WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)
geblieben. Dir selbst würde es nie gelingen, ein derartiges Geschöpf anzulocken, selbst wenn du es wolltest. Fyrsar hatte seinen Pfad bereits lange vorher verloren, und dies bildet die Einfallspforte für das Irrlicht. Fyrsars Absichten aber ... Sie werden uns wohl verborgen bleiben. Vermutlich sollten wir dafür dankbar sein.“
Sturmkind
Annika Modis
852 Jahre nach dem letzten Element-Ereignis
„Die Elemetare haben unsere Welt erschaffen. Sie herrschen über die Hauptelemente Feuer, Wasser, Erde und Luft, über die Nebenelemente Wolken, Metall und Holz und über einzelne Lebensbereiche wie Pflan-zen oder Tiere. Danach unterscheiden sie sich. Ein Feuerelementar beherrscht nur das Feuer, nicht aber die Erde.
Die wichtigsten Elementare sind: Sonnenkaiser Fodoron, Windkönig Avave, Regenmeister Utanel und Erdherr Etaw.
Mit ihnen werden wir uns in den kommenden Unterrichts-Stunden beschäftigen. Ihr wurdet unter dem Feuerhimmel ausgewählt und seid somit Elementar-Kinder. In Zukunft werdet ihr ausgebildet, die Ele-mentare zu erfreuen. Eure Aufgabe ist es ... AURORA!”
Die fünfjährige Aurora zuckte zusammen, als die Stimme der Priesterin scharf ihren Namen rief. „Ja, Mutter?”
Die Priesterin marschierte durch die Reihen der jungen Mädchen und bedachte Aurora mit einem strengen Blick. Die eisblauen Augen im faltigen Gesicht der Priesterin schienen Aurora an ihren Stuhl zu n ageln. „Würdest du uns bitte mitteilen, was da draußen so viel interes-santer ist als der Unterricht?”
Aurora lief rot an und schob sich eine dunkle Locke hinter das Ohr. „Draußen stürmt es, Meisterin. Ich habe die Blitze beobachtet”, stotter-te sie unbeholfen. Um sich konnte sie die anderen Mädchen leise kichern hören.
Der strenge Blick der alten Priesterin schwebte über ihr wie die Rache der Götter. „Da der Sturm dich mehr interessiert als deine Zukunft als Elementar-Kind, bist du für heute aus dem Unterricht entlassen”, zischte die Priesterin mit unverhohlenem Zorn. „Morgen erwarte ich eine vollständige Abschrift des heutigen Unterrichts-Stoffes und drei Seiten Pergament über den Feuerhimmel, der die Elementarkinder auswählt.”
Aurora holte Luft, um etwas zu erwidern, doch die Priesterin wies mit ihrer Hand bereits in Richtung Tür. „Hinaus!”
Der Ton, den die Priesterin anschlug ließ keinen Widerspruch zu , also stand Aurora seufzend auf und verließ das Klassenzimmer.
Missmutig stapfte sie unter den geschmückten Arkaden zu den Hütten der Elementar-Kinder. An den Säulen hingen noch die Reste der Pa -pierschleifen vom Friedensfest, an dem Aurora vor zwei Tagen als eines der Elementar-Kinder ausgewählt wurde. Sie war von ihrer Fa-milie fort in den Tempel gebracht worden, wo sie ihre Ausbildung zur Elementar-Hoheit erhalten sollte. Seither war ihr Gemüt so düster wie der Himmel weit über ihr.
Hallo Sturmkind!
Aurora erstarrte.
Es war nicht direkt eine Stimme, die sie hören konnte. Viel mehr kon nte sie die Worte tief in sich fühlen. Vorsichtig blickte sie sich um, als plötzlich einige dicke Regentropfen kalt auf ihr Gesicht tropften. Es fühlte sich an, als würde sie von eisigen Fingern gestreichelt werden. Sie sah nach oben. Sie stand doch unter den Arkaden. Hier durfte es nicht regnen. Doch die Regentropfen streichelten ihr die Wange hinauf als wären sie nicht den Gesetzen der Physik unterworfen. Sie fühlte, wie die Angst ihr in die Knochen kroch und ihren Körper lähmte.
Fürchte dich nicht, Sturmkind. Ich bin der Regen und bin gekommen, um mit dir zu spielen.
Aurora blickte sich um und brachte zwischen zusammengepressten Zähnen hervor: „Mein Name ist Aurora. Nicht Sturmkind!”
Der Regen lachte und es klang, als stünde sie direkt in einem Wasser -fall.
Inzwischen hatte der Sturm deutlich nachgelassen. Trotz ihrer Ehr -furcht war Aurora fasziniert vom Regen. Die Geschichten und Legen-den über die herrschende Rasse der Elementare hatten Aurora ihr ganzes junges Leben begleitet. Sie wollte immer Utanel, der Regenmeister, sein, wenn sie mit ihren Geschwistern Elementar-Spiele spielte. Mutig trat sie unter den Arkaden hervor und ließ den Wind wild mit ihren dunklen Locken spielen. Vor sich formten die stetig fallenden Regentropfen etwas, das entfernt an eine menschliche Silhouette erinnerte. Sie brauchte keine vollendete Ausbildung zur Elementar-Hoheit zu haben, um zu wissen, dass sie einen Elementar vor sich hatte. Es war Utanel, der Regen,
Weitere Kostenlose Bücher