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WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

Titel: WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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dem Speicher gefunden. Versteckt unter vergilbten Papieren und Skizzen und vollkommen verstaubt, die Seiten, allesamt unbeschriftet, in Gelbtönen verblichen. Es schien ein uraltes Buch zu sein, und niemand wusste etwas darüber.
    Elsa, die sich magisch davon angezogen fühlte, beschloss sehr bald, die leeren Seiten dieses papiernen Schatzes zu füllen.
    Sie hielt ihre Träume darin fest und schrieb verbotene Wünsche hinein.
    Eines Tages, Seite Sieben, stand da in Kursivlettern der Name Jeromya , und das Buch ergänzte plötzlich Adjektive an schmucklosen Passagen oder deutete Punkte in Ausrufezeichen um.
    Die Schattenseite ihres Geschenks.
    Doch Elsa konnte nicht mehr aufhören, ihre Bleistifte zu spitzen.
    Als das Buch in eigentümlicher Selbstverständlichkeit ganze Sätze bil-dete, war sie bereits hoffnungslos verloren in ihrer Faszination für die gemeinsame Arbeit mit dem unsichtbaren Lyriker und Mentor. Geblen-det von den malerischen Welten, die er ihr eröffnete, tauchte sie einen kurzen Sommer lang in den Ozean haltloser Kreativität und phantas-tischer Klarheiten ein. Ihre Nächte verbrachte sie gerne in der ach-so-sagenumwobenen Villa Insomnia , und tagsüber kletterte sie meistens bis in die Krone der Schwarzen Cyralla , um die Goldschwäne auf dem Was-ser zu beobachten. Sie war Zeugin melancholischer Sonnenuntergänge und lebensfroher Ekstatik, kostete die Vorfreude auf Lust und Liebe aus und ließ sich von ihrem Buch in farbenprächtige Mythen und Visionen hineintragen. Dort begegnete sie legendären Wesen und schloss viele untrennbare Freundschaften.
    Doch irgendwann brach der Winter über ihre kleine Welt der Wunder herein und verdunkelte die Himmel. Elsa musste erkennen, dass die Geschichte des Buches sie zu ihrer Gefangenen gemacht hatte. Die Wahrheit auf dem Papier wurde zu greifbarer Realität, als plötzlich geschah, was geschrieben war, und sich die Ereignisse dramaturgisch zuspitzten.
    Es ging um einen Jungen, der ein Mädchen suchte, das er liebte. Er war ein Königsritter ohne Sattel, ohne Pferd, aber er kam, sie zu erretten. Aus den Fesseln der Geschichte, die ihrer beider Liebe steinschwere Hindernisse in den Weg buchstabierte. Seiner Intuition vertrauend lenkte ihn des Mädchens Stimme mit sicherer Hand durch die Irrgärten Insomnias und an den Minotauren vorbei in das Einzugsgebiet des To-desfalken. Er wäre beinahe ertrunken für sie.
    Oder ihretwegen.
    Elsa.
    Wollte kein Drama.
    Sie wollte eine Liebesgeschichte.
    Sie wollte ein Happy End.
    Deshalb schrieb sie mit der Kraft all ihrer Phantasie tapfer gegen die düsteren Vorahnungen des Buches an, das sich immer perfidere Todes-fallen für Jeromya erdachte und Elsas Herz in eiserne Ketten schlug. Es kreierte monströse Teufelswesen, die Glassplitter auf den Helden spuckten, wickelte ihn in vergiftete Dornenranken und ließ mannshohe Mauern aus dem Boden schießen, um sein Fortkommen zu behindern.
    Elsa hingegen half ihrem Königsritter mit Karten und Schlüsseln und sorgte dafür, dass er sich hauptsächlich mit seiner Intuition verteidigte. Er, die zentrale Figur dieser Geschichte war ihr noch nie begegnet, aber sie kannte jeden seiner Charakterzüge.
    Nur schöne.
    Und dafür liebte sie ihn.
    Unbeschreiblich.
    Weil sie wusste, wie sehr er sie liebte. Und dieser Liebe wegen waren Seite für Seite wortgewaltige Schlachten im Krieg der Erzählung ge-fallen. Heute würde die Geschichte ihr wohlverdientes Ende finden. Auf die eine oder andere Weise.
    Das Buch beschrieb die letzte Seite.
    Jeromya hörte die Flügelschläge des Falken nicht mehr, als er das Ufer erreichte, und auch das Wasser klarte bereits wieder auf.
    Er legte sich auf den sandigen Boden und robbte sich langsam bis an die Bambusgräser vor.
    Der Nebel zog in seine R ichtung als Verbündeter, der Deckung gab. Jeromya kroch tief in den Schutzmantel der Gräser hinein und wartete konzentriert.
    Ob es der Falke bereits aufgegeben hatte, ihn zu suchen?
    Jeromya hob vorsichtig den Kopf und spähte durchs Gras.
    Die Villa lag direkt vor ihm, in sattes Mondlicht getränkt. Es war genug zu sehen.
    Wenn er rannte wie der Teufel ...
    Das Krächzen des Falken ließ Jeromya zusammenfahren.
    Und plötzlich explodierte die Vegetation.
    Die Lagunenpilze sprengten sich aus dem Boden, Bäume entwurzelten sich und trampelten wie Giganten auf Jeromya zu, Skorpione krabbel-ten hinter seinem Rücken aus dem Wasser, rußige Wolken schoben sich vor den Vollmond.
    War dies die Stunde des

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