Weltkrieg der Waehrungen
mal leiser. Wenn der Prozess der »Scheidung« vom Dollar sich länger hinzieht, als es die ökonomischen Rahmendaten rechtfertigen, hat das auch mit auÃenpolitischen Rücksichtnahmen auf die Schutzmacht Amerika zu tun. Wie sensibel das Thema für die Regierungen der Golfregion ist, konnte die breite Ãffentlichkeit im Oktober 2009 erleben. Die britische Zeitung »The Independent« hatte berichtet, Saudi-Arabien plane zusammen mit den anderen Mitgliedern des Golfkooperationsrats, sich von der Dollarbindung zu verabschieden. Die US-Devise solle binnen eines Jahrzehnts durch einen Währungskorb ersetzt werden, in dem neben dem Dollar, dem Euro, dem Yen und anderen Devisen auch der Yuan vertreten ist. Prompt folgte das Dementi. Der Bericht sei »absolut falsch« und entbehre jeder Grundlage, lieà die Notenbank des Königreichs verlauten. Auch wenn der »Independent« weitere Belege für die Behauptung schuldig blieb, war es bezeichnend genug, wie schnell und kategorisch der Widerspruch aus Riad kam. Die mit Amerika befreundeten Regenten der Golfregion bauen auch auf den militärischen Rückhalt, den die USA ihren Regimen gewähren. Für sie steht mehr auf dem Spiel als nur Geld.
Sicherheitsüberlegungen können den Abschied vom Dollar verzögern, aber nicht bis in alle Ewigkeit. Auf Dauer könnte die Greenback-Bindung für die Rohstoffländer unhaltbar (da unhaltbar teuer) werden. Kommt der Kurs der US-Devise einmal ins Rutschen, erhöhen sich die Ausgaben für Waren und Dienstleistungen aus anderen Währungsräumen â mit anderen Worten, es wird Inflation importiert. Neigt sich die Waagschale derart zu Ungunsten des Dollar, so kann es schnell zur Staatsraison werden, andere Optionen auszuschöpfen, sei es in Form des Euro, des Yuan oder eines Währungskorbs. Die Sicherheitsinteressen lassen sich dann mit den USA auf anderem Wege regeln. Kuwait jedenfalls scheint durch seine Aufkündigung der Dollarbindung militärisch nicht gefährdeter zu sein als zuvor. Bei alledem gilt es zu bedenken, dass die Zukunft des chinesischen Geldes nicht nur von externen und auÃenpolitischen Gegebenheiten abhängt, sondern auch von der Entwicklung innerhalb des fernöstlichen Reiches. Bei einer permanent mit Höchstleistung laufenden ökonomischen Maschine wie der Volksrepublik können kleinste Fehler fatale Folgen haben.
Der Aufstieg des Yuan zur Weltwährung
Schattenseiten
In der Finanzkrise 2008/09 hat China alles richtig gemacht. Ãberall auf der Welt verschlechterten sich die Konjunkturindikatoren dramatisch. Die Weltwirtschaft fällt von der Klippe, schrieb damals der »Economist«. In dieser Situation überraschte Peking die Welt mit einer frohen Kunde. Die Regierung würde ein Konjunkturprogramm in Höhe von vier Billionen Yuan auflegen. Diese umgerechnet rund 460 Milliarden Euro entsprachen rund 16 Prozent der chinesischen Wirtschaftsleistung. Das Geld würde vorwiegend in Infrastrukturprojekte gesteckt werden und der drohenden Verlangsamung des Wachstums entgegenwirken.
Das Konjunkturprogramm kam zum richtigen Zeitpunkt. Lange bevor in Europa die Rede von der Anti-Krisen-»Bazooka« aufkommen sollte, hatte China die finanzielle Panzerfaust tatsächlich aus dem Arsenal geholt und abgefeuert. Bald schien der Erfolg die chinesische Führung zu bestätigen: 2009 gelang es dem Reich der Mitte, seine Wirtschaftskraft um 8,7 Prozent zu steigern â in einem Jahr, in dem die meisten groÃen Ãkonomien schrumpften, die deutsche zum Beispiel um schmerzhafte fünf Prozent. Doch so spektakulär Pekings Konjunkturprogramm war â es war nicht mal Chinas stärkste Waffe.
Das meiste Geld mobilisierten die Kader unmerklich hinter den Kulissen: im Bank- und Schattenbanksektor des Landes. In diesem finanziellen Schattenreich tummeln sich reiche Privatleute oder Firmen, die eigentlich einen anderen Geschäftszweck als das Kreditgewerbe haben, aber dazu übergegangen sind, Teile ihrer nicht selten üppigen Barüberschüsse unter der Hand zu verleihen. Da sie juristisch nicht als Geldhäuser aktiv sind, unterliegen sie keiner Finanzregulierung. Nicht selten werden die Darlehen auch weniger solventen Schuldnern gewährt, die bei einer regulären Bank nur schwer an einen Kredit kämen.
Die Zinsen, die diese institutionalisierten Kredithaie kassieren, sind hoch, und das ganze Geschäft ist
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