Weltkrieg der Waehrungen
Bundesrepublik Deutschland in sechs Jahrzehnten angehäuft hat. Hinzu kommen die schwer zu prognostizierenden Mehrausgaben, die die Alterung der Gesellschaft mit sich bringt. Sie werden die fiskalischen Freiräume künftig weiter einengen.
Reservestatus in Gefahr
Der Status des Dollar als globale Reservewährung bringt es mit sich, dass Milliarden Greenbacks auÃerhalb der Vereinigten Staaten zirkulieren. Von den Hundert-Dollar-Noten, den »groÃen Scheinen«, die Benjamin Franklin ziert, sollen es sogar drei Viertel sein. Darüber hinaus befinden sich mehr als die Hälfte der US-Regierungsanleihen in ausländischen Händen. Wird der Dollar also schleichend entwertet, trifft das folglich zum überwiegenden Teil Nichtamerikaner. Auch die relativ lange Durchschnittslaufzeit der amerikanischen Papiere macht eine Entschuldung mittels Inflation praktikabel. Muss ein Staat schon nach kurzer Zeit wieder neues Geld am Kapitalmarkt aufnehmen, nützt ihm die Geldentwertung wenig. Zwar erlaubt ihm das allgemein gestiegene Preisniveau höhere Einnahmen, die die Bedienung der Schulden erleichtern, zugleich verlangen die Investoren aber höhere Zinsen als Ausgleich für den erwarteten Kaufkraftverlust der Währung. Steigt die Inflationsfurcht schneller als die Inflation, kann der Staat durch explodierende Zinsen sogar besonders schnell in die Enge getrieben werden. Da Amerika im kollektiven Gedächtnis der Kapitalmärkte jedoch noch nie pleitegegangen ist und zudem die globale Leitwährung stellt, könnte Washington versucht sein, das riskante Spiel mit dem Feuer der Geldentwertung zu wagen.
Aus Sicht der Vereinigten Staaten könnte eine Inflation schon bald ein probates Mittel sein, um im Wettstreit der Wirtschaftsmächte Spielraum zurückzugewinnen. In diesem Sinn wäre die Entwertung des Dollar im Weltkrieg der Währungen für Amerika nicht einmal eine aggressive, sondern eine defensive Strategie. Bereits nach dem Zweiten Weltkrieg in den späten Vierzigern und nach dem Vietnamkrieg in den Siebzigern lieà Washington den Wert des Greenback erodieren. Beide Male startete Amerika danach mit neuer Kraft durch. Die Option Sparen und Konsolidieren stöÃt weder bei den US-Bürgern noch bei der Washingtoner Regierung auf groÃe Zuneigung. Darüber hinaus führen die Debatten über das Wo des Kürzens im Kapitol regelmäÃig zu heftigsten Querelen und Grabenkämpfen zwischen den beiden Parteien, die sogar ein Grund für die Rating-Herabstufung durch Standard & Poorâs im August 2011 waren. Im Wahljahr 2012 wird das kaum besser werden, und auch danach wird man sehen müssen, wie sich die politische Stimmung in Washington vor dem Hintergrund von offiziell fast 14 Millionen Amerikanern ohne Job entwickelt. Aus all diesen Gründen steuern die USA eher auf eine schleichende Entwertung des Dollar als auf ein Sparprogramm nach europäischem Zuschnitt zu.
Gelingt es der Federal Reserve, eine maÃvolle Inflation von etwa fünf Prozent im Jahr herbeizuführen, wie sie etwa dem Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds, Olivier Blanchard, vorschwebt, 29 könnte der Dollar seine Rolle als Weltreservewährung sogar behalten â zumindest bis sich ein kühner Anwärter erhebt, der den Greenback vom Thron stöÃt. Reservestatus und leichte Entwertung schlieÃen sich nicht aus. 30 Ob sich die Inflation so wohlgesittet verhält, wie die Entscheider in Washington wollen, ist aber alles andere als sicher. Laufen die Dinge dagegen aus dem Ruder, könnte die Geschichte des amerikanischen Geldes so enden, wie sie begonnen hat: mit einer groÃen Inflation.
Dann würde die Stunde der Dollar-Rivalen schlagen. Doch welche Währung hätte das nötige Format, um den Dollar zu beerben? Von den Devisen der Welt kommen dafür nur drei in Frage: das Gold, das bereits in der Vergangenheit die Funktion eines monetären Wertankers innehatte; der Euro, die Währung der zweitgröÃten Wirtschaftsmacht auf dem Planeten; und der chinesische Yuan, das Geld der aufstrebenden Volksrepublik China. Jede dieser Währungen hat groÃe Vorzüge, aber jede von ihnen hat auch ihre Makel, die sich im Kampf um das Erbe des Dollar als Achillesferse erweisen könnten. Tauchen wir also in die Geschichte der Rivalen ein und prüfen wir, welche Stärken sie zum Nachfolger des Dollar qualifizieren, und welche Schwächen ihnen
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