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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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ein starkes kurzfristiges Interesse daran, dessen wichtigste Komponente, den Greenback, zu schonen.
    Aber die Kaufaktivitäten waren nur die eine Seite der Medaille. Ebenso interessant wie das, was auf dem Rohstoffmarkt passierte, war das, was dort nicht passierte: Während die Währungshüter der Schwellenländer beschlossen, ihre Goldreserven auszubauen, entschieden sich die Notenbanken der alten Industrieländer dafür, ihre Goldreserven nicht mehr zu reduzieren. Dieser Schritt ist bemerkenswert, weil einige der westlichen Institute recht üppig mit Gold ausgestattet sind: Im Vergleich zu China, Indien oder Brasilien horten Deutschland, Italien oder die USA immer noch beachtliche Mengen des Metalls.
    Die Reserve Bank of India kommt selbst nach dem IWF-Coup nur auf einen Goldanteil an ihren Gesamtreserven von etwa zehn Prozent. Bei der amerikanischen Notenbank Federal Reserve beläuft sich die Quote auf beachtliche 77 Prozent. Die Fed verfügt mit 8134 Tonnen des Edelmetalls über so viel Gold wie keine andere Institution auf dem Planeten. Der Wert der Barren, die in den Tresoren des berühmten Fort Knox und der New York Fed lagern, belief sich Anfang 2012 auf rund 450 Milliarden Dollar. Die Deutsche Bundesbank rangiert mit 3396 Tonnen, die zwei Drittel ihrer Devisenreserven ausmachen, auf Platz zwei der staatlichen Goldbesitzer. Der Hort der Bundesbanker war knapp 190 Milliarden Dollar wert.
    Unter den westlichen Notenbanken bildeten Fed und Bundesbank in den vergangenen Dekaden eine Ausnahme, da sie anders als viele vergleichbare Institute keine größeren Mengen Gold abgaben. Doch selbst bei verkaufsfreudigeren Instituten wie der Bank of England oder der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hat die Neigung, sich von großen Teilen des Goldschatzes zu trennen, deutlich nachgelassen. Obwohl das Preisniveau für solche Verkäufe gegen Ende des Jahrzehnts sehr viel attraktiver gewesen wäre als zum Beispiel 1999, gab es zuletzt keine nennenswerten Verkäufe mehr. An der Börse ist von einer leisen Kapitulation der Goldverächter die Rede. Sie eröffnet für das Edelmetall völlig neue Horizonte. Im Jahr 2010 erwarben die Notenbanken der Welt zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder mehr Edelmetall, als sie auf den Markt gaben, und 2011 beschleunigte sich der Trend noch. Der offizielle Sektor, wie die Zentralbanken auch genannt werden, kaufte so viel Gold wie zuletzt vor 40 Jahren, zur Zeit der Stagflation. Fast schien es so, als wollten die Institute eine Rückkehr zum Edelmetallstandard vorbereiten.
Perspektiven für einen neuen Goldstandard
Metall des Vertrauens
    Der bisher jüngste Akt im großen Golddrama ist die Euroland-Krise. War Gold bis in das Jahr 2009 hinein vor allem die Nemesis des amerikanischen Dollar, so ist es nunmehr die Gegenwährung zu Papiergeld schlechthin geworden. In jenem Jahr verlor der Euro seine Reputation als Defensivwährung. Vorher galt das europäische Einheitsgeld als »friedlichere« Alternative zum Greenback, dem der Ruf anhängt, ein aggressives Instrument Washingtoner Interessen zu sein. Zunächst zogen die eskalierenden Schuldenprobleme in Griechenland den Eurokurs nach unten, dann setzten ihm die politische Zerstrittenheit der Europäer und der Finanzstress des kontinentalen Bankensektors zu. Schließlich crashte auch die Europäische Zentralbank, indem sie in der akuten Notlage ihre Prinzipien über Bord warf. Die Investoren, die dieses Verhalten erschreckte, waren nun dafür sensibilisiert, wie prekär sich auch die Situation des Euro gestaltete. Der Bundesbank-Nachfolgerin EZB war zuzutrauen, dass sie noch so manches Tabu brechen würde, um das politische Projekt Euro zu retten.
    Die Marktentwicklung spricht eine deutliche Sprache. Bis 2009 hatte der Goldpreis in Dollar stets stärker zugelegt als der Goldpreis in Euro. Das änderte sich mit dem Beginn der Griechenland-Posse, die Merkel, Sarkozy, Trichet und andere Europafürsten aufzuführen begannen. In Dollar gerechnet stiegen die Unzennotierungen zwischen Ende Oktober 2009 und Anfang Juni 2010 um 15 Prozent, doch auf Eurobasis gingen sie sogar um 44 Prozent nach oben. Die Marktteilnehmer sprachen der Problemlösungskompetenz der Europäer ihr deutliches Misstrauen aus.
    Mit dem Dollar und dem Euro waren die beiden großen Devisen der westlichen Welt im Verdacht, auf dem Weg zu Weichwährungen zu sein. Dieses Misstrauen

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