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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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wurde für den Moment ein allzu schmerzlicher Kaufkraftverlust der US-Bürger abgemildert. Mehr umlaufende Dollars erleichterten es den Arbeitnehmern, höhere Löhne und Gehälter durchzusetzen. Zusätzlich stimulierten die Behörden die schwächelnde Wirtschaft mit gepumptem Geld. Bald schon zeigten sich jedoch die Schattenseiten der neuen monetären Libertinage, die das Papiergeld mit sich brachte.
    Die entscheidende Frage lautete, ob es den Notenbanken gelingen würde, mit der neuen »Technologie« eines ungedeckten Zahlungsmittels umzugehen. Prinzipiell waren alle Notenbanken der westlichen Welt darauf ausgerichtet, den Geldwert zu erhalten. Inflation zu verhindern, stellte auch eines der Ziele des Federal-Reserve-Systems dar, wie es 1913 gegründet und in den Dreißigerjahren reformiert und gestrafft worden war. Allerdings hatte die US-Zentralbank daneben noch andere Aufgaben, zum Beispiel, die Konjunktur und die Vollbeschäftigung zu fördern. Hinzu kam, dass ein Papiergeld-System im globalen Maßstab eine völlig neue Erfahrung war. Es war eben nicht nur der Dollar, der keine Verankerung in realen Werten mehr hatte – für die anderen Devisen galt das Gleiche.
    Den im Bretton-Woods-System sozialisierten Währungshütern fehlte es schlicht an Erfahrung, wie mit »Fiat Money«, also nach Bedarf produziertem, aus dem Nichts »geschöpftem« Geld, in dieser Dimension umzugehen war. (Das Wort »fiat« hat nichts mit der Turiner Automarke zu tun, sondern steht für das lateinische »es werde«, wie es auch aus der Bibelstelle »fiat lux«, es werde Licht, bekannt ist.) Papiergeld im globalen Maßstab war ein vollkommen neues Experiment, und so manchem traditionellen Anhänger des Goldstandards, zu denen auch der junge Alan Greenspan gehörte, schwante Schlimmes. Bald schon sollten sich die Zweifler bestätigt sehen.
    Kaum war die Lösung des Dollar vom Gold vollzogen, kam eine gefährliche Inflationsspirale in Gang: Höhere Preise wurden mit Lohnsteigerungen beantwortet, die ihrerseits wiederum zu höheren Preisen führten, da die Firmen einen Ausgleich für die gestiegenen Kosten suchten. Bald erinnerte die Situation in den industrialisierten Volkswirtschaften an die Fabel »vom Hasen und vom Igel«. Der Hase Lohnabschluss konnte nicht schnell genug rennen, um den Igel Inflation einzuholen – aber rennen musste er. Das Phänomen war in der gesamten westlichen Welt verbreitet, betraf mit dem Dollar aber die globale Leitwährung, was das Weltfinanzsystem vor besondere Schwierigkeiten stellte.
Stagflation
    Zweistellige Inflationsraten waren schon bald nach Nixons Loslösung des Dollar vom Gold keine Seltenheit. Verschlimmert wurde die Lage dadurch, dass es die Volkswirtschaften mit einer neuen, zuvor unbekannten Art von Geldentwertung zu tun hatten. Anders als es die ökonomische Theorie postulierte, ging diese Inflation nicht mit hohem Wachstum und sinkender Erwerbslosigkeit einher. Im Gegenteil, die Arbeitslosigkeit zog im Verlauf der Siebzigerjahre stark an. Diese Verbindung von ökonomischer Stagnation und Inflation war ein äußerst beunruhigendes neues Phänomen. Sie strafte die Bevölkerung doppelt: Hohe Preissteigerungen unterminierten die Kaufkraft des Geldes, die Angst vor dem Jobverlust erzeugte zusätzlich gesellschaftliche Verunsicherung. Und das Phänomen war hartnäckig: Für den Rest des Jahrzehnts sollte Stagflation die Geißel der westlichen Volkswirtschaften bleiben.
    Erst Anfang der Achtzigerjahre kam es zu einem fast filmreifen Showdown. Die Stagflation hatte den Missmut in der Bevölkerung so groß werden lassen, dass der Ruf nach einer Alternative übermächtig wurde. Sowohl der keynesianische Nachkriegskonsens, demzufolge Konjunkturschwächen mit immer neuen Ausgabenprogrammen begegnet werden sollte, als auch die allzu lockere Geldpolitik der Notenbanken wurde jetzt angezweifelt. Sogar der immer teurer werdende Wohlfahrtsstaat zog nun erstmals in der westlichen Welt Kritik auf sich. Es war Zeit für einen radikalen Kurswechsel. Und der kam in Gestalt dreier Reformer, die zwischen 1978 und 1981 in höchste Ämter gelangten. Ihre Namen lauteten Margaret Thatcher, Ronald Reagan und Paul Volcker. In Europa machte sich die konservative britische Politikerin Margaret Thatcher als Erste daran, die strukturellen Verkrustungen aufzubrechen, die für die hohe

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