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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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von 1956 war das Vereinigte Königreich kein Staat von weltpolitischem Rang mehr. Globale Großmacht ohne ausreichende monetäre Basis zu sein, hatte sich als Wunschdenken herausgestellt.
    Die Sues-Krise ist fast ein Musterbeispiel für die These des Historikers Paul Kennedy, dass Imperien – in diesem Fall das britische Empire – von innen zerfallen. Strategische Überdehnung zieht einen ökonomischen Kollaps nach sich, der das Reich am Ende kollabieren lässt. 36
    Experten streiten bis heute darüber, ob Washington seine Drohung, das Pfund zu zerstören, 1956 hätte wahrmachen können. Immerhin wären davon auch die amerikanische Wirtschaft und vor allem die New Yorker Finanzinstitute (bei denen Großbritannien tief in der Kreide stand) betroffen gewesen. Doch diese Diskussion führt in die Irre. Enorme Bestände an fremden Devisen und Schuldtiteln, wie sie die USA damals hielten, ähneln in ihrer Wirkungsweise atomaren Massenvernichtungswaffen. Eine Nuklearmacht muss »die Bombe« nicht zünden, um einen Krieg für sich zu entscheiden, es reicht aus, glaubwürdig mit ihrem Einsatz zu drohen. Amerika beherrscht dieses Spiel seit 1945 bis zur Perfektion. Doch bald könnte die Supermacht ihren Lehrmeister finden.
Planspiel Währungskrieg
    Ein gutes halbes Jahrhundert nach der Sues-Krise ist es nicht mehr Amerika, das über eine »finanzielle Atombombe« gebietet, sondern China. Zweifelsohne wäre es für die Volksrepublik einigermaßen irrational, seine amerikanischen Staatsanleihen auf den Markt zu werfen und den Dollar »verdampfen« zu lassen. Von heute auf morgen würden die chinesischen Exporteure ihre Expansionschancen in den USA und anderen Ländern, die ihre Währung an den Greenback gekoppelt haben, ruiniert sehen. Peking würde sich ökonomisch ins eigene Fleisch schneiden – und das gleich doppelt. Abgesehen davon, dass die verminderte Wettbewerbsfähigkeit die Steuereinnahmen schmälern und die Arbeitslosigkeit hochschnellen lassen würde, wäre auch der Wert des Devisenhorts direkt betroffen. Sämtliche Dollarbestände auf einmal abzustoßen, ist bei dem immensen Volumen, auf das diese angeschwollen sind, technisch unmöglich. Also müssten die chinesischen Finanzbehörden ihre Greenback-Vorräte in Tranchen verkaufen – mit einer unangenehmen Konsequenz: Die restlichen Reserven im Besitz der Volksrepublik würden im gleichen Maß an Wert verlieren, wie die US-Devise dahinsiecht. Überspitzt formuliert: China könnte Amerika seines Reichtums berauben, würde bei einem solchen Wirtschaftskrieg aber auch selbst in die Armut abrutschen. So zwingend diese Überlegungen dagegenzusprechen scheinen, dass Peking die »finanzielle Atombombe« jemals einsetzen wird: Den Strategen im Pentagon und im Weißen Haus bleibt ein unauflösbarer Rest Unsicherheit, ob das kommunistische Regime (und sei es aus der Wut oder Verzweiflung heraus) nicht doch eines Tages zu diesem äußersten Mittel greifen wird. Je mehr sich die Machtachsen nach Osten verschieben, desto größer ist die Gefahr.
    Es gibt rationale Gründe, über das irrationale Szenario besorgt zu sein. Einer davon ist die historische Erfahrung: Die Geschichte lehrt, dass Nationen manchmal auch Kriege beginnen, die ihren wirtschaftlichen Interessen schaden. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs ist ein Beleg hierfür. Vor allem Deutschland und England hatten in dem Konflikt wenig zu gewinnen, aber viel zu verlieren, dennoch traten sie in die Auseinandersetzung ein, weil jeder von beiden von der falschen Prämisse ausging, das Ringen um die Vorherrschaft schnell für sich entscheiden zu können. In gewisser Weise drängt sich ein Vergleich der Situation von 1912 mit der Situation von 2012 auf: Wie heute stand der »alternden« Weltmacht damals ein junger, auftrumpfender Herausforderer gegenüber. Obwohl auch Anfang des 20. Jahrhunderts die Kontrahenten ökonomisch eng miteinander verflochten waren, entluden sich die Interessenkonflikte am Ende gewaltsam. Die Schüsse von Sarajewo waren für beide Mächte zunächst ein eher marginales Ereignis auf dem fernen Balkan, einem unentwegt schwelenden Konfliktherd. Dennoch führten sie dazu, dass sich die größte und die zweitgrößte Industriemacht der Alten Welt aufeinander stürzten, dass sich England und Deutschland mitsamt ihren jeweiligen

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