte Nikios mir zu.
    Und diesmal musste ich ihm Recht geben.
    Bald darauf lehnte ich an der Reling des kleinen Fischerbootes und starrte auf das schwindende Ufer, bis die Insel der Zauberin kaum mehr war als ein winziger Punkt in der blauen Ferne.
    Schließlich trat der ehemalige Ziegenbock an meine Seite. Die verblie -benen Tropfen des Verwandlungselixiers hatten auch den anderen Fi-schern ihre menschliche Gestalt zurückgegeben. Voll Freude erwarteten sie nun den Moment ihrer Rückkehr.
    Der stämmige Mann räusperte sich verlegen. „Im Namen aller möchte ich dir Dank aussprechen. Dir und deinem … Nymphen-Freund.“ Er stieß einen meckernden Laut aus, biss in den Ärmel meines Chitons und kaute gedankenverloren darauf herum.
    „Danke mir nicht.“ Ich hob abwehrend meine Hand. „Ich habe ledig-lich getan, was eines Helden Pflicht ist. Doch um eines möchte ich dich und deine Gefährten bitten: Tragt meinen Namen hinaus in die Welt. Erzählt euren Familien und Verwandten von diesem denkwürdigen Tag. Verkündet es auch euren Freunden, auf dass meine Taten einst in epischer Dichtung Unsterblichkeit erlangen werden.“
    Er hörte auf zu kauen und sah mich stirnrunzelnd an. „Und wer bist du?“
    Der Wind pfiff in den Segeln. Über unseren Köpfen zogen die Vögel ihre Kreise. Und während Aiaia langsam hinter dem Horizont ver -schwand, sandte ich mein Seufzen hinaus in die Weiten des Meeres.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
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