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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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auch an der glänzenden Wertentwicklung, mit der Goldfonds aufwarten konnten. In der ersten Dekade des neuen Jahrhunderts hat sich keine Anlageform so gut geschlagen wie das Edelmetall. Während der breite amerikanische Aktienmarkt zum ersten Mal in seiner Geschichte ein ganzes Jahrzehnt lang keinen Gewinn hervorbrachte – ein Umstand, der den Apologeten der Wirtschaftssupermacht USA wahrlich als Menetekel erscheinen muss –, konnten Goldbesitzer aus 1000 Dollar 3800 Dollar machen. Je mehr das neue Jahrhundert fortschritt, desto mehr nährte die Hausse die Hausse. In Gestalt der privaten Investoren griff auf den Rohstoffmärkten eine neue Käufergruppe ein. Sie zerstörte den alten Gleichgewichtszustand, der den Preis in den Neunzigerjahren unter 500 Dollar je Unze gehalten hatte. Und schon bald würden die Gewichte noch mehr verschoben werden. Denn jetzt traten Akteure auf den Plan, deren finanzielle Macht wirkt wie die Gravitationskraft von Riesenplaneten.
Die Reue der Notenbanken
    Das Jahr 2009 bedeutet einen Wendepunkt in der jüngeren Geschichte des Goldes wie der Finanzmärkte insgesamt. Bis dahin war die Hausse des Edelmetalls fast ausschließlich vom Interesse privater Investoren getrieben worden. Zwar hatte es immer wieder vereinzelte Meldungen gegeben, asiatische Notenbanken würden ihre Goldreserven aufstocken. Doch blieben diese Käufe meist unterhalb der Wahrnehmungsschwelle der breiten Öffentlichkeit. Dann sorgte Anfang November 2009 eine Mitteilung aus Mumbai für Furore: die indische Zentralbank, die Reserve Bank of India, kaufte 200 Tonnen Gold vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und erhöhte ihre Bestände damit schlagartig um mehr als die Hälfte.
    Der Währungsfonds hatte ein paar Wochen zuvor erklärt, sich von einem Teil seines Edelmetalls trennen zu wollen. Analysten und Akteure waren ursprünglich davon ausgegangen, dass die Verkäufe über den Markt abgewickelt und den Unzenpreis (wegen des zusätzlichen Angebots) vorübergehend belasten würden. Dass nun die indische Regierung im großen Stil kaufte, änderte alles. Die Entscheidung demonstrierte, wie groß das Interesse mancher Zentralbanken war, ihre Goldbestände aufzustocken – und zwar schnell. Vor allem aber demonstrierte sie, dass öffentliche Institutionen nicht länger auf der Angebots-, sondern zunehmend auf der Nachfrageseite standen. Auch von anderen Notenbanken wurde bekannt, dass sie ihre Bestände aufstockten. Sri Lanka kaufte, Mauritius kaufte, Mexiko kaufte, Südkorea kaufte, und vor allem: China und Russland kauften. Nachrichten und Gerüchte über größere Erwerbungen trugen wesentlich dazu bei, dass die Goldnotierungen im Dezember 2009 erstmals auf mehr als 1200 Dollar je Unze stiegen. Seit Anfang des Jahres hatte sich Gold da bereits um ein knappes Drittel verteuert. Der Rohstoffmarkt war jetzt so »heiß« wie seit Jahren nicht.
    Während kleine Länder ihre Transaktionen problemlos publik machen können, hüten sich die großen Staaten, damit unnötig an die Öffentlichkeit zu gehen. Oft entnehmen Investoren erst den Quartals- oder Halbjahresberichten der Institutionen, dass (Monate vorher) eine Aufstockung stattgefunden hat. Zu groß ist die Gefahr, sich durch eigene »Geschwätzigkeit« die Preise zu verderben. Die Mitteilung der indischen Reservebank Anfang November 2009 hatte die Goldnotierungen an einem Tag um 25 Dollar je Feinunze hochschnellen lassen. Das musste die Inder nicht bekümmern, da sie den Preis zuvor in Verträgen mit dem IWF festgeklopft hatten. Wäre die Transaktion am offenen Markt erfolgt, hätte eine voreilige Mitteilung viel Schaden anrichten können. Folglich waren andere Länder wie Russland oder China bei ihren Käufen geradezu manisch auf Diskretion bedacht. Länder wie die Volksrepublik, die über umfangreiche Dollarreserven verfügen, mussten besonders behutsam vorgehen. Nicht nur kann ein schwacher Greenback die Rohstoffpreise steigen lassen, umgekehrt können auch steigende Goldnotierungen die US-Devise belasten. China mit seinen Beständen von mehr als drei Billionen Dollar würde sich ins eigene Fleisch schneiden, brächte es durch unbedachtes »Goldgeplauder« seine wichtigste Reservewährung zum Absturz. So sehr Peking und andere ein langfristiges Interesse daran hatten, den Staatsschatz zu diversifizieren, so sehr hatten sie

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