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WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

Titel: WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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die Arbeit der Stylistin erschwerte.
    „Bitte, schauen Sie nach vorn, Signorina “, bat Angelo.
    „Entschuldigung, es ist nur … d iese Maske … wie hält sie?“
    „Das ist eine Moretta, Signorina . Sie wird im Mund gehalten.“
    „Oh, damit kann man dann ja gar nicht sprechen!“
    „ Sì, Signorina .“
    Sie schwieg, doch ich konnte in ihrem Spiegelbild sehen, wie eine weit ere Frage an ihr nagte. Als die Frau sich ihren Haaren zuwandte, ergriff sie die Gelegenheit. „Bekomme ich auch so eine Maske?“
    „ No, Signorina .“
    Beruhigt konnte sie die weiteren Prozeduren über sich ergehen lassen und danach kam ich an die Reihe.
    Der Saal, in dem wir zuvor noch gespeist hatten, war nun unser Ball-saal. Das Mobiliar wurde weitestgehend entfernt, nur die zahlreichen Kerzenständer waren geblieben. Farblich und nach Geschlecht sortiert standen dem Dogen die Männer zur Seite und der Dogaressa die Frauen. Paarweise wurden wir von unseren Begleitern in den Saal geführt. Unsere Gastgeber erhoben sich. Mit Gänsehaut registrierte ich die außergewöhnlichen Stühle, nein, eher Throne, die rundherum mit offenen Händen gesäumt waren. Wie abgehakte, alte Leichenteile, die man irgendwie mit dem Gelenk an das Holz gespießt hatte.
    „Wir heißen Sie erneut in Venedig und unserem Palazzo willkommen. Es ist uns eine Freude, Sie unter uns zu wissen und wünschen Ihnen einen unvergesslichen Abend. Möge das Fest beginnen!“
    Er drehte sich zu seiner Frau und forderte sie zum Tanz auf, indem er ihr seine Hand darbot und sich mit einer ausladenden Geste vor ihr verbeugte. Sie nahm die Einladung an, indem sie ihm ihre Hand gab und sich ebenfalls verbeugte. Musik setzte ein und das Gefolge tat es ihnen gleich, wir Gäste zogen nach.
    „Darf ich Sie um einen Tanz bitten, Signorina ?“, fragte ich Josephine.
    „Sehr gern, Signore .“ Bescheiden verbeugte sie sich und gab mir ihre Hand. Ich konnte nicht umhin ihren Handrücken zu küssen und entlockte ihr damit ein Lächeln. Dieser Moment war so einmalig und, wenn überhaupt, nur noch mit unserer Hochzeit zu überbieten. Die Atmosphäre war eine Mischung aus Geschichten aus Tausendundeiner Nacht und einem Traum. Nahezu zu schön, um Realität zu sein. Wie im Rausch tanzten und tanzten wir und ließen uns von den Klängen ver-gangener Zeiten leiten.
    Ehe wir uns versahen, war es Mitternacht. Mit den ersten Schlägen der Turmuhren ebbte die Musik ab und alle stellten sich wie zuvor auf.
    Der Doge richtete das Wort an uns: „Werte Gäste, lassen Sie uns nun zum Finale Grande kommen.“
    Ich schwankte.
    Josephine hielt besorgt meinen Arm. „Ist mit dir alles in Ordnung?“
    „Ja, mir war nur kurz schwindelig.“
    „Bitte treten Sie einen Augenblick zur Seite.“ Wir wurden von unseren Begleitern zur Seite geführt und zwölf dieser gruseligen Stühle wurden in der Mitte aufgestellt. Jeweils sechs vor dem Dogen und sechs vor der Dogaressa. Die Träger stellten sich zu ihresgleichen und unsere Be-gleiter führten uns vor die Stühle.
    „Seit Jahrhunderten pflegen die Dogen von Venedig die Tradition der Marienprozession, indem sie jährlich die zwölf schönsten, einst vene -zianischen, Jungfrauen einladen und für ihre bevorstehende Hochzeit beschenken. Mit dem Wandel der Zeit wurden es die schönsten Jung-frauen der Welt und sowohl weibliche als auch männliche, aber allesamt jungfräulich und natürlich wunderschön.“
    Der Doge lächelte und nickte mit dem Kopf. Die Frauen auf unserer und die Männer auf der anderen Seite wurden gebeten sich zu setzen. Josephine faltete höflich ihre Hände in ihrem Schoß, doch Angelo ko rrigierte ihre Haltung, indem er ihre Arme auf die Lehnen legte. Ich konnte ihr Unbehagen darüber in ihrem Lächeln und ihren Augen sehen.
    „Muss das denn sein?“, fragte ich.
    „Das gehört zum Ritual“, verwarf er meinen Einwand forsch, ohne mich anzusehen.
    Ich schluckte, mein Hals war trocken und mir war unheimlich heiß. Zwei Gehilfen schälten sich aus der Menge und brachten ein Tablett mit goldenen Kelchen. Zu meinem Bedauern waren sie leer.
    Ein Raunen ging durch die Gäste und auch Josephine versuchte meine Aufmerksamkeit zu erregen. „René! René, was geht hier vor?“, drang ihre Stimme beinahe hysterisch zu mir durch.
    Ich verstand nicht gleich warum, erst als ich nach ihrer Hand griff, kam ich schlagartig zu mir. Statt ihrer sonst warmen und weichen, berührte ich eine kalte, knochig-lederne Hand. Ungefähr so widerlich hatte ich

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