Weltkrieg der Waehrungen
der Europäer konnte der Greenback beträchtlich zulegen. Zeitweise mussten nur 82 US-Cent für einen Euro gezahlt werden.
Aber mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 begann sich das Blatt gegen den Dollar zu wenden. Unter George W. Bush rüsteten die Vereinigten Staaten für den »Krieg gegen den Terror«. Die Verteidigungsausgaben stiegen um mehr als 100 Milliarden Dollar, und der Staatshaushalt, der zur Jahrtausendwende noch einen (bescheidenen) Ãberschuss ausgewiesen hatte, rutschte tief in die roten Zahlen. Allein der Irak-Krieg würde Amerika bis zum Abzug der Truppen Ende 2011 inklusive Folgekosten eine Billion Dollar kosten. Die Neuverschuldung sprang bereits vor der Finanzkrise drastisch nach oben.
Die Waffengänge hatten noch weitere Konsequenzen für die Stellung der einzigen Supermacht. Zwar konnten die USA den Afghanistan- wie den Irak-Feldzug militärisch für sich entscheiden, jedoch gelang es nicht, die beiden Länder in der anschlieÃenden Besatzungszeit zu befrieden und zu stabilisieren. Darüber hinaus hatte die Irak-Kampagne zu einem Zerwürfnis mit alten Verbündeten in Europa und einem angespannten Verhältnis zu anderen GroÃmächten geführt. All das lastete ebenso auf dem Dollar wie die beharrlich hohen Handelsdefizite der USA, die unentwegt davon kündeten, dass sich die Amerikaner daran gewöhnt hatten, in Kriegs- wie Friedenszeiten über ihre Verhältnisse zu leben.
In Ermangelung einer starken Währungsalternative fanden Investoren, die sich gegen einen schwachen Dollar absichern wollten und gleichzeitig Wert auf Liquidität legten, keinen besseren sicheren Hafen als das Edelmetall. Liquide heiÃt ein Investment, wenn es schnell »verflüssigt«, also veräuÃert werden kann. In dem Sinne sind Immobilien nicht liquide, Aktien oder Gold dagegen schon. Ab dem Jahr 2003 mussten die Rohstoffnotierungen schon allein deshalb steigen, weil der Dollar fiel.
Dem Antagonismus von Gold und US-Devise liegt aber auch eine tiefere ökonomische Logik zugrunde: Schwächt sich der Greenback gegenüber anderen Währungen ab, bedeutet das für die Minengesellschaften UmsatzeinbuÃen: Gold wird auf den internationalen Märkten stets in Dollar abgerechnet, ein schwacher Greenback heiÃt daher: niedrigere Erlöse in heimischem Geld. Gleichzeitig werden die Arbeiter weiter in Landeswährung (zum Beispiel südafrikanischem Rand) entlohnt. Sinkende Einnahmen bei gleichbleibenden Kosten unterminieren die Margen der Unternehmen. Sinkende Gewinne machen neue Investitionen in Exploration und Produktion auf Dauer weniger wahrscheinlich und verringern damit die erwartete künftige Förderung. Die Aussicht auf eine geringere Produktion in der Zukunft wiederum rechtfertigt im Hier und Jetzt höhere Unzenpreise. An den Rohstoff- und Devisenmärkten flieÃt das Morgen in die Preise von heute ein.
Mit der Zeit gewann der Trend zum Gold eine Eigendynamik. Privatanlegern und professionellen Geldmanagern wurde bewusst, dass sie diese Anlageklasse in den zurückliegenden Jahren vernachlässigt hatten. Im Jahr 2007 orderten Private bereits Barren, Münzen und Medaillen im Wert von 9,5 Milliarden Dollar. Ein Jahr später (als die Finanzkrise erste Schatten auf die Weltwirtschaft warf) war die Nachfrage nach physischem Gold auf 23,5 Milliarden Dollar gesprungen â sieben Mal so viel wie noch 2003. Im Jahr 2011 würde sie schlieÃlich mit 75,1 Milliarden Dollar ein Rekordhoch erreichen. 64
Die zunehmende Nachfrage rief die Anbieter von Investmentlösungen auf den Plan. Sie brachten neuartige Fonds auf den Markt, mit denen Anleger indirekt physisches Edelmetall erwerben konnten: »Exchange Traded Funds« oder abgekürzt ETFs. Mit einem ETF-Anteil erwirbt der Käufer eine bestimmte Menge Edelmetall, die in einem Tresor für ihn gelagert wird und die er sich bei manchen Fonds theoretisch auch ausliefern lassen kann. Waren diese ebenso leicht wie Aktienfonds zu handelnden Gold-ETFs einmal etabliert, lockten sie neue Interessenten in das Metall, die den Preis zusätzlich antrieben. Im Jahr 2008 wurden bereits Goldfonds im Wert von 8,9 Milliarden Dollar geordert, im Jahr 2009 schnellte das Volumen dann auf 18,4 Milliarden Dollar nach oben 65 â sechs Jahre vorher hatte das Handelsvolumen bei bescheidenen 460 Millionen Dollar gelegen.
Die neuen Produkte waren gefragt, sehr sogar. Das lag
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